CDU-Chef Friedrich Merz,ebenfalls nicht gerade subtil, warf Scholz vor, eine „der größten Wirtschaftskrisen der Nachkriegsgeschichte“ zu hinterlassen. Und plauderte dann aus dem EU-Nähkästchen: Scholz' Verhalten auf Brüsseler Parkett sei „zum Fremdschämen“. Er sitze auf EU-Gipfeln öfter schweigend dabei, ohne sich einzuschalten: „Sie blamieren Deutschland.”
Dieser Teil der Debatte ging später im Fernsehen nahtlos weiter. Im ZDF „heute journal“ sagte der Kanzler auf Plattdeutsch: „Fritze Merz erzählt gern Tünkram“ – also Unsinn. „Ich verbitte mir das“, sagte Merz in derselben Sendung. Scholz „rede ständig über Respekt. Aber in dem Augenblick, wo jemand anderer Meinung ist als er, hört sein Respekt eben auf.“ Zur Erinnerung: Erst am Donnerstag hatten die Kanzlerkandidaten Scholz, Merz und Habeck sich und den Wählern auf Pro7 einen fairen und respektvollen Wahlkampf versprochen. Und SPD-Fraktionschef Mützenich forderte im Bundestag gestern gar „Anstand und Würde“, um im nächsten Atemzug der FDP „Niedertracht“ zu unterstellen. Nun ja. Robert Habeck, laut Merz „das Gesicht der Wirtschaftskrise”, bemühte sich noch um Sachlichkeit: „Alle Unternehmerinnen und Unternehmer gut hingehört: Die Vorschläge der Union sind nicht gegenfinanziert.” Er warnte zudem vor Neuwahl-Naivität: „Alle tun so, als wäre danach alles besser.“ Dabei seien auch künftig schwierige Bündnisse möglich und Kompromisse nötig. Doch der Ton im Plenarsaal war kompromisslos: „Pleiteminister“ (Sahra Wagenknecht über Habeck), „Wer Friedrich Merz wählt, wählt den Krieg.“ (Alice Weidel), „unsympathische Rede“ (Tino Chrupalla über Merz).
Zwei Ordnungsrufe später wurde endlich abgestimmt und Scholz das Vertrauen entzogen. Für den Noch-Kanzler war das – wenn man ihm glaubt – übrigens kein Anlass für Verdruss: „Ich werde mit ein paar guten Freunden feiern“, sagte Scholz später im RTL/ntv-Interview. Sind Sie auch in Feierstimmung? Schreiben Sie uns an feedback@focus-magazin.de |