Liebe Leserinnen und Leser,
 

es war ein seltsamer Moment, als Angela Merkel kürzlich vor der Bundespressekonferenz gefragt wurde, wo sie den Abend der Bundestagswahl am 26. September verbringen würde. Da die Kanzlerin bekanntlich nicht mehr kandidiert, ist es ja durchaus möglich, dass sie die ersten Prognosen und Hochrechnungen diesmal nicht im Kanzleramt oder im Konrad-Adenauer-Haus abwartet. Sondern womöglich in ihrer eigenen Wohnung (oder in einer Kneipe um die Ecke). Merkels Antwort fiel jedenfalls wenig konkret aus: „Ich werd‘ schon Verbindung zu der Partei haben, die – ähm – mir nahe …, deren Mitglied ich bin.“ Mit anderen Worten: Die Frau, die mehr als 18 Jahre lang CDU-Vorsitzende war, ist nicht nur Mitglied der Christdemokratischen Union. Sie steht dieser Partei sogar nahe! Sagt sie jedenfalls selbst.
 

Ein distanziertes Verhältnis zur CDU hatte sie eigentlich schon immer. Was nicht unbedingt verwundern muss, denn als ihre Karriere dort begann, fremdelte sie als politisch unerfahrene, in der DDR aufgewachsene Protestantin fast schon naturgemäß mit einer männerbündlerischen Partei, die zudem stark vom rheinischen Katholizismus geprägt war. Mein Kollege Hugo Müller-Vogg hat den jüngsten Merkel-Lapsus zum Anlass genommen, sich noch einmal Gedanken zu machen über das seltsame Verhältnis der scheidenden Bundeskanzlerin zur Union, die ihr letztlich nie wirklich eine politische Heimat war. Sondern eher ein notwendiges, unverzichtbares Instrument, um Politik machen zu können. „Wenn Merkel nach ihrem Abschied von der Politik etwas nicht vermissen wird, dann wohl die Partei mit ihren Ritualen, ebenso wenig das gesellige Zusammensein mit ,Parteifreunden‘“, schreibt Müller-Vogg. „Gesellig kann Merkel sein, aber nicht mit Leuten, die sie wegen ihrer Parteiämter an ihren Tisch bitten muss.“
 

Falls Sie es am Wochenende verpasst haben sollten: Ernst Elitz hat am Samstag seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Der Jubilar zählt zu den wichtigsten politischen Journalisten Deutschlands, in den Achtzigerjahren moderierte er Sendungen wie das „Heute Journal“ oder „Pro und Contra“, später wurde er Gründungsintendant des Deutschlandradios. Mein Kollege Ralf Hanselle hat den Geburtstag zum Anlass genommen, um mit Elitz über den Wandel von Journalismus und Öffentlichkeit zu sprechen. Und ihn unter anderem nach seiner Parteimitgliedschaft gefragt. Dessen Antwort: „Ich bin Mitglied der SPD. Aber ich glaube, die SPD hat das nie gemerkt.“
 

Man könnte an dieser Stelle über eine gewisse Parallelität zur politischen Selbstverortung Angela Merkels räsonieren. Aber das lassen wir heute mal sein und freuen uns einfach nur darüber, wenn bestimmte Anhänglichkeiten über viele Jahre hinweg Bestand haben. In kurzlebigen Zeiten wie diesen ist das ja keine Selbstverständlichkeit.
 

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur

 
 
 
 
 
Was will die FDP?
 
Die Liberalen beim Koalitions-Poker
 
VON HUGO MÜLLER-VOGG
 
 
FDP-Chef Christan Lindner bekannte am Sonntag im Sommer-Interview, seine Partei habe sich „koalitionspolitisch noch nicht festgelegt“. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl ist diese Aussage bemerkenswert. Am Ende wird Lindner aber klären müssen, ob er Annalena Baerbock oder Olaf Scholz zur Kanzlerschaft verhelfen würde oder nicht.
 
 
 
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/aussenpolitik/syriens-prasident-baschar-al-assad-fest-im-sattel/plus
 
Syriens Präsident Baschar al Assad
 
Fest im Sattel
 
VON GUIDO STEINBERG
 
 
Nach zehn Jahren Bürgerkrieg ist Syriens Präsident Baschar al Assad immer noch an der Macht – und will zeigen, dass eine Stabilisierung des Landes nur mit ihm möglich ist.
 
 
 
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Unruhen in Tunesien
 
„Empfindlichster Moment in der tunesischen Geschichte“
 
VON CICERO-REDAKTION
 
 
Seit Monaten tobt an der politischen Spitze Tunesiens ein Machtkampf. Jetzt scheint Präsident Saied nach dem Zepter zu greifen, offenbar mit Rückendeckung des Militärs. Er beteuert, sich im geltenden Rahmen der Verfassung zu bewegen, doch Kritiker sprechen von einem Putsch.
 
 
 
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Der Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat der Union Armin Laschet hält seine Faust zur Begrüßung in Richtung Angela Merkel
 
Merkel und die CDU
 
Szenen einer seltsamen Ehe
 
VON HUGO MÜLLER-VOGG
 
 
Seit drei Jahrzehnten ist Angela Merkel in der CDU. Niemandem sonst ist es gelungen, der Union derart den eigenen Stempel aufzudrücken. Dennoch hat die Kanzlerin zuletzt beiläufig in der Bundespressekonferenz gesagt, die Partei stehe ihr lediglich „nahe“ – nicht anders herum.
 
 
 
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Porträtfoto von Marine Le Pen
 
Marine Le Pen
 
Die geläuterte Rabaukin
 
VON STEFAN BRÄNDLE
 
 
Marine Le Pen fordert seit langem die etablierte Politik Frankreichs heraus, jetzt hat sie sich ein neues Image zugelegt – um nächstes Jahr doch noch Staatspräsidentin zu werden.
 
 
 
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/kultur/die-letzten-24-stunden-von-david-schalko-gehen-mit-der-vertrauten-stimme-im-ohr/plus
 
Die letzten 24 Stunden von David Schalko
 
Gehen mit der vertrauten Stimme im Ohr
 
VON NADINE EMMERICH
 
 
David Schalko lässt es in seinen letzen 24 Stunden nicht krachen. Worauf er sich an seinem letzen Tag besonders konzentrieren würde und wie er sich den idealen Abgang vorstellt.
 
 
 
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Björn Höcke am Rednerpult im Thüringer Landtag
 
Thüringer Landtag
 
Eine Niederlage für Björn Höcke
 
VON MATHIAS BRODKORB
 
 
Manchmal müssen Höcke und die AfD gar nichts mehr tun, um das Handeln des Thüringer Landtages zu bestimmen. Doch mit seinem Misstrauensvotum gegen Bodo Ramelow ist Höcke gescheitert. Auch dank der aktuell heftig kritisierten CDU, schreibt unser Kolumnist Mathias Brodkorb.
 
 
 
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Ungleicher Wettbewerb
 
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