Verantwortung und KlopapierVerantwortung und Klopapier
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Die Blicke haben sich dieser Tage auf den G7-Gipfel und die Konferenz der EU-Umweltminister gerichtet. Doch es gab auch andere Neuigkeiten: Unternehmen mit preiswürdigen Geschäftsmodellen und Toilettenpapier mit Stroh-Beimischung. |
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| | Stroh und Gras im Toilettenpapier sorgen für mehr Nachhaltigkeit. ©Unsplash |
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Text — Christine Mattauch Es war eine fulminante Agenda, über die am Dienstag die EU-Umweltminister zu beraten hatten: Reform des Emissionshandels, Einrichtung eines Klimasozialfonds, die Zukunft der Verbrenner-Autos. Über die bemerkenswerten Beschlüsse zum „Fit für 55“-Paket haben Sie wahrscheinlich schon gelesen, wenn nicht, können Sie es beispielsweise hier. Weniger beachtet war der Tagesordnungspunkt „Entwaldung und Waldschädigung“. Dabei geht es um nichts weniger als das Ziel, internationale Lieferketten so zu gestalten, dass Produkte nicht zur Vernichtung von Wäldern beitragen. Tatsächlich konnten sich die Umweltminister auch hier auf eine gemeinsame Linie einigen. Allerdings sollen die verschärften Vorschriften nur für Urwälder gelten. Wenn das Europäische Parlament nicht gegensteuert, bleibt die Förderung nachhaltiger Holzwirtschaft großenteils in der Eigenverantwortung von Unternehmen. |
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| | Stichwort Verantwortung: Preise sind nicht nur eine schöne Sache für diejenigen, die sie bekommen. Sie signalisieren überdies, was den Auslobern wichtig ist. Der Marken-Award der absatzwirtschaft und des Deutschen Marketing Verbands wird dieses Jahr erstmals auch in der Kategorie Gesellschaftliches Engagement vergeben. Zu den in der vergangenen Woche benannten Finalisten zählt neben den Unternehmen Duracell und Veganz auch die ooh! Foundation, eine Organisation, die sich für die sexuelle Gesundheit junger Menschen einsetzt. Am 23. August werden die Gewinner ausgezeichnet – wir sind gespannt. Auch beim Deutschen Gründerpreis spielt das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle: In der Kategorie Start-up etwa gehört in diesem Jahr das Hamburger Jungunternehmen Traceless zu den Finalisten. Dessen Geschäftsidee: Landwirtschaftliche Reststoffe in kompostierbaren Biokunststoffe verwandeln. Die sollen Verpackungen und Einwegprodukte aus Plastik ersetzen. Eine Pilotanlage gibt es schon, in Kürze soll eine Großproduktion die Innovation auch preislich konkurrenzfähig machen. Landwirtschaftliche Reststoffe – was ist das überhaupt? „Dazu gehören Nebenernteprodukte wie zum Beispiel verschiedene Stroharten oder Ernterückstände von Hackfrüchten, aber auch Reststoffe aus der Viehhaltung“, informiert eine Broschüre des Bundesumweltministeriums . Die stammt von 2011 und wirbt dafür, Reststoffe zur Energiegewinnung einzusetzen. Nicht schlecht für den Anfang. Heute geht es eher darum, Biomasse – soweit möglich – als Rohstoff in der Produktion einzusetzen und so knappe Ressourcen zu schonen. Traceless ist da keineswegs allein auf weiter Flur. |
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| | Essity beispielsweise, ein in Schweden beheimateter Hersteller von Hygieneartikeln mit starker Präsenz in Deutschland, versetzt sein Klopapier der Marke Zewa neuerdings mit Stroh . Vergangene Woche wurde das Sortiment umgestellt, zuvor wurde eigens eine 8000 Quadratmeter große Fabrik in Mannheim gebaut. Angeblich hat Strohzellstoff einen 20 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als Zellstoff aus Holz- oder Recyclingfasern. Um die Verbraucher*innen von der Neuheit zu überzeugen, legt Essity von August an eine Kampagne in TV, in Social Media, Online und am POS auf, mit rund 713 Millionen Bruttokontakten. Die Düsseldorfer Traditionsfirma Hakle wiederum nutzt Gras als Beimischung bei den Marken Naturel und Servus sowie beim Küchenpapier Grass&Clean . Nach Unternehmensangaben stammt der Ersatzstoff von Wiesen, die zum Ausgleich für Versiegelungen angelegt werden. Wie oft da wohl gemäht wird und ob das gut für die Artenvielfalt ist? Immerhin reduziert das Heu den Energie- und Wasserverbrauch bei der Herstellung offenbar erheblich, ebenso CO2-Emissionen. Da kommt sich fast altmodisch vor, wer seit eh und je zu Recyclingprodukten wie Danke oder Wepa greift. Deren Marketer werden sich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie nicht hinter die innovative Konkurrenz zurückfallen wollen. Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick! |
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Zu Umweltthemen recherchierte Christine Mattauch schon an der Journalistenschule – es war die Zeit der ersten großen „Bio“-Welle. Heute beschäftigt sie sich mit grünen Marketingstrategien und der Frage, wie sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden lassen. Die freie Wirtschaftsjournalistin arbeitet in München. |
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