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Liebe/r Leser/in,

nicht übel. Für einen alten, hinfälligen und sturen Mann, dessen Gedanken angeblich vernebelten und dessen Urteilskraft (ebenso angeblich) schwand wie Wasser aus einem löchrigen Eimer. Nicht übel für jemand, der in den vergangenen drei Wochen einen Imagewandel hinzunehmen hatte, bei dem manch jüngeres Ego auf die Bretter gegangen wäre. Der 81-Jährige aber musste es aushalten, dass er als einer der mächtigsten Politiker der Welt zum Betreuungsfall erklärt wurde. Nicht von einem Arzt, sondern von Millionen eingebildeten Ärzten.

Joe Biden – in den fachkundigen Augen des globalen Publikums ein physisches und psychisches Häufchen Elend – brachte es also jetzt fertig, die eigenen Fähigkeiten neu einzuschätzen und daraus den Schluss zu ziehen, die Kandidatur für eine zweite Amtszeit zurückzuziehen. Ja, er gab dem Druck der Partei und dem Druck der Parteispender nach. Ja, ihn hatten Vertraute und Berater gedrängt. Oder sie hatten ihn alleingelassen. Wie auch immer man die Entscheidung Bidens erklären mag: Er hat entschieden. 

Und wer auch immer den Rücktrittsbrief formuliert hat, er trägt Bidens Unterschrift. Es ist diese Unterschrift, die den Brief auszeichnet. Nicht das Pathos. Nicht die ruhig und tapfer formulierte Einsicht in das Notwendige. Es ist die Unterschrift. Sein Name. Seine Entscheidung. Eine späte Entscheidung?Eine Entscheidung unter Zwang? Geschenkt. Es ist eine Entscheidung ohne Beispiel. Sie ist richtig und gut, weil sie den amerikanischen Wählern wieder eine Wahl ermöglicht. Sie ist richtig und gut, weil sie die Vereinigten Staaten von Amerika befreit. 

Diese Entscheidung befreit auch den Mann im Weißen Haus. Joe Biden kann sich wieder auf das Amt konzentrieren, in das er gewählt wurde. Er muss sich nicht mehr lähmen lassen von einem Amt, in das er wohl nicht mehr gewählt worden wäre.

Mit vielen Grüßen

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

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