Die Querdenker-Szene ist größer und gefährlicher als viele ahnen Zehn bis 15 Prozent der Deutschen glauben an Verschwörungserzählungen. Dass die Flut in Ahrweiler von der Regierung geschaffen wurde, die technisch in der Lage sei, das Wetter zu manipulieren. Dass alle Geimpften bald sterben werden, Bill Gates dahinterstecke und die Bevölkerung dezimieren wolle. Oder an den großen Reset. Diese Menschen sind kein Fehler im System, keine wunderlichen Spinner, keine Exoten oder Einzelfälle. Sie sind Nachbarn, Eltern, Verwandte und Freunde. Gleichzeitig sind sie nahezu unbemerkt zu einer realen Gefahr für Demokratie und Gesellschaft geworden. Ihr Hass hat sich lange im Internet gesammelt, in Apps wie Telegram und aufgepeitschten Facebook-Gruppen. Er wuchs stetig, veränderte sich und wurde oft genug zu handfestem Antisemitismus.
Durch Corona wurde ihre Wut im vergangenen Jahr auf die Straße gespült, sie wurde sichtbarer. Auf all den Querdenker-Demonstrationen, wo „besorgte Bürger“ neben reichsflaggeschwenkenden Neonazis marschierten. Doch woher kommt der Hass, wer formt ihn? Wir waren über ein Jahr lang in der Szene unterwegs und erlebten eine solche, die vor allem von professionell wirkenden Medienmachern mit perfider Strategie getrieben wird und womöglich gefährlicher ist, als die meisten ahnen. | Thilo Mischke, Agenda |
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