Claudia Fromme über Religion und Erziehung.
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23. Dezember 2022
Familie
Alles, was Eltern interessiert
Claudia Fromme
Claudia Fromme
Redakteurin Gesellschaft
SZ Mail
Guten Tag,
ein paar Tage ist es her, da fiel mir beim Weihnachtsaufräumen meine Kunstmappe aus der Grundschule in die Hände, Klasse 3a. Viele Bilder darin hatten weihnachtliche Motive. Die Heiligen Drei Könige in Wasserfarbe, ausgeschnitten oder gezeichnet, verschiedene Engel, darunter einer im Mosaikstil mit farbigem Transparentpapier. Irgendeiner in der Schule hat damals das Gesicht herausgerissen, warum auch immer.

Immer wenn ich diesen Engel mit dem kaputten Gesicht sehe, muss ich an die Grundschulzeit denken, damals vor mehr als 40 Jahren, in der Religion eine große Rolle spielte, auch im Kunstunterricht. Das Schulfach Ethik gab es noch nicht, zumindest nicht an meiner Schule. Und ich muss an Weihnachten denken, das früher aus selbstverständlichen Kirchgängen bestand und einem Pfarrer, der wütete, dass die, die nur zu Weihnachten in die Kirche kommen, auch sonst wegbleiben sollen. Wegbleiben war für uns keine Option, auch sonst im Jahr nicht, das war in unserer Familie nicht vorgesehen.

Auch in diesem Jahr werden wieder viele Familien ihren Weg in die Kirchen finden, und viele von ihnen können nicht mehr viel mit dem Glauben anfangen, mit weihnachtlichen Ritualen aber sehr wohl. Auch wenn heute viele Kinder nicht getauft sind. Auch wenn einige nicht mehr viel Ahnung von Religion haben und Weihnachten vor allem mit Geschenken verbinden. Ist das schlimm? Ein Pfarrer meinte mal zu mir: Nö, nicht schlimm. Kann ja passieren, dass man mit allen ein Kirchenlied singt und merkt, dass auch diese Gemeinschaft sinnstiftend sein kann. Vielleicht werde dann ein Funke entzündet. Seit Corona ist die Wahrscheinlichkeit allerdings gesunken, schreibt meine Kollegin Annette Zoch, die Pandemie hat die Menschen vom Kirchgang entwöhnt, sie schauen lieber einen Film.

Ist das eigentlich richtig, seine eigenen Überzeugungen, was den Glauben angeht, den Kindern weiterzugeben? Sie in die Christmette zu schleppen, die sie manchmal weniger feierlich als langweilig finden? Oder zum Krippenspiel, bei dem die Eltern so gerne an früher denken, die Kinder sich aber fragen, warum man da schon eine halbe Stunde vorher sitzen soll? Eine Freundin, die überzeugte Atheistin ist, hat ihrer Tochter im Kindergarten ein Vorlesebuch geschenkt, in dem stand, was die Weltreligionen jeweils verbockt haben. Der Untertitel des Buches hieß: „Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen.“

Ich persönlich finde es allerdings schon in Ordnung, zumindest zu versuchen, den Kindern im Glauben eine Heimat zu geben. Eltern geben im Leben ihrer Kinder vieles vor, ob sie wollen oder nicht - und da fragt auch keiner, ob sie das dürfen. Wir bestimmen, wo sie wohnen, wen sie treffen, was sie essen, wie sie sich kleiden. Wieso sollte das ausgerechnet bei der Religion anders sein? Aus der Kirche austreten können sie später ja immer noch. Und wenn sich meine Kinder irgendwann gegen den Glauben entscheiden, Weihnachten aber weiter in die Kirche gehen wollen, weil es für sie einfach dazugehört, ist das für mich auch in Ordnung. Christmette und Krippenspiele können sehr schön sein.

Wie halten Sie es mit der Religion? Und wie viel davon vermitteln Sie Ihren Kindern? Schreiben Sie mir gerne.

Ein schönes Wochenende und ein gesegnetes Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen.
Claudia Fromme
Redakteurin Gesellschaft
SZ Mail
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