Liebe Frau Do, in dieser Woche entscheidet sich, wie es Deutschland künftig mit den Grenzen hält. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte in unserem gestern erschienenen Interview auf Lockerungen gedrungen. Absehbar ist nun, dass es auch in dieser Frage uneinheitliche Regelungen in den Bundesländern geben dürfte, wie Eva Quadbeck und Maximilian Plück recherchiert haben. Für die Menschen an Rhein und Ruhr ist das ein Herzensthema, da traditionell viele über Himmelfahrt – übernächstes Wochenende – in die Niederlande fahren. An der dortigen Küste hat sich gerade ein Drama abgespielt, das Fragen aufwirft. Fünf erfahrene Surfer sind vor Scheveningen ums Leben gekommen. Eine Rolle spielt auch ein zum Teil meterhoher Schaum, der sich auf den Wellen und am Strand gebildet hatte. Die Hintergründe haben Jörg Isringhaus und Sebastian Kalenberg zusammengetragen. Aber zurück zum Thema dieser Zeit. Die Diskussion, ob Deutschland den richtigen Weg im Kampf gegen Corona eingeschlagen hat, läuft auf Hochtouren. Als ein Gegenmodell dient in der Debatte Schweden. André Anwar, unser Korrespondent in Stockholm, zieht eine aufschlussreiche Bilanz. Ja, Schweden hat auf Freiwilligkeit gesetzt und damit Erfolge erzielt. Nur sind die Todesfälle in Altenheimen besonders häufig – und ist die Sterbequote insgesamt mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland (und übrigens auch höher als in den USA). Die größere Freiheit kostet Menschenleben. Und weil das so ist, kommt unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz zu dem Schluss, dass sich die Politik besser erklären muss. In ihrer Analyse verweist sie darauf, dass Corona ebenso aus China kommt wie eine Weisheit von Konfuzius, wonach der Mensch drei Wege habe, klug zu handeln. Durch Nachdenken sei der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe in der Flüchtlingskrise bittere Erfahrungen gesammelt, die sie in der Corona-Krise nicht wiederholen solle. Auch der Philosoph Julian Nida-Rümelin gibt uns eine Warnung mit. In einem Interview, das unser Kulturchef Lothar Schröder geführt hat, sorgt sich der frühere Kulturstaatsminister angesichts der globalen Rezession um die Zukunft der Demokratien. Sorge muss man auch um Thyssenkrupp haben. Obwohl, das stimmt so nicht ganz. Sorge musste man schon die ganze Zeit haben. Jetzt markiert der Aktienkurs neue Tiefststände, das dritte Quartal dürfte schlimm werden. Unsere Wirtschaftschefin Antje Höning wendet sich in ihrem Leitartikel trotzdem klar gegen wirtschaftliche Hilfen: „Unternehmen, die alleine nicht lebensfähig sind, kann der Staat auf Dauer nicht am Leben halten. Dann muss zerschlagen werden.“ Das klingt hart, vor allem mit Blick auf die Beschäftigten. Aber auch ihnen nützt es im Zweifel nicht, die Agonie des einst stolzen Konzerns zu verlängern. Gut klingt hingegen die Mitteilung des Robert-Koch-Instituts, dass sich die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen einem Plateau nähere. Die Gefährdung sei deutlich gesunken. Wie jenes Plateau zu bewerten ist und wie der zuvor gestiegene R-Wert dazu passt, hat mein Kollege Philipp Jacobs aufgeschrieben. Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, gehören Sie sicher zu den Menschen, die es genau wissen wollen, und einen Alu-Hut tragen Sie auch nicht. Wissen ist Macht, heißt es. Ich hoffe, das stimmt immer noch. Den inoffiziellen Star-Wars-Feiertag am 4. Mai habe ich in der „Stimme des Westens“ leider verpasst, aber ich verabschiede mich heute auf Jedi-Art: Möge die Macht mit Ihnen sein (und auch das Wissen). Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |