Liebe/r Leser/in, 14 Jahre und fünf Monate nachdem Facebook der ganzen Welt offenstand, erleben wir jeden Tag mehr, wie soziale Medien in unser Leben eingreifen: Fake News, Algorithmen, die vorhandene Vorurteile potenzieren, steigende Depressionszahlen bei jungen Instagram-Nutzern oder Tragödien wie der mutmaßliche Suizid eines jungen Models kürzlich, das nach der Trennung von einem Fußballstar im Netz gemobbt wurde und mit all dem Hass offenbar nicht leben konnte. Dass die neue Technologie solch hässliche Auswirkungen hat, vermochte vor über 20 Jahren kaum jemand vorherzusagen und gewiss haben die Väter der Weltvernetzung nicht gewollt, dass sich Menschen aufgrund eines Shitstorms umbringen. Doch heute stellen wir fest: Das Social Web ist außer Rand und Band, und die Geister, die wir in gutem Ansinnen entfesselten, müssen endlich im Zaum gehalten werden. Kaum jemand erklärt das so eindrücklich wie Reid Hoffman, eine Legende der Tech-Industrie. Er gründete das Karrierenetzwerk LinkedIn, baute Firmen wie PayPal mit auf, investierte in Airbnb. Auf der Münchner DLD-Konferenz, die in diesem Jahr leider nur digital stattfinden konnte, sprach er mit der Unternehmerin June Cohen über den Anfang in den 2010er Jahren. Über eine neue Ära des Tech-Optimismus, als soziale Netze erblühten, Creative Commons, Ted Talks, Wikipedia und den Arabischen Frühling. Das Gefühl sei überwältigend gewesen, erinnert sich Hoffman an diese Aufbruchsjahre. Heute, sagt er bedächtig, bedarf es neuer Regeln, die Medien stärken, die sich den Fakten und der Wahrheit verschrieben haben. Gesucht wird die Formel für eine neue Menschlichkeit – im Internet, wie außerhalb. Die DLD-Konferenz war deshalb ein guter Moment, um innezuhalten und unser Wertesystem zu hinterfragen – meine Kollegin Corinna Baier lädt Sie mit ihrem Text dazu ein, ab Seite 22. Wir alle verspüren in diesen sonnigen Tagen die Lust, wieder rauszukommen. Menschen zu treffen. Etwas zu sehen, was nicht in eine Bildschirmkachel passt. Man hat es als Büroarbeiter ja fast vergessen, aber es gibt da draußen noch ein Leben außerhalb der Videokonferenz. In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zum Beispiel wird am 14. März gewählt, es sind die ersten Landtagswahlen unter Corona-Bedingungen in Deutschland. Mein Kollege Marcel Wollscheid hat den heimischen Arbeitsplatz deshalb zum ersten Mal seit langer Zeit verlassen und ist nach Mainz gereist. Vor Ort konnte er Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihren Herausforderer Christian Baldauf in einem Wahlkampf begleiten, wie es ihn bisher noch nicht gab. Lesen Sie mehr ab Seite 34. Raus in den Frühling oder weiter drinbleiben? Freunde treffen oder Quarantäne? Die Kanzlerin sprach in dieser Woche von leichten Lockerungen und der dritten Infektionswelle zugleich. Wer seinen Kaffee zu nah am Ausschank trinkt oder seinen Burger auf dem Parkplatz verzehrt, bekommt ein Knöllchen – Politiker jedoch sitzen im Kieler Holstein-Stadion zu einer SPD-Parteiversammlung oder halten ohne Masken einen Parteitag ab (CDU/Sachsen-Anhalt). Mich wundert nicht, dass eine Mehrheit der Deutschen der Bundesregierung die Bewältigung der Corona-Krise nicht mehr zutraut. Sie hat auch keine Antwort auf die Frage, wie wir mit denjenigen umgehen, die das Virus nicht mehr weitergeben können. „Privilegien“, wie sie in Israel der Grüne Impf-Ausweis ermöglicht, werden von der Bundeskanzlerin abgelehnt. Doch Woche für Woche werden auch hierzulande mehr Menschen geimpft, von Monat zu Monat steigt damit die Zahl derer, von denen vermutlich eine deutlich geringere Gefahr ausgeht. Im Januar war die Diskussion um Freiheiten für Geimpfte noch theoretisch, im März wird sie virulent. In meinem Montags-Newsletter, den Sie unter https://www.focus-magazin.de/newsletter abonnieren können, hatte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, gefragt, wie Sie zu dieser Frage stehen. Herzlichen Dank für die vielen Antworten – die Mehrheit war übrigens der Meinung, dass Geimpfte ihre Freiheiten zurückbekommen sollten, sobald auch genügend Impfstoff zur Verfügung steht. In einigen Bundesländern sind nebenbei bemerkt mehr Impfstoff-Dosen da als Impfwillige. Wir Deutschen sind manchmal ein komisches Volk. |
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