freundlich formuliert, würde ich sagen: Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Gestern früh wurde von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten eine „erweiterte Ruhezeit zu Ostern“ beschlossen. Heute Vormittag dann: Kommando zurück, Gründonnerstag und Ostersamstag werden doch nicht zu pandemischen Zwangsfeiertagen deklariert. Angeblich, so die Begründung für den Rückzieher, wäre das juristisch nicht tragfähig gewesen. Ob es wirklich nur um Rechtsfragen ging, darf jedoch bezweifelt werden, denn in der Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion muss es gestern hoch hergegangen sein. Ein Teilnehmer berichtet, so etwas habe er seit den Hochzeiten der Flüchtlingskrise nicht mehr erlebt. Kein Wunder, dass die Stimmung insbesondere bei den Unionsabgeordneten katastrophal ist: Die Umfragewerte befinden sich in freiem Fall – und insbesondere die direkt gewählten Parlamentarier müssen sich in ihren Heimatwahlkreisen wegen der Corona-Politik harte Kritik bis hin zu Anfeindungen von den Bürgern gefallen lassen. Mein Kollege Marko Northe hat die Hintergründe zu den mehr als nur turbulenten Ereignissen aufgeschrieben. Generation Lockdown – unser neues Heft Mit großer Freude möchte ich an dieser Stelle unsere neue Printausgabe ankündigen. Cicero-Abonnenten haben sie heute schon in ihrem Briefkasten, von morgen an ist sie auch im Zeitschriftenhandel erhältlich. Die Titel-Geschichte könnte relevanter nicht sein: „Generation Lockdown – wie Corona unseren Kindern die Zukunft nimmt“. Denn was haben Kinder eigentlich davon, wenn die Regierungsparteien ihnen großzügig eigene Verfassungsrechte versprechen – die politisch Verantwortlichen aber gleichzeitig schulterzuckend danebenstehen, wo eine ganze Generation körperlich und seelisch verwahrlost? Die Nonchalance, mit der insbesondere die weniger behüteten Schülerinnen und Schüler ihrem Lockdown-Schicksal überlassen werden, ist wahrscheinlich der größte Skandal in dieser mit der Pandemie völlig überforderten Republik. Wir beleuchten alle Details. Ankündigen möchte ich eine weitere Geschichte aus der Aprilausgabe von Cicero: Sie trägt den Titel „Wagners Wutbürger“ und handelt vom unlängst unter obskuren Umständen verstorbenen Stefan Mickisch. Seine Einführungsmatineen vor den Opernaufführungen bei den alljährlichen Richard-Wagner-Festspielen waren legendär; Mickisch hatte einen festen Platz im Bayreuther Kosmos. Doch dann kam es zur großen Entfremdung zwischen dem musikalisch hochtalentierten Sonderling und den „offiziellen“ Wagnerianern. Was folgte, war eine Mischung aus Wahnsinn, genialischer Selbstüberschätzung und hässlichen Schlammschlachten – mit leider tragischen Ende. Der Bayreuth-Experte Axel Brüggemann hat das Drama um Stefan Mickisch akribisch recherchiert. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |