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Der absurde Streit um die Atomkraft, Messen mit bestechend grünen Angeboten und kreative Marketing-Aktionen zum Earth Day: In Deutschland bewegt sich was – und zwar in die richtige Richtung. |
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| | Das Mercedes-Benz Gebrauchtteile Center pflanzt für jede Bestellung einen Baum. ©Unsplash/Johann Siemens |
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Text – Christine Mattauch Die Deutschland-AG hat vorigen Samstag eine Produktreihe eingestellt. Das Modell litt unter einem schlechten Image, beinhaltete hohe Risiken und spielte seine Kosten kaum ein. Zudem will die Chefetage mehr Ressourcen in Innovationen lenken, die sie für zukunftsfähig hält. Klingt gut, doch wie bei jeder Umstrukturierung gibt es Widerstand. Ein mächtiger Gebietsfürst will gar die Zentrale entmachten. Get over it, Söder! Die Ära der Atomkraft in Deutschland ist vorbei. Und Wandel macht stark. Auch wenn seine Folgen anfangs schmerzen mögen. Dafür läuft manches schneller als anfangs gedacht. Bei grüner Effizienzsteigerung und der Umstellung auf regenerative Energien geht ein Ruck durchs Land, das zeigen Beispiele wie das des Sensorspezialisten Leuze im schwäbischen Owen : Der Mittelständler hat seine Photovoltaik-Anlage massiv ausgebaut und so den Bezug von Fremdstrom im vergangenen Jahr glatt halbiert. Wobei der Fremdstrom, na klar, ebenfalls zu 100 Prozent öko ist. |
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| | Nicht von ungefähr steht bei den beiden Weltleitmessen, die diese Woche begonnen haben, Nachhaltigkeit im Fokus. Die Industrieschau Hannover Messe benennt als Top-Themen CO2-neutrale Produktion, Energiemanagement sowie Wasserstoff und Brennstoffzellen. Zu den Leitthemen der Münchner „Bau“ zählen die „Herausforderung Klimawandel“ und „Ressourcen und Recycling“ . Wer vor Ort war, konnte sich davon überzeugen, wie viele Aussteller grüne Themen in den Vordergrund rückten.
Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil die Baubranche traditionell nicht zu den schnellsten gehört, und ganz besonders wichtig, weil die Bau- und Gebäudewirtschaft knapp 40 Prozent der deutschen CO2-Emissionen verantwortet. Die Messe habe „die Zeichen der Zeit in der Theorie erkannt“, schrieb Gerhard Matzig, Architekturkritiker der SZ und der Lobhudelei gewiss nicht verdächtig. „Für die Praxis wäre nun eine zeitgemäße Bau- und Umbaupolitik zuständig. Die Wirtschaft ist schon weiter.“ |
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Hersteller von Wärmepumpen jedenfalls werden von Nachfrage geradezu überrannt. Der Berliner Installateur Thermondo hat eine Mediakampagne aufgelegt, die seit Anfang April in großer Reichweite auf TV sowie im Connected TV läuft, flankiert von Social Media. Der Spot simuliert den Abwurf einer Wärmepumpe aus einem Flugzeug (freilich klimaneutral mit Bluescreen-Technik produziert), direkt über dem Haus des Kunden, samt fallschirmbewehrter Installateurs-Crew – ein Gartenzwerg ist auch dabei. Richard Lucht, Vice President Brand & Communication bei Thermondo, lässt sich so zitieren: „Lange Lieferzeiten, Handwerkermangel, fehlende Preistransparenz? Andere lamentieren, wir liefern.“ Das nennt man wohl die Gelegenheit beim Schopf packen. |
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| | Auftrieb erhält auch ein Geschäftsfeld, das bislang eine Nische war: modularer Wohnungsbau. Die Schweizer Firma Renggli baut in Eberswalde Deutschlands größtes Holzmodulwerk; bei dem Berliner Start-up Gropyus , Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), ist kürzlich Vonovia als Investor eingestiegen. Wenn Wohneinheiten vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch gestapelt werden, ist das nicht nur schneller und kostengünstiger als konventioneller Wohnungsbau – eine standardisierte Produktion lässt sich auch in Hinblick auf CO2-Emissionen und Zirkularität optimieren. Die große Herausforderung liegt im Design. In den Augen derer freilich, die verzweifelt eine Wohnung suchen, wird es allemal passabel sein. Menschen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, ist ja auch etwas sehr Nachhaltiges. |
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Man kann es natürlich auch so machen wie das Kölner Modelabel Armedangels und pünktlich zum Earth Day verkünden, dass nachhaltige Mode nicht existiert: Jedes hergestellte und gekaufte Produkt belaste die Natur, sagt Impact und Innovation Director Katya Kruk. „Weniger konsumieren und auf höhere Qualität zu setzen ist das Beste was für die Umwelt getan werden kann.“ Das stimmt und ist zugleich eine geschickte Marketing-Aktion, mit der Armedangels jeglichen Greenwashing-Vorwürfen den Boden entzieht.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick! |
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Zu Umweltthemen recherchierte Christine Mattauch schon an der Journalistenschule – es war die Zeit der ersten großen „Bio“-Welle. Heute beschäftigt sie sich mit grünen Marketingstrategien und der Frage, wie sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden lassen. Die freie Wirtschaftsjournalistin arbeitet in München. |
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