was wohl Angela Merkel gedacht hat, als sie an diesem Wochenende Bilder von tausenden Menschen sah, die in den Großstädten gegen die Beschränkung der Grundrechte demonstrierten – viele ohne Maske. Der Kanzlerin ist die Kontrolle entglitten, in der Coronakrise führen jetzt die Ministerpräsidenten das Regiment. Für einen von ihnen dürfte das ein besonderer Triumph sein. 
 

Apropos Demos. Die ziehen immer größere Kreise, und unter den Teilnehmern, die eine verständliche Wut treibt, findet man auch immer häufiger solche, die krude Verschwörungstheorien verbreiten wie der Berliner Koch Attila Hildmann. Der will herausgefunden haben, dass Geheimbünde um den Milliardär Bill Gates die Welt in den Abgrund stoßen wollen. Wer das crazy findet, hat noch nicht unsere Top 5 der schrägsten Corvidioten gelesen. Antje Hildebrandt stellt sie vor. 
 

Jan Böhmermann gefällt sich in der Rolle als Klassensprecher einer Generation, die Regelverstöße ihrer Mitmenschen reflexartig anklagen und ihre Moralpredigten in Ironie kleiden, um nirgendwo anzuecken. Bernd Stegemann schreibt, warum ihn dieser Tugendterror langsam nervt. 
 

Ausgerechnet im Ramdan hat der Chef der obersten Religionsbehörde in der Türkei, Ali Erbas, Homosexuellen den Kampf angesagt. Seyran Ates schreibt, warum dieser neue Kurs in Richtung eines politischen Islam 
auch auf Deutschland ausstrahlt und warum die Politik gut beraten ist, die von der türkischen Religionsbehörde finanzierten und kontrollierten Ditib-Moscheen stärker ins Visier zu nehmen. 
 

Mitten in der Coronakrise hat SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich das Vertrauen verspielt, das sich die Partei bei der Bekämpfung der Pandemie erworben hatte. In einem Interview hatte er den Ausstieg Deutschlands aus der nuklearen Teilhabe der Nato gefordert. In einem Gastbeitrag für Cicero schreibt der ehemalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD), warum deutsche Alleingänge gefährlich sind und die SPD besser ist als ihr Ruf. 
 

Er ist wieder da, dabei war er nie weg. Gregor Gysi hat bloß so oft im Bundestag gefehlt, dass ihn viele irgendwann gar nicht mehr vermisst haben. Als neuer außenpolitischer Sprecher der Linken feiert er jetzt ein Comeback. Muss er seine Partei in der Coronakrise vor dem endgültigen Sturz in die Bedeutungslosigkeit retten – oder sie ihn? Antje Hildebrandt hat ihn interviewt. 
 

Ich wünsche Ihnen eine fantastische Woche! 
 

Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur