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Es gibt keine nachhaltigen Kleider für 8,99 Euro. Ein Lob von chinesischen Staatsmedien ist nichts, worüber sich VW freuen sollte. Und, hurra: Der Goldmull ist wieder da. |
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| | Zuversicht können wir für 2024 alle gut gebrauchen. (© Unsplash) |
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„Bayerns Digitalminister plant Faxverbot in Behörden“. Zugegeben – diese aktuelle Headline aus der „Zeit“ hat abgesehen vom voraussichtlich sinkenden Ressourcenverbrauch von Papier und Toner in bayrischen Amtsstuben nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Aber ich wollte sie Ihnen einfach nicht vorenthalten, denn Lachen ist ja gesund. Und Gesundheit wünsche ich Ihnen an dieser Stelle schon mal fürs nächste Jahr. Weniger lustig ist, was vor gut zwei Wochen eine Recherche der ARD-Redaktion Panorama und der Wirtschaftsredaktion Flip ergab: Discounter Lidl bewirbt ein in der Militärdiktatur Myanmar produziertes Kleid als nachhaltig, fair, versieht es mit dem staatlichen Textilsiegel „Grüner Knopf" und verkauft es für 8,99 Euro. Finde den Fehler! Ist es naiv zu glauben, dass Lidl sich das selbst geglaubt hat? TV-Moderatorin Barbara Schöneberger und Komiker Max Giermann haben es auf jeden Fall geglaubt: Sie waren Testimonials für die „Grüne Knopf-Kollektion“ von Lidl. |
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| Panorama und Flip haben nachgewiesen, dass es mit nachhaltig und fair in der Produktion nicht weit her ist und die Arbeiter*innen, wie in Diktaturen üblich, ausgebeutet und drangsaliert werden. Lidl kündigte daraufhin an, sich bis zum Jahr 2025 aus dem Verkauf von Textilien zurückzuziehen, die in Myanmar produziert werden. Wie im sehr lesenswerten Artikel Der wahre Preis des Lidl-Kleids nachzulesen ist, sind der Zara-Mutterkonzern Inditex, C&A, H&M und Tchibo diesen Schritt schon lange gegangen. Besonders unrühmlich ist bei der Geschichte das Siegel „Grüner Knopf“, das ja für sich in Anspruch nimmt, Produkte auszuzeichnen, die „hohe soziale und ökologische Standards“ erfüllen. „Vom Staat festgelegt und von unabhängigen Prüfern kontrolliert“. Angesichts der Recherche stimmt in dieser Aufzählung wohl nur eins, nämlich: „Vom Staat festgelegt“. Das zuständige Bundesentwicklungsministerium (BMZ) will trotz Konfrontation mit den Recherchen am Siegel festhalten. „Kein Land ist pauschal frei von Umwelt- und Menschenrechtsverstößen. Daher setzt sich das BMZ dafür ein, dass Unternehmen ihren unternehmerischen Sorgfaltspflichten nachkommen“, wird eine BMZ-Sprecherin zitiert. Hier stiehlt sich der Staat äußerst billig aus seiner Verantwortung. |
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| Eine ähnlich hässliche Geschichte gibt es aktuell auch in Zusammenhang mit VW. Der Wolfsburger Konzern hat in einem Audit feststellen lassen, dass in einem VW-Werk im chinesischen Xinjiang menschenrechtlich alles in bester Ordnung ist. „Mitarbeiter und Politiker halten die Ergebnisse für unglaubwürdig“, schreibt das Handelsblatt in dem Ihnen ebenfalls zur Lektüre ans Herz gelegten Artikel Volkswagen wegen Xinjiang-Werk in der Kritik. Demzufolge ist das VW-Audit von chinesischen Staatsmedien wie „Global Times“ und „China Daily“ gelobt und als Beleg dafür herangezogen worden, dass die Zwangsarbeitsvorwürfe gegen China von „antichinesischen Kräften“ erfunden seien, um der Volksrepublik zu schaden. Es sind Fälle wie die von Lidl und VW, die die Glaubwürdigkeit von Unternehmen stark beschädigen und das Vertrauen in Zertifizierungen, Audits, Siegel und Label zunichte machen. Es ist zum Haareraufen. |
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| So, liebe Leserin, lieber Leser, das Jahr und dieser Newsletter neigen sich dem Ende zu. Sollten Sie während der Feiertage keine Lust auf Weihnachtsklassiker wie „Der kleine Lord“ oder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ haben, stehen auf Youtube gut 14einhalb Stunden Live-Mitschnitt von der Hauptbühne des dreitägigen Sustainable Economy Summit bereit. Das Event fand vom 11. bis 13. Dezember in Berlin statt und soll der Hammer gewesen sein (das ist Hörensagen. ich war leider nicht da). Und noch ein ultimativer Hörtipp, der laut Podcast-Host Regina Steffens zugleich „eine Art Handreichung an SUV-Fahrer und Fleischesser“ ist: In der aktuellen Folge des Klima-Podcast vom „Spiegel“ erklärt der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, warum die Energiewende Spaß macht und er auch angesichts des in puncto Klimaschutz nicht gerade glorreichen Jahrs keineswegs resigniert. Yogeshwar plädiert für ein „konstruktives Narrativ“ und ist überhaupt optimistisch, dass wir nicht nur die Energiewende gut wuppen werden. Allerdings seien Nachhaltigkeitsziele nicht mit Fingerpointing (also: Schuldzuweisungen) und Verbots- oder Verzichtskommunikation zu erreichen: „Wir kommen nicht dahin, wenn wir ein Müssen draus machen. Wir kommen dahin, wenn wir ein Wollen daraus machen. Jeder Hundebesitzer versteht mich.“ Wohl wahr. (Bei diesem Punkt sind wir übrigens mal wieder bei der wichtigen Rolle von Marketing und Werbung – wer, wenn nicht die Kommunikationsprofis dieser Branche kann Menschen wollend machen?) |
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Yogeshwar zuzuhören, stimmt zuversichtlich. Und Zuversicht können wir doch für 2024 alle gut gebrauchen. In diesem Zusammenhang habe ich noch eine Spitzenmeldung für Sie: Der De Wintons Goldmull ist wieder da! Das ist insofern eine richtig gute Nachricht, weil das possierliche Tier als ausgestorben galt. Nun hoffen die Forschenden, dass sich auch der „fette Wels“, der Blanko-Brunnensalamander, die Ilin-Borkenratte und das Tasmanische Zwergseepferdchen wiederfinden. Die ganze schöne vom Redaktionsnetzwerk Deutschland recherchierte Geschichte lesen Sie hier. Mit dieser frohen Botschaft verabschiede ich mich für dieses Jahr von Ihnen. Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest und einen hoffnungsfrohen, unverzagten Start ins Neue Jahr! |
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Vera Hermes schreibt seit den 90ern über Marketing und ist überzeugt: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Haltung sind die drei großen Treiber der Disziplin. |
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