Von feministischer Emanzipation zu neuen Geschlechterkonflikten
Um die Jahrtausendwende hieß der Megatrend Gender Shift noch „Megatrend Frauen“. Überall in den westlichen Ländern siegte die Emanzipation, es wurden neue Gesetze erlassen, die die Frauenrechte stärkten, die Erwerbsbeteiligung der Frauen stieg, und weibliche Karrieren wurden möglich. In den Schwellenländern kam es zu überraschenden Fortschritten in der Mädchen- und Frauenbildung. Die alte Männerherrschaft mit ihrem Machismus und Chauvinismus war auf dem absteigenden Ast. Seit den 1970er-Jahren, dem Jahrzehnt der langhaarigen Männer, schien die Feminisierung der Gesellschaft eine gesicherte (Zukunfts-)Bank.
Doch seit Mitte der 2010er-Jahre ist nun eine doppelte Veränderung sichtbar. Zum einen scheint die weibliche Emanzipation zu stagnieren: In vielen Ländern gewinnen patriarchale, ja sogar reaktionäre Vorstellungen wieder an Boden, Autoritarismus und Populismus beginnen eine neue Kampagne gegen die Emanzipation, bis hin zu den Abtreibungsverboten in den USA. Zum anderen scheint der weibliche Aufstieg in der Erwerbswelt in vielen westlichen Ländern erlahmt zu sein oder sich gar umzukehren. Und auch in der Frauenbewegung selbst gibt es Brüche und Streit.