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Mittwoch, 02.10.2024 | Online-Version ansehen
„Lange Zeit blieben unsere Flächen hier ungenutzt“, erzählt Fatima Diop, eine Bewohnerin des senegalesischen Dorfes Ndienguene. „Die Böden waren ausgelaugt und kaum fruchtbar und die immer länger werdenden Trockenzeiten zerstörten unsere Hoffnung auf eine auch nur minimale Ernte.“ Ndienguene ist eines von fünf Dörfern in der Region Kaolack, in denen unser Projektpartner APAF aktuell aktiv ist. Fehlende Nahrungssicherheit und eine hohe Armutsquote gehören zu den Lebensrealitäten der Region, in der jahrzehntelang nur Erdnüsse für den Export angebaut wurden.

Garten

Die Bewohner:innen der Dörfer zu motivieren, das Land mit neuen Ideen wieder zu bewirtschaften, war und ist eine zentrale Herausforderung unserer Partner. In den Dörfern suchten sie den Kontakt zu Frauengruppen. Sie überzeugten viele Frauen, die Parzellen wieder zu bewirtschaften und Gemüse und Obst zur Sicherung der Ernährung in den Dörfern anzubauen. Die meisten Parzellen haben wenig mehr als einen Hektar.

In Ndienguene und den anderen Dörfern wurden Brunnen gebaut und Solarpumpen für die Bewässerung angeschafft. Die Frauen schaffen die Voraussetzung für die Kompostierung von organischen Abfällen des Dorfes und aus der Viehwirtschaft. Es werden Anbaupläne für die jeweiligen Gartengrundstücke entworfen. Wichtig ist auch, geeignete Pflanzen für die Winterperiode zu finden. Dafür wurden Gombo (Okra) und Niébé, eine angepasste, proteinreiche Bohnenart, gemeinschaftlich als Hauptkulturen ausgewählt.

Zentral für die nachhaltige Bewirtschaftung ist aber die Einführung der Agroforstwirtschaft.
Workshop zur Anzucht von Setzlingen
in einer Baumschule
Kleingarten mit vielfältigem Anbau in Ndienguene

Baum

Das Konzept der Agroforstwirtschaft basiert auf der Anpflanzung von Düngemittelbäumen auf ausgelaugten Böden. Die Anpflanzungen der Bäume werden direkt mit der Anlage von Gemüsegärten und dem Anbau von Obstbäumen kombiniert. „Die Gärtnerinnen haben dann auch die Aufgabe, sich um die frisch angepflanzten Bäume zu kümmern, damit diese nicht in großer Zahl eingehen“, erläutert Ndeye Fatou Dieng die Projektleiterin von APAF. „Das sehen wir bei vielen Aufforstungsprojekten, wo die Anpflanzungen dann sich selber überlassen werden.“ Die Bäume halten mit ihren Wurzeln das Wasser im Boden und das abgeworfene Laub wird zur Kompostierung eingesetzt. Diese Kombination hat sich als sehr erfolgreich für die Erträge dieser Agroforst-Gärten erwiesen.

Zur Anzucht der Bäume wurden bereits zwei Baumschulen von APAF aufgebaut. Eine dritte wird in Kürze gegründet. Hier sollen im kommenden Jahr weitere 2000 Setzlinge verschiedener Düngemittelbäume gezogen werden. Diese dienen dann der Erschließung neuer Flächen und ersetzen Bäume, die nicht richtig angewachsen sind. Zudem werden vermehrt Obstbäume angeboten, um die Nahrungsvielfalt zu erweitern.

Zu den Bäumen, die zukünftig verstärkt angebaut werden, gehört inzwischen auch Moringa. „Moringa lässt sich auch unter klimatisch schwierigen Bedingungen gut kultivieren und ist auch als Nahrungszusatz sehr beliebt“, erzählt Ndeye Fatou. „Durch die Teilnahme an einer wissenschaftlichen Studie konnten wir sehr viel über die Gesundheitswirkungen der traditionellen Pflanzen lernen und auch wichtige Erkenntnisse über die nachhaltigsten Anbaumethoden bekommen.“
Mischkulturen aus Gemüseanbau und
Düngerbäumen in Ndienguene
Obstbäume werden vermehrt in den neuen Gärten angebaut

Fisch

In einem neuen Projekt von APAF wird das Zusammenspiel von Bäumen und Gartenbau durch die Anlage von Wasserauffangbecken ergänzt. Neben der Funktion als Wasserreservoir für die Gärten und die neu gepflanzten Bäume wird in den vier gerade in Bau befindlichen Becken jeweils auch eine Fischzucht aufgebaut.
Insbesondere soll eine Welsart, die in der senegalesischen Küche sehr beliebt ist, gezüchtet werden. 50 Frauen werden aktuell in den Grundlagen der Fischzucht ausgebildet.

Um die Weiterverarbeitung von Fisch, aber auch von Gemüse, Obst und Kräutern zu verbessern, erhalten die teilnehmenden Frauen professionelle Trocknungsgeräte. Sie werden bei Fragen der Weiterverarbeitung und der Vermarktung ihrer Produkte unterstützt. „Mit der Fischzucht erhöhen wir die Ernährungssicherheit und die Frauen in den vier Dörfern erhalten zusätzliche Einkommensquellen“, resümiert Ndeye Fatou. „Da nicht alle beteiligten Frauen Fische züchten können, unterstützen wir auch 50 Frauen bei der Gründung einer Hühnerzucht.“ 
 
Wasserbecken zur Bewässerung und Fischzucht sind bereits in anderen ASW-Projekten im Einsatz
Frauen einer von APAF unterstützen Gruppe auf ihrem Land
 

Ihre Spende schenkt Hoffnung auf Zukunft

Die bisher erfolgreiche Einführung der Agroforstwirtschaft wird nun mit Unterstützung der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. weiter verfestigt und ausgebaut. Dazu werden die Angebote an bereits bestehende Gartengruppen erweitert, durch Obstbäume, Moringa oder die Anlage von Fisch- und Bewässerungsteichen. Zudem sollen immer mehr Frauen überzeugt werden, sich um brachliegendes Anbauland trotz der schwierigen Ausgangslage zu kümmern. Dazu finden Informationsveranstaltungen und Schulungen statt.
Die neue Baumschule wird nach Inbetriebnahme die Produktion von 2000 Baumsetzlingen für die Aufforstung und die Bodenverbesserung gewährleisten. Die Teiche sichern den Bewässerungsbedarf ab für eine Zeit, in der Dürren und Starkregen immer weiter zunehmen.

Vielfältige Ernährung, die ganzjährig verfügbar ist, sowie zusätzliche Verdienstmöglichkeiten reduzieren den erzwungenen Abwanderungsdruck und geben neue Hoffnung. Die Frauen erhalten Zugang zu eigenem Land. In der männlich geprägten senegalesischen Tradition des Landbesitzes ein wichtiger Baustein für die zunehmenden Rechte der Frauen – auch das ein Zeichen der Hoffnung für eine bessere Zukunft. Mit Ihrer Spende wird dieses möglich. Vielen Dank!

So hilft Ihre Spende konkret

30 Euro reichen für die Grundausstattung eines neuen Gartens mit Gartenwerkzeugen


75 Euro ermöglichen die Durchführung einer Informationsveranstaltung über die konkreten Möglichkeiten der Agroforstwirtschaft in einem Dorf


130 Euro helfen für den Aufbau einer weiteren Baumschule und das Anzüchten von 2000 Düngemittelbäumen


250 Euro unterstützen die Anlage eines Fischteiches sowie die Geräte zum Trocknen von Fischen, Obst und Gemüse

Gärten der Solidarität weltweit

Weltweit sind Gartenprojekte die Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um eigenständig gesundes Obst und Gemüse oder Kräuter anzubauen. Wir unterstützen vielfältige Gärten der Solidarität in anderen Regionen der Welt. Wir laden Sie ein, diese zu besuchen:
Waldgärten in Brasilien
 
Familiengärten in den Flüchtlingscamps
Küchengärten in Indien
 


Für eine Welt, die zusammenhält

Die Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.

Bereits 1957 gegründet, ist die Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. (ASW) eine der erfahrensten unabhängigen entwicklungspolitischen Organisationen Deutschlands. Wir fördern Projekte in Indien, Brasilien und mehreren Ländern Afrikas, die zur Stärkung von Frauen, zum Schutz der Umwelt und zur Durchsetzung der Menschenrechte beitragen. Gemeinsam mit anderen engagierten Menschen und Organisationen treten wir für eine solidarische Welt und einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel ein. Denn nur durch eine politische, wirtschaftliche und soziale Veränderung in den Ländern des Nordens und Südens ist eine Verbesserung der Lebensverhältnisse aller möglich. Wir finanzieren uns überwiegend über Spenden von Privatpersonen und sind politisch, wirtschaftlich und religiös unabhängig.