Gold: Zentralbanken greifen zu |
Mit der Beilegung des US-Schuldenstreits ist Gold zuletzt in eine Konsolidierungsphase eingetreten. Geldpolitische Weichenstellungen sowie die Konjunkturdaten rücken nun wieder in den Fokus. Anleger sollten dabei auch auf Kupfer schauen. Einen neuen Höchststand hat Gold dieses Jahr bereits erreicht, noch fehlte bisher aber die Kraft für einen nachhaltigen Ausbruch. Unter den vier großen Edelmetallen zeigt die Feinunze mit gut sieben Prozent Gewinn sei dem Jahreswechsel immerhin relative Stärke. Aus technischer Sicht hat die Korrektur von rund acht Prozent ausgehend vom Hoch im Mai bisher keinen Schaden angerichtet. Vielmehr bestätigte Gold mit dem Rücklauf an das alte Hoch um 1930 Dollar den Ausbruch. Gerade die Unterseite gilt es aber im Blick zu behalten. Sowohl die Rally-Phasen im Sommer 2020 als auch im Frühjahr 2022 gipfelten in einem kurzen Ausflug oberhalb von 2000 Dollar. Nachdem Gold anschließend mehrfach im Bereich der 1900er-Zone gekauft wurde, erwies sich in beiden Fällen der Rücksetzer unter die runde Marke als Ausgangspunkt einer stärkeren Korrekturbewegung. Auch jetzt dürfte sich das Preisareal um 1900 Dollar als richtungsweisend herausstellen. Im negativen Fall könnte sich erneut die 200-Tage-Linie um 1840 Dollar als erste Auffangzone erweisen. Renditeerwartung beeinflusst Goldpreis Anders als Silber, Palladium und Platin ist Gold kaum in den Wirtschaftskreislauf eingebunden. Allerdings reagiert die Feinunze dennoch auf die Konjunkturaussichten, zumal diese auch wichtig sind für die Geldpolitik der Zentralbanken. Rechnet der Markt mit steigenden Leitzinsen, ziehen auch die Renditen am Anleihemarkt an und Gold verliert relativ gesehen an Attraktivität, da das Edelmetall nur die Aussicht auf Kursgewinne bietet und keine Zinsen oder Dividenden. Hinsichtlich der Geldpolitik besteht derzeit viel Unsicherheit: Während eine weitere Zinserhöhung der EZB sicher erscheint und andere Notenbanken zuletzt ihre Straffung fortsetzten, ist der weitere Weg der US-Notenbank Fed unklar. An den Terminmärkten wird derzeit eine weitere Zinserhöhung in den kommenden Monaten eingepreist, auf die eine Serie von kleinen Zinssenkungen folgen soll. Für Gold wäre ein Szenario mit mittelfristig eher sinkenden Renditen positiv. Allerdings muss dafür auch die Inflation mitspielen und ebenfalls den Rückwärtsgang einlegen, um den Notenbanken ausreichend Handlungsspielraum zu geben. Inflation sinkt Zumindest die konjunkturbedingten Inflationskräfte kühlen sich allmählich ab. Wichtig für die US-Teuerungsrate sind besonders die Mieten, die mit rund einem Drittel in die Berechnung eingehen. Im April haben die Mietpreise ihren Zenit erreicht, auch die fallenden Immobilienpreise dürften sich mit einer Verzögerung von einigen Monaten nun deutlich in fallenden Mieten niederschlagen. Zuletzt war die US-Inflation mit 4 Prozent überraschend stark auf ein Zweijahrestief gefallen. Zugleich sollte die Wirtschaftsdynamik bald nachlassen. Viel beachtete Frühindikatoren sowie die Inversion am Anleihemarkt sprechen für eine bevorstehende Rezession oder zumindest deutliche Konjunkturabkühlung. Auch das Preisverhältnis von Kupfer zu Gold untermauert dies: Die Outperformance von Gold im Vergleich zum Industriemetall deutet auf eine wirtschaftliche Verlangsamung hin und somit auch sinkende Renditen, was meist mit einer Rezession zusammenfällt. Notenbanken kaufen Gold Die Zentralbanken bestimmen aber nicht nur über ihre Geldpolitik die Tendenz bei Gold, sondern treten auch als wichtiger Käufer des Edelmetalls in Erscheinung. Im vergangenen Jahr erreichten die Käufe mit 1.078 Tonnen eine beispiellose Größenordnung. Im ersten Quartal setzte sich der Trend fort. Auch wenn das Volumen des vergangenen Jahres in 2023 wohl nicht mehr erreicht wird, planen einige Zentralbanken ihre Goldreserven mittelfristig weiter zu erhöhen. Somit dürfte die Nachfrage der Notenbanken weiter robust bleiben und den Preis stützen. |
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