Guten Tag John, vergangene Woche durften wir mit dem Wort & Bild Verlag in Berlin zur Future Health Session laden – einem interaktiven Abend mit ausgewählten Gästen. Gemeinsam haben wir uns den Fragen gewidmet, wie sich Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren entwickeln wird und welche Handlungsfelder sich daraus ableiten lassen.
Unsere Future Advisors Prof. Dr. Florina Speth und Harry Gatterer hatten 4 Szenarien mit im Gepäck, aus denen sich das Publikum für eines entscheiden konnte. Mit diesem – der digitalen Gesundheitswirtschaft – wurde im Anschluss gearbeitet, in das Narrativ eingetaucht und mögliche Implikationen für Entscheidungstragende in Deutschland strategisch reflektiert. | Dabei wurde einmal mehr deutlich: Es braucht Mut, Methoden sowie systemisches Denken und Handeln, um die Zukunft der Gesundheitswirtschaft aktiv zu gestalten. Daher freut es uns enorm, eine Weiterbildung in diesen Kompetenzen noch in diesem Jahr mit explizitem Health-Fokus und entsprechender Gesundheitsexpertise anbieten zu können. Im Oktober führen wir in Berlin gemeinsam mit Wort & Bild die Future Management Conference Health durch und bilden dabei 40 Personen zu Future Health Managern aus, die u. a. in der Entwicklung von Szenarien und der Arbeit damit geschult werden. |
Wir freuen uns schon auf 5 intensive Tage gemeinsamen Lernens mit Fach- und Führungskräften, Strategieverantwortlichen und Innovationsmanager:innen aus der Gesundheitswirtschaft. Sichern Sie sich Ihr Ticket und seien Sie dabei! | Für welches Szenario hätten Sie sich entschieden? | Szenario 1: Digitale Gesundheitswirtschaft Gesundheit wird smart – aber nicht automatisch gerechter. | Im Jahr 2035 ist das Gesundheitssystem in Deutschland vollständig digital integriert – von der Prävention bis zur Nachsorge. Individuelle Gesundheitsdaten fließen kontinuierlich in cloudbasierte Versorgungssysteme ein. Digitale Zwillinge, KI-gestützte Diagnosen, personalisierte Medikationen und telemedizinische Plattformen gehören zum Alltag. | Die Versorgungslogik folgt nicht mehr dem Ort, sondern dem Datenfluss – und die Gesundheitswirtschaft wird zum Betriebssystem: Plattformen orchestrieren Leistungen, Versicherungen, Anbieter:innen und Patient:innen agieren in Echtzeit. Für viele bedeutet das: einfacherer Zugang, personalisierte Prävention und kürzere Wege. Für andere entsteht ein Gefühl der Abkopplung – denn digitale Souveränität ist Voraussetzung für Teilhabe. In Deutschland hat man früh auf Datenschutz und Interoperabilität gesetzt. Vertrauen und Stabilität zählen mehr als Tempo. Trotzdem bleibt die digitale Gesundheitslandschaft ökonomisch fragmentiert – wer viel zahlt, bekommt viel Service. Szenario 2: Solidarische Gesundheitswirtschaft Gesundheit ist eine gemeinsame Aufgabe und ein gemeinsames Versprechen. | Im Jahr 2035 hat die Gesundheitswirtschaft einen mentalen Wandel vollzogen: vom System der Dienstleistung zur geteilten Verantwortungsgemeinschaft. Gesundheit ist nicht mehr primär die Folge individuellen Verhaltens – sondern das Ergebnis kollektiver Fürsorge, vorausschauender Politik und strukturierter Gerechtigkeit. | Das System orientiert sich an Commons-Logiken: Pflege wird durch Zeitbudgets gefördert, Vorsorgeangebote sind niedrigschwellig und öffentlich koordiniert, Bürger:innen beteiligen sich an regionalen Gesundheitskonferenzen. Solidarität ist dabei nicht romantisch – sondern rational. Sie spart Kosten, stärkt Resilienz und erhöht Lebensqualität. Besonders sichtbar wird diese Logik in Krisensituationen: bei Hitzewellen, Epidemien oder sozialen Spannungen funktioniert das System nicht trotz, sondern wegen seiner geteilten Struktur. Der Grundsatz: Niemand soll gesundheitlich schlechter gestellt sein – nur weil er weniger kann, weiß oder verdient. Szenario 3: Ökonomisierte Gesundheitswirtschaft Wer investiert, bleibt gesund – wer nicht, bleibt draußen. | Im Jahr 2035 ist Gesundheit zu einem lukrativen Investitionsfeld geworden – für Unternehmen, aber auch für Einzelpersonen. Die Gesundheitswirtschaft folgt zunehmend den Gesetzen des Marktes: personalisierte Angebote, Subscription-Modelle, Premium-Zugänge und genetisch individualisierte Therapien stehen im Zentrum. | Digitale Gesundheitsplattformen bieten Coaching, Diagnostik, Medikation, mentale Begleitung – aber nur gegen Aufpreis. Longevity ist ein Wachstumsmarkt, nicht mehr nur für ältere Menschen, sondern auch für eine junge, leistungsorientierte Elite. Die Regulierung hat nicht Schritt gehalten: Der Zugang zu hochwertigen Leistungen ist zur Frage des Einkommens geworden. Private Versicherer differenzieren ihre Produkte nach Daten und Verhalten. Der öffentliche Gesundheitssektor hält nur das Minimum bereit. Gesundheit ist kein Recht mehr – sondern ein Vertragsprodukt. Szenario 4: Klimaintelligente Gesundheitswirtschaft Die Gesundheit des Menschen beginnt beim Zustand des Planeten. | Im Jahr 2035 ist die Gesundheitswirtschaft untrennbar mit ökologischer Verantwortung verknüpft. Kliniken, Pflegeeinrichtungen, öffentliche Versorgungszentren und Health-Tech-Startups denken Gesundheit nicht mehr isoliert – sondern im Kontext von Klima, Biodiversität, Ressourcenverbrauch und sozialer Umwelt. | Klimakrisen haben das Bewusstsein geschärft: Hitzewellen, Allergien, Infektionswellen, psychische Belastungen – all das hat messbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Reaktion darauf ist tiefgreifend: Gesundheitseinrichtungen werden CO₂-neutral betrieben, Therapiepfade berücksichtigen Umweltbelastungen, Prävention schließt Ernährung, Bewegung und Mobilität als Umweltfaktoren ein. Auch die mentale Dimension wird sichtbar: „Solastalgie“, die seelische Erschöpfung durch den Verlust von Heimat und Natur, wird ernst genommen und behandelt. Planetare Gesundheit wird zur Grundlage medizinischer Ethik. Wer heilt, muss auch schützen – nicht nur den Menschen, sondern das Leben insgesamt. | |