mein Sportlehrer kannte keine Gnade: Wer nicht rückwärts auf einem Strich laufen konnte, war bei ihm unten durch. Damals, Anfang der 90er, konnten das noch fast alle. Dann kamen Trash-TV, Konsolen, Online-Games, Handys und machten aus drahtigen Jugendlichen stolpernde und übergewichtige Problemfälle. Zum Glück ist mein Sportlehrer lange in Rente. Denn das war nichts gegen den Corona-Lockdown: Noch nie haben sich Kinder so wenig bewegt wie momentan. Noch nie haben sie so viel Zeit in Fernseher, Computer oder Handys gestarrt. Künftig dürfte der Sportunterricht eher einem Rehaprogramm ähneln. Aus der Generation Lockdown wird die Generation Couchpotatoe - mit verheerenden Folgen, prophezeien Wissenschaftler. Nicht nur, dass übergewichtige Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Alter zu dick und damit oft weniger gesund sind. Es geht vor allem wieder eine gigantische soziale Schere auf: Je ärmer, je ungebildeter, desto weniger Bewegung. Im Hochhaus läuft der Fernseher, im Vorstadt-Garten wird Trampolin gesprungen. Und die Bundes-Notbremse macht Sportangebote für Kinder selbst im Freien fast unmöglich. Für den Gesundheitsschutz riskieren wir die Gesundheit einer ganzen Generation – klingt mäßig klug.
Einen schönen Freitag! Mathis Neuburger chefredaktion@mopo.de
PS: Falls er Ihnen gefällt, unser kleiner Newswecker, leiten Sie ihn gern an Freunde, Kollegen oder Ihre Familie weiter, das würde uns freuen. Wenn Sie diese Mail weitergeleitet bekommen haben: Hier können Sie kostenlos abonnieren |