Diese Internet-Aktien sind besser als Facebook ... Liebe Leserinnen und Leser, in den letzten Tagen kam es knüppeldick für Facebook. Der Datenskandal hat einen massiven Imageschaden verursacht. Welche konkreten monetären Folgen das nach sich zieht, muss sich allerdings erst noch zeigen. Dabei meine ich nicht nur zu erwartende Strafen der Behörden wegen der Verletzung von Datenschutzbestimmungen, sondern auch mögliche Auswirkungen auf das Verhalten der Werbekunden. Die Überflieger-Aktie der letzten Jahre erlebte jedenfalls einen heftigen Kurseinbruch und fiel auf den tiefsten Stand seit Juli 2017: Kennzahlen: Facebook | WKN / ISIN: | A1JWVX / US30303M1027 | Marktkapitalisierung: | 464,974 Mrd. USD | Umsatz 2018e: | 55,224 Mrd. USD | KGV 2018e / 2019e: | 22,1 / 18,2 | Dividendenrendite 2018e: | 0,0% |
In den letzten Monaten befand sich die Aktie im Grunde in einer volatilen Seitwärtsbewegung. Aus dieser ist sie nach unten ausgebrochen.
Datenmissbrauch im großen Stil Doch noch einmal kurz zu den Fakten: Facebook-Daten haben offenbar maßgeblich dazu beigetragen, den US-Wahlkampf zugunsten von Donald Trump zu beeinflussen, so die jüngsten Erkenntnisse der Datenaffäre um die britische Firma Cambridge Analytica. Auch die Brexit-Kampagne könnte mit Hilfe massenhaften Datenmissbrauchs gesteuert worden sein. Für Facebook ist diese Entwicklung ein ganz gefährlicher Trend, selbst wenn viele Zusammenhänge noch im Dunklen liegen und Facebook selbst nicht beteiligt war. Geschäftsmodell in Gefahr? Cambridge Analytica hatte unerlaubt Zugriff auf die Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern und sei von Facebook nicht daran gehindert worden, diese Daten zu ziehen und zu nutzen, obwohl die Facebook-User diesem Treiben nie zugestimmt hatten. Genau dies ist der Vorwurf, den unter anderem die deutsche Justizministerin Katarina Barley dem US-Konzern macht. Mark Zuckerberg startete zwar eine Medienoffensive und bekundete sein Bedauern, aber das dürfte nicht viel helfen. Denn selbst wenn die Aufsichtsbehörden Facebook weiter unter Druck setzen, ist nicht klar ob sich der Konzern dem Druck tatsächlich beugen wird. Das Geschäftsmodell basiert nun mal auf Big Data und Werbung. An der massenhaften Datensammlung dürften zudem die Geheimdienste in den USA Interesse haben. Einfacher geht Überwachung nicht. Zumindest in den USA ist es daher fraglich, ob Facebook im Sinne des Datenschutzes strenger reguliert wird. Druckmittel Werbeentzug Bleiben also die Nutzer, die ihre Facebook-Profile löschen oder die Werbewirtschaft, die weniger Geld bei Facebook ausgeben könnte. Große Massenlöschungen von Facebook-Profilen erwarte ich aber nicht. Schon eher könnte die Werbewirtschaft Facebook bestrafen. Tesla-Chef Elon Musk hat bspw. die Facebook-Seiten seiner Unternehmen gelöscht und die Werbung eingestellt. Auch Unilever droht Facebook mit Konsequenzen. Nur wenn diese Beispiele Schule machen, wird der Druck auf Facebook so groß, dass der Datenschutz ernster genommen wird. Die Aktie ist anfällig Für mich hat der Skandal vor allem eines verdeutlicht: Facebook hat nur ein Pfund, mit dem es wuchern kann, nämlich die Daten und das Vertrauen seiner Nutzer. Eine solche Abhängigkeit durch ein einseitiges Geschäftsmodell ist grundsätzlich problematisch, denn dadurch wird die Aktie sehr anfällig für Kursschwankungen. Facebook zählt daher ebenso wenig wie z.B. Twitter zu meinen Favoriten für ein langfristig ausgerichtetes Aktien-Depot. Beeindruckende Kursentwicklung seit 2013 Das heißt allerdings nicht, dass sich Facebook nicht auch wieder schnell erholen kann. Der Montag war dafür ein gutes Beispiel: Die Aktie fiel um mehr als 6%, machte diesen Verlust aber im Tagesverlauf wieder wett. Und wenn wir uns den Chart seit dem Börsengang 2012 ansehen, wirkt das Ganze trotz der Milliarden-Verluste an Marktkapitalisierung fast wie ein Sturm im Wasserglas. Die Korrektur der letzten Tage wirkt in der langfristigen Perspektive gar nicht mehr dramatisch: Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Zeit nach dem Börsengang 2012 hat sich der Aktienkurs seit Mitte 2013 zeitweise fast verfünffacht.
Die Facebook-Aktie wurde in den letzten Tagen aber auch zum Opfer allgemeiner Gewinnmitnahmen an den Börsen, von denen besonders die Technologie- bzw. Internet-Aktien betroffen waren. Kein Wunder, denn bei Facebook, Amazon, Netflix und Google (Alphabet), den so genannten FANG-Aktien, sind in den letzten Jahren die stärksten Kursgewinne angefallen. Der Vergleichschart zeigt, dass Facebook und Alphabet in den letzten drei Jahren etwa 90 Prozent an Wert gewonnen haben: Ab Anfang 2017 ließen Amazon und Netflix die anderen beiden FANG-Aktien Facebook und Alphabet (Google) mehr und mehr hinter sich.
Ganz klar in den Schatten gestellt wurden beide Aktien aber durch Amazon und Netflix. Der Online-Händler und der Anbieter von Video-Streaming wurden gerade in den letzten Monaten zu Überfliegern unter den großen Internet-Aktien aus den USA.
Mein Fazit: Enormes Umsatzwachstum ist bei allen vier Konzernen die Basis für den starken Kursanstieg und auch für die teils hohe Bewertung der Aktien. Kommen Zweifel auf, dass dieses Wachstum fortgesetzt werden kann, dann kann es schnell zu einem Kurseinbruch kommen. Wie jetzt bei Facebook. Wachstumsaktien wie Facebook, Amazon, Netflix und Alphabet gehören grundsätzlich auch in ein langfristiges Aktienspardepot. Die stärkeren Kursschwankungen als z.B. bei Dividenden-Aktien gilt es auszuhalten. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass das Geschäftsmodell tragfähig und stabil ist. Bei Facebook kann man sich wegen der einseitigen Ausrichtung auf Werbeerlöse und der Abhängigkeit von den Datenschutzbestimmungen da nicht sicher sein. |