US-Arbeitsmarktbericht stellt eine These auf die Probe Der Irrsinn an den Börsen geht in eine neue Runde
US-Arbeitsmarktbericht stellt eine These auf die Probe von Sven Weisenhaus Die Aktienmärkte haben heute auf Konjunkturdaten aus den USA wieder in der derzeit typischen Manier reagiert. Die Daten fielen relativ stark aus. Eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank (Fed) erscheint somit weniger notwendig. Die Zinssenkungshoffnungen wurden daher gedämpft. Also gaben die Kurse am Aktienmarkt nach, die Renditen am Anleihemarkt stiegen und der Dollar gewann gegenüber anderen Währungen. Überraschend hohes Stellenwachstum Ausgelöst wurden diese Kursreaktionen vom monatlichen US-Arbeitsmarktbericht. Und das, obwohl die Arbeitslosenquote das zweite Mal in Folge um 0,1 Prozentpunkte auf nun 4,0 % anstieg und sie damit das höchste Niveau seit Februar 2022 erreichte. Zugleich wurden aber im vergangenen Monat mit 272.000 deutlich mehr neue Stellen (außerhalb der Landwirtschaft) geschaffen als erwartet. Denn im Durchschnitt hatten die Marktteilnehmer nur mit 182.000 gerechnet, nach (revidiert) 165.000 im April. Von einer deutlichen und vor allem anhaltenden Abkühlung des Arbeitsmarktes sind diese Zahlen meilenweit entfernt. Diese will die Fed aber nach eigenen Angaben sehen, bevor sie zu einer Leitzinssenkung bereits ist. Starker Arbeitsmarkt, starke Wirtschaft, steigende Kurse? Wenn meine These von vorgestern aber stimmt, dass die Aktienkurse nur bedingt wegen der Hoffnung auf Zinssenkungen so weit gestiegen sind, sondern weit überwiegend wegen des brummenden Dienstleistungssektors der USA (siehe „Steigen die Kurse wirklich wegen Zinssenkungshoffnungen?“), dann dürfte der heutige Rücksetzer am Aktienmarkt wieder nur kurzfristiger Natur gewesen sein und sich die Anleger zügig erneut darauf besinnen, dass ein starker Arbeitsmarkt gut für das Wirtschaftswachstum ist. – Warten wir es ab…
Der Irrsinn an den Börsen geht in eine neue Runde von Sven Weisenhaus Derweil geht der Irrsinn an den Börsen weiter. Nvidia hat die Marke von 3 Billionen US-Dollar Marktwert geknackt und somit Apple als zweigrößtes Unternehmen der Welt überholt. Microsoft, NVIDIA und Apple als die drei größten US-Unternehmen machen dadurch nun alleine fast 10 % der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Eine derartige Konzentration auf wenige Unternehmen hat es meines Wissens in der Geschichte der Wall Street noch nie gegeben, jedenfalls nicht in den vergangenen Jahrzehnten. NVIDIA: Ist jeder einzelne Mitarbeiter 100 Millionen Dollar wert? Und noch eine Zahl zeigt inzwischen den Wahnsinn, der hinter dieser Entwicklung steht: Jeder einzelne der insgesamt etwas mehr als 26.000 Mitarbeiter von NVIDIA wird aktuell an der Börse mit rund 100 Millionen US-Dollar bewertet. Zum Vergleich: Bei Microsoft arbeiten 221.000 und bei Apple 164.000 Mitarbeiter. Natürlich lässt sich das aufgrund unterschiedlicher Produktivitäten und Margen nicht 1:1 vergleichen, dennoch dürften die Dimensionen einen Eindruck von der NVIDIA-Manie hinterlassen. Der Gamestop-Wahnsinn geht in die nächste Runde Gamestop setzt dem ganzen aber derzeit die Krone auf. Kursausschläge von 50 % und mehr sind hier derzeit beinahe alltäglich. Und wir reden dabei von einem Unternehmen, dass mit 13,5 Milliarden US-Dollar bewertet ist, zumindest bei einem Aktienkurs von 44 Dollar. Anfang der Woche waren es nur etwas mehr als 25 Dollar – also mehr als 7 Milliarden Dollar Börsenwert weniger. Mit anderen Worten: Quasi minütlich werden Milliarden Dollar aus dem Nichts geschaffen und auch genauso schnell wieder vernichtet. Zur Einordnung: GameStop hat heute für das im April zu Ende gegangene Geschäftsquartal Zahlen veröffentlicht. Demnach erlitt das Unternehmen einen bereinigten Quartalsverlust von 12 Cents pro Aktie (32,3 Millionen Dollar). Im Vergleich zum Vorjahresquartal, das mit einem Minus von 14 Cents je Aktie endete, hat sich das Unternehmen zwar verbessert, die Markterwartung aber enttäuscht. Diese lag zwischen -10 und -8 Cents je Aktie. Noch schlimmer sieht es beim Umsatz aus. Dieser fiel im Vergleich zum Vorjahr um 28,7 % auf 881,80 Mio. Dollar. Analysten waren von 995,31 Mio. Dollar ausgegangen. Während ich diese Zeilen schreibe, hat die Aktie von 44 auf 32,69 Dollar nachgegeben – ein Minus von einem Viertel bzw. mehr als 3 Milliarden Dollar. Dennoch sind die Aktien von GameStop auch auf diesem Niveau noch im laufenden Quartal um 162 % und seit Jahresbeginn um mehr als 80 % gestiegen, wobei sich das ja minütlich ändert und es im heutigen Hoch auch zeitweise 283% bzw. 166 % waren. Im Hoch vom 14. Mai hatte die Aktie bei fast 65 Dollar auch schon mal um fast 260 % seit Jahresbeginn zugelegt und eine Marktkapitalisierung von fast 20 Milliarden Dollar erreicht. Das macht bei Umsätzen, die im Maximum rund 10 Milliarden Dollar erreicht und sich seitdem mit stark sinkender Tendenz nahezu halbiert haben, nicht wirklich viel Sinn. Zumal auch die Ergebnis- und Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre katastrophal ausschaut: (Quelle: stock3) Mehr Sinn macht vor diesem Hintergrund, dass sich der Aktienkurs bis Mai auf 10 Dollar tendenziell abwärts bewegt hat. Und mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit wird er dort auch wieder landen. In diesem Fall wäre das Unternehmen immer noch mit rund 3 Milliarden Dollar bewertet. Das wäre bei erwarteten Umsätzen von rund 5 Milliarden relativ fair. Bei einem erwarteten Gewinnen je Aktie von 0,02 Dollar für das laufende läge das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) allerdings bei immer noch gigantisch hohen 500. Hoffen wir, dass dieser Wahnsinn bald endlich endet und durch eine bereinigende Marktkorrektur endlich wieder etwas Spekulation aus dem Markt getrieben wird. Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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