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Moritz Döbler
Chefredakteur
11. Juni 2024
Liebe Frau Do,
beim Namen Friedrich schwingt viel Geschichte mit. Der Große – so nannte man den Preußenkönig, im Volksmund auch der Alte Fritz, was durchaus nicht abwertend gemeint war. Eine historische Größe wie Friedrich II. dürfte kein Bundeskanzler erreichen können, denn Deutschland ist keine Monarchie, und die Demokratie verteilt die politische Verantwortung und damit auch Ruhm und Ehre auf viele Schultern. Friedrich Merz ist mit knapp zwei Metern zwei Köpfe größer als der legendäre König. Aber auch im übertragenen Sinn ist er für die Partei jetzt der Große. „Falls es morgen Neuwahlen geben sollte, wäre CDU-Chef Friedrich Merz der Kanzlerkandidat der Union“, schreibt Hagen Strauß in seinem Kommentar. „Aber nicht nur dann. Friedrich der Große? Alles läuft auf eine Merz-Kandidatur auch für die reguläre Bundestagswahl 2025 hinaus. Mehr noch: Nach dem Sieg bei der Europawahl ist sie dem Sauerländer eigentlich nicht mehr zu nehmen.“ Das Wörtchen „eigentlich“ darf in dem Satz allerdings nicht fehlen. Zwar beteuern Hendrik Wüst und Markus Söder stets lächelnd, ihr Platz sei in Düsseldorf respektive München. Aber Parteien sind Machtapparate. Endgültig wird die Frage erst nach den drei Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen zu entscheiden sein. Dort ist die AfD bei der Europawahl zur stärksten Kraft geworden und will nun auch regieren, wie Mey Dudin und Julia Rathcke berichten.
Friedrich Merz und Ursula von der Leyen am Montag in Berlin., FOTO: dpa/Sebastian Gollnow
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Heute wichtig
Tödliche Unfälle: Mehr als die Hälfte aller Unfälle mit Todesopfern passieren auf Landstraßen. Besonders gefährlich für Autofahrer, die die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren, sind Bäume am Straßenrand. Auslöser für viele Unfälle sind zu schnelles Fahren und gewagte Überholmanöver. Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, fordert in einem Brief an zwei NRW-Minister politisches Gegensteuern. Christian Schwerdtfeger berichtet.
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Meinung
Europawahl: Eingangs ging es schon um die Wahlsieger in Deutschland, aber lassen Sie uns noch einen tieferen Blick auf die Konsequenzen werfen. Unser Brüssel-Korrespondent Gregor Mayntz wertet das Ergebnis als glimpflich, kommt aber zu einem nachdenklichen Fazit : „Die rheinische Losung ,Et hätt noch immer jot jejange‘, wonach die Gefahren letztlich stets beherrschbar bleiben würden, gilt für den Augenblick und die Mandate im Parlament. Aber für Europas Zukunft greift sie zu kurz.“ Wenn wir schon sprachlich das Rheinland streifen: In NRW hat sich die politische Landkarte dramatisch verändert, wie Maximilian Plück analysiert: „Einzig in der Stadt Herne schaffte es die SPD mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,2 Prozentpunkten, der CDU die Stimmenmehrheit streitig zu machen. Den Grünen blieben die Städte Aachen, Köln und Münster. In Bonn, Düsseldorf, Bochum, Wuppertal, Bochum, Dortmund, Bielefeld und dem Ennepe-Ruhrkreis wurden sie von der CDU abgelöst.“ In der Wahlnachlese der „Stimme des Westens“ lassen wir die Ampel heute weg – aber der Blick nach Frankreich darf nicht fehlen: Unsere Paris-Korrespondentin Christine Longin wirft Emmanuel Macron vor, mit den Neuwahlen zum politischen Brandstifter zu werden. „Statt in Ruhe zu überlegen, wie es nun weitergehen könnte, löste der impulsive Macron ein politisches Erdbeben aus.“
Nach der Europawahl
Was darf sich die AfD noch erlauben?
Neue KI von Meta
Der Datenraub des Jahrhunderts
FOTO: RP/RP
So gesehen
Oradour-sur-Glane war im Zweiten Weltkrieg Schauplatz eines besonders brutalen Kriegsverbrechens. Die SS löschte den ganzen Ort aus. Zum 80. Jahrestag des Massakers reiste nun Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. Mit seinem Amtskollegen Emmanuel Macron gedachte er Arm in Arm der Toten von damals. Es war ein besonderer Besuch am Tag nach der Europawahl, von den neuen politischen Verhältnissen in Frankreich war ja eben schon die Rede. Meine Kollegin Kerstin Münstermann, die mitreiste, lässt Sie mit einer Reportage an ihren Eindrücken teilhaben. Ich möchte das deutsche Staatsoberhaupt hier wörtlich zitieren: „Vergessen wir nie das Wunder der Versöhnung, das die Europäische Union erreicht hat. Schützen wir unser vereintes Europa. Und vergessen wir nie den Wert der Freiheit – unserer Freiheit, für die so große Opfer gebracht wurden“, sagte Steinmeier auf Französisch. Das Wunder der Versöhnung – mehr kann und will ich Ihnen heute nicht bieten. Bis morgen.
Herzlich
Ihr
Moritz Döbler
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