Gendern: Gleichberechtigung oder sprachliche Stolperfalle?
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Dorothee Krings

18. Februar 2022

Liebe Frau Do,

was Menschen von der strikten Verwendung geschlechtergerechter Sprache halten, ist offenbar keine Frage der Generation. Zumindest legt das eine Untersuchung des Kölner Rheingold-Instituts nahe, von der mein Kollege Martin Bewerunge berichtet. Demnach empfindet mehr als die Hälfte der befragten 2000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen Gendern als sprachliche Stolperfalle. Nun werden Befürworter zu Geduld raten: Ans Gendern kann man sich gewöhnen, im Schrift- wie Sprachgebrauch. Doch so sinnvoll es sein mag, Frauen angemessene Wahrnehmung  verschaffen und sie dafür sogar aus der grammatikalischen Unsichtbarkeit erlösen zu wollen – Gendern hat sich nicht aus der Lebendigkeit der Sprache entwickelt, es ist keine gewachsene Praxis, sondern ein Eingriff. Man kann die Begründung dafür nachvollziehbar finden oder nicht, womöglich ist es das Verordnete, das viele Menschen so dagegen aufbringt – egal in welchem Alter.

Heute wichtig:

Sturm: Heute zieht nach Sturm „Ylenia“ ein weiteres Orkantief über Deutschland hinweg. Schwerpunkt dieser neuen schweren Sturm- beziehungsweise sogar Orkanlage ist laut Deutschem Wetterdienst vom Freitagnachmittag bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands. Auch in NRW wird vor schweren Sturmböen gewarnt. Über die aktuellen Ereignisse halten wir Sie in unserem Liveticker auf dem Laufenden.

Ukraine: Die Lage an den Grenzen zur Ukraine ist weiter angespannt. Die Vereinigten Staaten berichten von russischen Truppenbewegungen in Richtung Grenzen und weiteren Verstärkungen für die grenznahen Truppen. US-Präsident Biden hält vor diesem Hintergrund einen russischen Angriff in den kommenden Tagen für sehr wahrscheinlich. Für heute hat er zu einem internationalen Spitzengespräch geladen. Thomas Spang berichtet aus Washington.

Corona: Die nach ersten Erkenntnissen noch schneller übertragbare Variante BA.2 von Omikron hat nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland merklich zugelegt. Eine langsamere Abnahme oder eine erneute Zunahme der Fallzahlen sei nicht auszuschließen, heißt es im neuen Wochenbericht.

Meinung am Morgen:

Grundschulen: Jetzt sollen die Eltern also die Verantwortung übernehmen, und Kinder vor dem Besuch der Grundschule daheim auf Corona testen. Damit gebe der Staat die Fürsorgepflicht für einen Ort, an dem alle Kinder zusammenkommen, aus der Hand, schreibt Sina Zehrfeld in ihrem Kommentar. Weil die Vorstellungen, was verantwortlich ist, für einen selbst oder für die Gemeinschaft, bei Eltern inzwischen ziemlich auseinander gehen, berge das erhebliches Konfliktpotenzial.

Subventionen: 9,5 Milliarden Euro an Zuschüssen sollen Hauseigentümer über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten, wenn sie neue Gebäude energieeffizient bauen oder Bestand entsprechend sanieren. Solche Subventionen hält Martin Kessler für falsch. Energie zu sparen, müsse im Eigeninteresse der Bürger liegen. Der Staat könne etwa durch die CO2-Steuer Anreize setzen. Subventionen auszugießen, sei dagegen wirtschaftlich wie ökologisch ineffizient und komme vor allem der oberen Mittelschicht zugute. Unter allen Instrumenten, die den Klimawandel dämpfen sollen, seien Subventionen die teuersten.

Tod: In reichen Industriestaaten wird viel dafür getan, Menschen ein möglichst langes Leben zu ermöglichen. Das ist eine Errungenschaft, ein Ergebnis von Fortschritt. Doch darüber hat sich auch unser Verhältnis zum Tod gewandelt. Viele sehen darin nur noch ein biologisches Ereignis oder medizintechnisches Versagen, keinen beziehungsreichen und spirituellen Prozess, der bestmöglich begleitet werden sollte. So schreiben es zumindest Experten, die das Fachmagazin „Lancet“ beauftragt hat, über den Wert des Todes nachzudenken. In meiner Analyse gehe ich diesen Gedanken nach.

So gesehen:

Im Moment liegt viel Unheil in der Luft  – militärisches an der Grenze zur Ukraine und meteorologisches mit Orkantiefs, die an Dächern und Bäumen rütteln, Menschen aus dem Leben reißen, Dinge zerstören, die Leuten kostbar sind. Auch in den kommenden Stunden werden diese Stürme keine Ruhe geben. Man möchte den Kopf einziehen, dauerhaft, doch wäre das keine gesunde Haltung. Anteilnehmen ist eine bescheidene, aber durchaus wirkungsvolle Art, der Ohnmacht zu begegnen. Ich wünsche Ihnen Empathie für diesen Tag!

Herzlich,

Ihre

Dorothee Krings

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