General Electric, das ist eines dieser Unternehmen, die jeder kennt. Vor etwas mehr als 20 Jahren war es noch das wertvollste Unternehmen der Welt und wurde von einer wahren Legende geführt: Jack Welch. Welch trat Ende 2001 auf dem Höhepunkt als CEO ab. Er hatte die Ära der Konglomerate mit erfunden und zur Größe geführt, die breitestmögliche Diversifizierung eines Unternehmens galt als das unternehmerische Nonplusultra. In je mehr Branchen ein Konglomerat tätig war, desto sicherer war es vor Wirtschaftsflauten und Konjunktureinbrüchen. Irgendeine Sparte lief immer prächtig und stabilisierte so die kriselnden und das ganze Konglomerat. So war die Denke damals. Die Kehrseite war jedoch, dass es in einem solchen Konglomerat zu keinem Zeitpunkt überall wirklich rund läuft. Es gibt immer Krisenherde, immer neu aufgerissene Baustellen. Und was in der Theorie so schön, so stabil klang, entpuppte sich in der Praxis als Mühlstein um den Hals. Die florierenden Unternehmensteile mussten jeweils Rücksicht auf die lahmenden Sparten nehmen, sie konnten ihr wahres Potenzial nie ausschöpfen, weil sie von anderen Bereichen gebremst wurden. Es zeigte sich, dass Konglomerate nicht funktionierten und immer mehr Unternehmen fokussierten sich wieder auf ihre Kernkompetenzen und stießen die nun zu Randaktivitäten erklärten wesensfremden Sparten ab. Bei GE unterblieben die nötigen Veränderungen zu lange, auch wenn zwischenzeitlich die Haushaltsgerätesparte an die chinesische Haier verkauft wurde, und so erlebte das Unternehmen einen historischen Absturz. Das früher wertvollste Unternehmen der Welt verkam zum Pennystock (was heute im Chart auf Grund eines 1:8 Reverse Splits im August 2021 nicht mehr sichtbar ist) und flog Mitte 2018 als letztes verbliebenes Gründungsmitglied nach 110 Jahren aus dem Dow Jones-Index. Der Retter 2018 zogen die Verantwortlichen bei General Electric die Reißleine und stellten erstmals in der Geschichte des Unternehmens einen externen CEO ein: Den „Anti-Welch“ Larry Culp. Culp ist ein Experte für Unternehmensführung und -sanierung, der lange Jahre CEO der erfolgreichen Danaher Corp. gewesen war, doch vor ihm lag eine schier unlösbare Aufgabe, denn GE verbuchte Milliardenverluste. Die Finanzkrise 2008/09 hatte das Unternehmen schwer getroffen und seine ehemalige Cashcow, die Finanz-Sparte, versenkt. Die Atomkatastrophe von Fukushima und die beginnende Abkehr von fossilen Kraftwerken setzten die Kraftwerkssparte unter Druck, wo GE vor Siemens Weltmarktführer war. In der Corona-Pandemie traf es GE besonders arg als einen der weltweit führenden Hersteller von Flugzeugtriebwerken. Nur die Atomkraft erlebt inzwischen eine Renaissance, außer in Deutschland, und das hilft GE als führendem Anbieter. GE stand bei Larry Culps Amtsantritt vor 5 Jahren also mit dem Rücken zur Wand. Das Unternehmen war chronisch ertragsschwach und überbordend verschuldet. Jedem war klar, dass die Sanierung über den Verkauf von milliardenschweren Sparten und Tochtergesellschaften laufen muss und wenn alle potenziellen Käufer von Notverkäufen wissen, drückt dies zusätzlich auf den Preis. Schlecht für den Verkäufer. Doch Larry Culp ließ sich nicht hetzen, die Notverkäufe blieben aus. Nach einer mehrmonatigen Bestandsaufnahme ging er seinen Sanierungsplan an und begann, Teile des Unternehmens zu veräußern. Und dabei erzielte er marktgängige Preise. General Electric verlor auf diese Weise zwar Umsatz, aber auch Schulden. Und am Markt begann sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass GE wohl doch die Kurve kriegen könnte. GEs Transformation Aber solche Buchhaltertricks lösen nicht das eigentliche Problem von GE, das weiß auch Larry Culp. Und so ging er die wahren Probleme beherzt an und transformiert GE in ein modernes, IT-gestütztes Industrie-Unternehmen. Zunächst verkaufte Culp GEs Biopharma-Geschäft (heute „Cytiva“) und zwar ausgerechnet an Larry Culps ehemaligen Arbeitgeber, die Danaher Corp. Und die vereinnahmten 21,4 Mrd. US-Dollar haben die finanzielle Lage bei General Electric deutlich entspannt. Anschließend fusionierte GE sein Transport-Geschäft mit Wabtec und strich dabei noch mehr als 3 Mrd. US-Dollar ein. An der neuen Wabtec hält GE einen Minderheitsanteil von 24,9%. Nach dem Verkauf einiger Randaktivitäten folgten auch tiefgreifende Veräußerungen, wie die der Beteiligung Baker Hughes und die Flugzeug-Leasingsparte wurde mit Wettbewerber AerCap fusioniert. Das war ein echter Coup und Larry Culp bezeichnet dies als "bedeutenden Meilenstein in GEs Transformation zu einem fokussierten, einfacheren und stärkeren High-Tech-Industrieunternehmen". GE erzielte aus dem Verkauf mehr als 30 Mrd. US-Dollar, darunter 23 Mrd. US-Dollar in bar. Zusätzlich bekam GE 111,5 Mio. neu emittierte AerCap-Aktien, was einem Anteil von 46% an dem fusionierten Unternehmen entsprach. Dabei stellte Culp klar, dass man diesen Anteil monetarisieren werde, wenn sich die Luftfahrt-Industrie erholt habe. Auf der anderen Seite kaufte GE auch wieder Unternehmen zu und stärkte seine verbliebenen Sparten. Doch der stärkste Move von Larry Culp erfolgt mit der Aufspaltung des Konzerns in drei selbständige Unternehmen. Die 3 GEs Damit sollen drei branchenführende, globale Unternehmen entstehen, die sich auf die Wachstums-Sektoren Luftfahrt, Gesundheitswesen und Energie konzentrieren. Larry Culp erläuterte dazu bei der Vorstellung der Pläne im November 2021: "Durch die Schaffung von drei branchenführenden, globalen börsennotierten Unternehmen kann jedes von ihnen von einer stärkeren Fokussierung, einer maßgeschneiderten Kapitalallokation und einer strategischen Flexibilität profitieren, um langfristiges Wachstum und Wert für Kunden, Investoren und Mitarbeiter zu schaffen. Wir setzen unser technologisches Know-how, unsere Führungsrolle und unsere globale Reichweite ein, um unsere Kunden besser zu bedienen. Heute ist ein entscheidender Moment für GE, und wir sind bereit. Unsere Teams haben hervorragende Arbeit geleistet, um unsere finanzielle Position und unsere operative Leistung zu stärken und gleichzeitig unsere Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und der schlanken Strukturen zu vertiefen. Und wir sind noch nicht fertig - wir konzentrieren uns weiterhin darauf, Schulden abzubauen, unsere operative Leistung zu verbessern und Kapital strategisch einzusetzen, um ein nachhaltiges, profitables Wachstum zu fördern. Wir müssen schnell handeln, um die Zukunft des Fliegens zu gestalten, Präzisionsmedizin anzubieten und die Energiewende anzuführen. Die Dynamik, die wir aufgebaut haben, versetzt uns in eine Position der Stärke, um diesen spannenden nächsten Schritt in der Transformation von GE zu gehen und das volle Potenzial jedes unserer Geschäftsbereiche auszuschöpfen." Seitdem wurde an der Umsetzung der Pläne gearbeitet und GE in drei Unternehmen aufgespalten: 1) GE Healthcare mit Fokus auf Präzisions-Medizin; 2) GE Vernova, das die Bereiche Renewable Energy and Power, Digital und Financial Services umfasst und 3) GE Aerospace, das die Luft- und Raumfahrtaktivitäten von GE fortführen wird. GE HealthCare wurde bereits am 4. Januar 2023 via Spin-off an die GE-Aktionäre verschenkt und GE hält noch 19,9% der Anteile. GE Vernova soll Anfang 2024 auf demselben Wege folgen. Zurück bleibt GE Aerospace, wie General Electric anschließend heißen wird, und wird von Larry Culp als CEO geleitet werden. Zurzeit und für die nächsten 12 Monate gibt es also zwei Unternehmen: General Electric, das noch aus GE Vernova und GE Aerospace besteht und die nun selbständige GE Healthcare. GE Healthcare Der Spin-off GE Healthcare hat das Börsenkürzel GEHC und ist ein führender Anbieter von Geräten, Instrumenten und Dienstleistungen für die Gesundheits-Branche. Das Unternehmen verfügt über einen starken Burggraben bei Geräten zur medizinischen Bildgebung und Ultraschall, wo es eine Art Oligopol mit Siemens Healthineers und Philips bildet. GEHC adressiert mit seinen weltweit mehr als 4 Mio. installierten Geräten jährlich mehr als 1 Mrd. Patienten und gibt über 1 Mrd. US-Dollar jährlich für Forschung & Entwicklung aus. Knapp die Hälfte der gut 18 Mrd. US-Dollar Umsatz sind wiederkehrende Erlöse. Aufgrund seiner Marktführerschaft verbucht GEHC eine hohe Rentabilität und ordentliches organisches Wachstum, obwohl sich der Markt nach den negativen Corona-Einflüssen erst wieder zu erholen beginnt. Für das 4. Quartal 2022 soll das organische Umsatzwachstum bei starken 12% liegen und der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) über den im Dezember prognostizierten 2,6 Mrd. US-Dollar, während der freie Cashflow voraussichtlich am unteren Ende der avisierten Spanne von 2,1 bis 2,3 Mrd. US-Dollar durchs Ziel gehen wird. In diesen Zahlen sind die Kosten im Zusammenhang mit der Abspaltung von GE nicht enthalten. Die EBIT-Marge liegt traditionell zwischen 10 und 13% und das ist deutlich weniger als Wettbewerber Siemens Healthineers mit seinen 20,5% in 2022 einspielen konnte. Hier zeigt sich das große Potenzial, dass GEHC nach dem Entlassen in die Selbständigkeit künftig heben kann. Weniger attraktiv ist die hohe Verschuldung, die das Unternehmen von seiner Mutter mit auf den Weg bekommen hat, und zu Bewertungsabschlägen im Peergroup-Vergleich führt. Diese Schulden kann GEHC zwar aus seinem starken Cashflow bedienen, aber auf kurze und mittelfristige Sicht dürfte GEHC diesen Cashflow wohl verstärkt in die Schuldentilgung stecken als in höhere Dividenden oder Aktienrückkäufe. Der Fokus dürfte also erstmal auf einer Verbesserung der Margen und Schuldenreduzierung liegen und nicht auf Expansion durch Übernahmen. GE HealthCare Technologies (ISIN: US36266G1076) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22/23e | Kurs | A3D3G6 / GEHC | 29,1 Mrd. USD | 16 / 21 | 63,94 USD |
GE Vernova GE Vernova leidet unter der Abkehr von fossilen Brennstoffen, denn die Aussichten für klassische Kraftwerkstypen haben sich verschlechtert. Auf der anderen Seite erfährt die Kernenergie weltweit eine Renaissance und auch bei den Erneuerbaren Energien ist GE mit seinen Windkraftturbinen führend. Viel Geld ließ sich damit zuletzt nicht verdienen, aber GE Vernova wird für die Selbständigkeit fit gemacht und dürfte bei einer Normalisierung der Lage und einer Erholung der Wirtschaft profitieren. Der Energiebedarf der Welt wird sich nicht verringern und der Stromhunger auch dank des Umstiegs auf Elektroautos und „intelligente“ Belüftungs- und Beheizungssysteme für die Gebäude der Zukunft massiv ansteigen. GE Aerospace GE Aerospace ist weltweit führend bei Flugzeugtriebwerken und litt die letzten beiden Jahre massiv unter den Corona-Einschränkungen. Inzwischen rüsten die Fluggesellschaften aber wieder kräftig auf und setzen dabei natürlich auf energiesparsame Triebwerke. Unter Larry Culps Führung wurden auch hier große Fortschritte gemacht in Sachen Profitabilität und er hat sich auch vor großen Abschreibungen und damit einhergehenden Verlusten nicht gedrückt. General Electric (ISIN: US0378331005) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22/23e | Kurs | A3CSML / GE | 87 Mrd. USD | neg. / 27 | 76,86 USD |
Unser Fazit zu GE: Auch nach dem Spin-off von GEHC steht die „Rest-GE“ relativ gut da und kann wesentlich beruhigter auf die Zukunft blicken, als dies in den letzten Jahren der Fall war. Dennoch bleiben beide Unternehmenseinheiten zyklisch und hängen stark von der globalen Wirtschaftslage ab. Das war zuletzt belastend, wird aber bei einer Erholung, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 erwartet wird, zum Erholungs- und Wachstumstreiber. Alle drei GE-Unternehmen sind in ihren Branchen führende Unternehmen und unter den drei Top-Anbietern. Die Entwicklung bei GE sollten Anleger daher für 2023 im Blick behalten, während GEHC schon heute als aussichtsreicher Perspektivkandidat einzustufen ist, selbst wenn dort nicht mehr der Erfolgstyp Larry Culp die Zügel in der Hand hält. Kommen wir zu unseren Favoriten unter den aktuellen Buffett-Aktien (das korrespondierende Video dazu mit einem weiteren Buffett-Favoriten von mir gibt es morgen auf meinem YouTube-Kanal... Hier müssen wir uns vorab folgendes klar machen: Buffett agiert gerne antizyklisch. Er schaut mit Vorliebe Aktien von Unternehmen mit hoher Ertragskraft an, die auch gutes Geld verdienen Jahr für Jahr – die aber der Großteil der Anleger verschmäht, weil sie nicht sexy genug sind oder aus der Mode gekommen sind, und die gleichzeitig vielleicht auch Schwierigkeiten haben, weil sich ihr Geschäft in einem zyklischen Abschwung befindet. Als da wären: Wert Nr. 1: Hewlett-Packard (US-Kürzel: HPQ) Hewlett-Packard, kurz HP, liest sich schon etwas angestaubt, ist es auch. Ein IT-Pionier auf dem absteigenden Ast. Schließlich verkauft die Firma im wesentlichen PCs, Laptops und Drucker. Das scheint eher langweilig und ist es letztlich auch. Wer bitte investiert heute noch in einen Drucker-Hersteller? Wo doch längst „alles“ online läuft, sogar die Steuererklärung. Und die PC-Käufe hatten doch ihre Hochs während der Corona-Pandemie und brechen jetzt massiv ein?! Alles richtig, und doch hat Warren Buffett im 1. Quartal 2022 satte 11% an dem Unternehmen gekauft und seither behalten. Das ist ein Statement, auch wenn das letztlich „nur“ 0,9% des gesamten Berkshire-Portfolios entspricht. Wobei diese 11% trotzdem sukzessive ansteigen, denn – richtig geraten – HP hat ein sehr großes Aktienrückkaufprogramm am Start. Die Zahl der ausstehenden Aktien ist von 2018 bis aktuell von 1,48 Mrd. auf nur noch 980 Mio. Stück gefallen. Das ist ein Rückgang von rund einem Drittel und bedeutet entsprechend, dass auch der Anteil der Unternehmensgewinne, der auf jede einzelne Aktie entfällt, entsprechend gestiegen. Oder anders formuliert: Der Gewinn je Aktie steigt, auch wenn der tatsächliche nominale Gewinn stagniert oder zurückgeht. Genau letzteres war im Fiskaljahr 2022 (Ende 30.09.2022) auch der Fall: Statt 6,5 Mrd. US-Dollar verdiente man netto nur noch 3,2 Mrd. US-Dollar, also nur knapp halb so viel. Pro Aktie waren das 3,05 US-Dollar nach 5,33 US-Dollar im Vorjahr. Hier zeigt sich der abmildernde Effekt der Aktienrückkäufe. Analysten rechnen im laufenden Geschäftsjahr dann sogar mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 2,47 US-Dollar, bevor es dann im Fiskaljahr 2024 mit 3,39 US-Dollar je Aktie wieder nach oben gehen soll. Hintergrund des starken Einbruchs sind hier Vorzieheffekte durch die Covid-Lockdowns und dem damit verbundenen Work at Home-Trend gewesen. Der hatte zu einem regelrechten Nachfrage-Boom nach PCs, Laptops und auch Druckern geführt. Jetzt herrscht Flaute, aber auf Basis der Konsensschätzungen für 2024 fällt dann das KGV bereits wieder auf 8 und das Verhältnis Enterprise Value zu EBITDA auf 5,6 (und das Fiskaljahr 2024 beginnt ja für HP bereits am 1. Oktober diesen Jahres). Und HP bleibt eine Cashmaschine: Selbst im „Flauten-Jahr“ 2023 dürfte der freie Cashflow 3,25 Mrd. US-Dollar betragen und könnte sich dann über Jahre auf diesem Niveau stabilisieren. Damit kann HP die komplette Nettoverschuldung von 6,5 Mrd. US-Dollar innerhalb von 2 Jahren tilgen. Aus Sicht von Buffett sind das absolut gute Perspektiven. Hewlett-Packard (ISIN: US40434L1052) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 23e/24e | Kurs | A142VP / HPQ | 27 Mrd. USD | 11 / 8 | 27,11 USD |
Wert Nr. 2: Paramount Global (US-Kürzel: PARA) Paramount Global ist die ehemalige ViacomCBS. Das war eine der Aktien, die Billy Hwang, der seinen Hedgefonds Archegos Capital „geschrottet“ hat, 2021 nach oben manipuliert hatte (siehe Einkreisung): Da hat Buffett natürlich nicht gekauft, sondern erst als die Aktie massiv zurückgekommen war. Nämlich wie bei Paramount im 1. Quartal 2022 – und interessant ist hier, dass er dann immer weiter aufgestockt hat: In Q2/2022 und in Q3/2022 – in fallende Kurse hinein. Dieser Logik folgend, müsste er eigentlich in Q4 nochmal gekauft haben. Berkshire hält jetzt ungefähr 15% von Paramounts frei handelbaren B-Klasse-Aktien bzw. 14% aller Paramount-Aktien. Der durchschnittliche Einkaufspreis von Buffett liegt bei 32,01 US-Dollar. Der aktuelle Kurs aber nur noch bei 19,57 US-Dollar. Das heißt, er sitzt hier auf Verlusten von knapp 39%. Paramount Global Class B (ISIN: US92556H2067) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 23e/24e | Kurs | A2PUZ3 / PARA | 12,8 Mrd. USD | 14 / 8,5 | 19,76 USD |
Es handelt sich im Kern um ein Traditions-Unternehmen, existiert in der jetzigen Form aber erst seit Februar 2022. Das Filmstudio Paramount Pictures, die CBS Entertainment Group (bestehend aus dem gleichnamigen Fernsehsender-Netzwerk) und andere inländische Netzwerke wie MTV, Nickelodeon, BET, Comedy Central und Showtime, sind auch in Deutschland bekannt. Hinzu kommt das internationale Geschäft (bestehend vor allem aus internationalen Versionen inländischer Netze sowie regionalen Netzen wie Channel 5 in Großbritannien, Network 10 in Australien und Telefe in Argentinien). Nur im Streaming-Bereich ist Paramount ein „Johnny come lately“, hat inzwischen aber mit dem kostenpflichtigen Paramount+ und dem kostenlosen Pluto TV zwei Streaming-Angebote, die sich recht gut entwickeln. Überhaupt hat CEO Bob Bakish, der Viacom 2016 als CEO übernommen hatte und jetzt auch Paramount Global führt, sowohl den Fernsehsender-Bereich als auch das Filmstudio wieder auf Kurs gebracht. Warum dann aber der heftige Kurseinbruch? Nun, wir sehen momentan einen dramatischen Einbruch des Werbemarktes und Paramount ist in seinem traditionellen Geschäft, dem linearen Fernsehen, natürlich stark von Werbeeinnahmen abhängig. Gleichzeitig ist der Konkurrenzdruck im Streaming-Bereich momentan enorm...könnte aber seinen Hochpunkt überschritten haben. Die großen Player wie Netflix und Disney haben angekündigt, dass man künftig einen stärkeren Fokus auf Profitabilität legen möchte. Die Investments in Content dürften in 2023 nur relativ moderat ansteigen. Das sollte etwas Entspannung für die ganze Branche bringen – auch für Paramount. Buffett setzt wohl darauf, dass das traditionelle, integrierte Geschäftsmodell von Paramount auch zukünftig Hits generieren wird. Beispielsweise die Serie 1883, ein Ableger der Erfolgsserie Yellowstone. Die hat man zuerst bei den Kabelfernseh-Zuschauern eingeführt, also bei dem Publikum, das Yellowstone cool fand – und erst nach 45 Tagen zu Paramount+, dem kostenpflichtigen Streaming-Angebot geschoben, dann aber exklusiv. Man jongliert hier als etwa zwischen den vorhandenen Vertriebskanälen. Bakish sieht diese Kombi aus traditionellen und Streaming-Assets sogar als Vorteil, weil sie seiner Meinung das Risiko von neuen Produktionen senken und am Ende attraktivere Margen generiert werden könnten. Vor allem dürfte Buffett aber die Bewertung gefallen: Ein erwartetes KGV für 2023 von 14 scheint auf den ersten Blick nicht sonderlich günstig. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um zyklische „Tiefstgewinne“. Für 2024 sinkt das KGV auf Basis der aktuellen Schätzungen dann schon wieder auf nur noch 8,5. Wie attraktiv die Bewertung der Aktie zumindest auf dem Papier ist, zeigt auch die Entwicklung des Kurs-Umsatz-Verhältnisses (KUV): In der Grafik hier ist das der untere Kursverlauf seit 30.06.2015. Das KUV ist seither von 2,0 auf nur noch 0,5 gefallen. Das heißt: 1 US-Dollar Umsatz von Paramount wird vom Markt nur noch ein Wert von 50 Cent zugeschrieben. Noch in 2015 hat der Markt jeden Dollar Umsatz von Paramount mit 2 Dollar Marktkapitalisierung honoriert. Das heißt: Der Markt traut Paramount nur noch extrem wenig zu im Moment. Klar die Zeiten haben sich geändert: Das Kerngeschäft schrumpft und die Nettoverschuldung von 12,5 Mrd. US-Dollar ist auch nicht ohne. Aber ist Netflix mit einer Marktkapitalisierung von 141 Mrd. US-Dollar deshalb mehr als 10-mal so viel Wert wie Paramount (12,6 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung)? Buffett sagt nein und investiert deshalb, mit zuletzt zunehmendem Commitment in Paramount Global. Unser Fazit zu HP und Paramount: Sowohl HP als auch Paramount gehören bisher zu den Fehlinvestments von Warren Buffett. Er sitzt auf hohen Buchverlusten von 27% bzw. sogar 39%. Trotzdem hält er bisher Kurs, bei Paramount kauft er sogar zu. Aus meiner Sicht sind die seit dem Buffett-Kauf entstandenen Kursverluste vor allem auf die Abschwünge in den jeweiligen Branchen zurückzuführen, nicht auf firmenspezifische Probleme. Insofern bieten die jetzt noch attraktiveren Kurse aus meiner Sicht eine gute Einstiegs-Chance.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig. | |
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Die Redakteure/Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: General Electric, GE Healthcare, Paramount Global & Hewlett-Packard Weitere Informationen dazu findest Du hier... Meine neuesten Videos
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