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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 01.06.2023 | Wolken-Sonne-Mix, 11 bis 22°C. | ||
+ Großbrand auf 5000 Quadratmetern in Berlin-Neukölln: Lagerhalle des Entsorgers Remondis steht in Flammen + Berlin.de: Wieso es 3.600 Redakteure braucht, um das Hauptstadtportal zu betreuen + Aktionen der Letzten Generation seien „illegal“: CDU blamiert sich mit fehlenden Grundgesetz-Kenntnissen + |
von Nina Breher |
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Guten Morgen, sind auch Sie gestern um 20:52 Uhr hochgeschreckt, weil aus ihrem Handy ein schepperndes Signal plärrte? Am Mittwochabend alarmierte das Warnsystem „Katwarn“ den Süden Berlins. Grund war ein Lagerhallenbrand des Abfallunternehmens „Remondis“in der Neuköllner Lahnstraße, mehr als 100 Feuerwehrkräfte sind bei dem Großbrand bis in den Morgen im Einsatz. Die „mittlere Gefahrenwarnung“ bat Anwohner, die Fenster zu schließen. Zumindest in meiner Nachbarschaft folgten die Wenigsten der Aufforderung. Kein Wunder: Die Warnung kam eine knappe Stunde zu spät. Um kurz vor neun war die riesige Rauchschwade (Fotos hier), die um etwa viertel vor acht am Berliner Himmel aufgezogen war, vielerorts schon gar nicht mehr sichtbar. Was bringt eine Warnung, wenn sie zu spät kommt? Später ergaben Messungen zum Glück, dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestand (Feuerwehr/Twitter). | |||
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Also doch keine Apokalypse. Womit wir beim nächsten Thema wären: In Marzahn-Hellersdorf haben Sie die besten Chancen, eine Zombie-Invasion zu überleben. Das geht aus einer komplett seriösen Datenanalyse des Immobilienportals „Rentola“ hervor, auf die die prä-apokalyptische Welt gewartet hat. Untersucht wurde, welche Orte in Deutschland im Fall einer Zombie-Apokalypse am sichersten wären. Bewertet wurde das anhand von Risikofaktoren: Verletzlichkeit (hohe Bevölkerungsdichte, Katastrophenrisiko-Index und Co.), Versteckmöglichkeiten (Waldfläche, Wohnungsgrößen), Vorräte (Treibstoff, Waffen, Nahrung), Mobilitäts- und Verteidigungsangebot (Waffen, Militärstützpunkte). Im Berliner Bezirksvergleich ist Neukölln mal wieder Schlusslicht, na klar. Hier überlebt man die Apokalypse mit der berlinweit geringsten Wahrscheinlichkeit. Gerade erst das Image als Corona-Hotspot abgelegt, könnte sich Neukölln zum Zombie-Hort entwickeln, ist mal wieder – Zitat aus der Analyse – „gefährlichster Bezirk in Berlin“. Falls Sie an Zombies glauben, ziehen Sie lieber um – aber bloß nicht die Stadt verlassen, schon gar nicht in Richtung Potsdam. Brandenburgs Landeshauptstadt schneidet von allen 402 untersuchten Regionen am viertschlechtesten ab. Wobei mein Potsdamer Kollege Henri Kramer berechtigterweise methodische Zweifel anmeldet: „Ich finde die Analyse schwierig, weil man in Potsdams Nähe auch das Militärhistorische Museum Flugplatz Berlin-Gatow hat, wo es großkalibrige Waffen und schweres Gerät gibt, um sich gegen die Untoten zu behaupten.“ Journalismus am Limit. | |||
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Alles neu macht der Mai – gerade noch so. Seit dem 31.5. erstrahlt Berlin.de in neuem Glanz – das Landes-Internetportal hat ein neues Design. Es sei nun „noch benutzerfreundlicher“, heißt es stolz in der Pressemitteilung. Wir finden, das „noch“ hätte man sich sparen können (so sah’s vorher aus), aber sei’s drum. Checkpoint-Fazit: Schickeres Aussehen, klarere Sprache – Bürgeramts-Termine gibt’s trotzdem keine. „Selten war faktisches Elend schöner verpackt“, kommentiert Tagesspiegel-Kollege Bernd Matthies. Gestolpert sind wir über die „3.600 Redakteurinnen und Redakteure“, die laut Pressemitteilung „tagtäglich das größte Stadtportal Deutschlands“ gestalten. 3.600?! Beim Tagesspiegel müssen wir tagtäglich mit einem Bruchteil der Redakteure auskommen. Auf Checkpoint-Nachfrage hat die Senatskanzlei eine Erklärung, es sei „ganz einfach“: Als Redakteur gilt bereits, wer einen Zugang zum Redaktionssystem hat, auch wenn er nur einzelne Seiten betreut oder gelegentlich Inhalte aktualisiert. Die meisten der 3.600 seien Sachbearbeiter, Referenten und andere Mitarbeiter in den Senatsverwaltungen und Bezirksämtern, „die auch damit betraut sind, Inhalte einzupflegen“. Redakteur als Nebenjob also – auch, wenn man es in der Senatskanzlei lieber „dezentrales Redaktionskonzept“ nennt. | |||
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Um sich nach einem Monat im Amt auf den wohlverdienten Lorbeeren auszuruhen, hat sich der neue Senat in eine Pfingstpause verabschiedet – das Plenum kommende Woche verschiebt sich, wie Kollege Julius Betschka berichtet (Twitter): „Keine Zeit, sofort anpacken, nur dreieinhalb Jahre bis zu Wahl: So sagten das Spitzenpolitiker von CDU & SPD. Das Abgeordnetenhaus gönnt sich gerade wegen des freien Pfingstmontages trotzdem eine Woche Ferien.“ Widerspruch folgte prompt, zumindest von SPD-Seite: „Also, ich bin da und habe gut zu tun“, erwiderte Martin Matz. Maja Lasić konterte, „die Kernarbeit“ fände „nicht ausschließlich in Sitzungen statt“. | |||
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Stimmt wohl – die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus hat immerhin trotzdem Zeit, ihr fehlendes Wissen über das Grundrecht zu demonstrieren. Auf Twitter ließ Fraktionsvorsitzender Dirk Stettner verlauten, Aktionen der „Letzten Generation“ seien „nicht genehmigt“, das sei „illegal“. Auf Widerspruch reagierte die Fraktion mit aus juristischer Sicht abenteuerlichen Ausführungen. Faktencheckpoint: Die Versammlungsfreiheit (Artikel 8 GG) regelt, dass Versammlungen angemeldet werden müssen. Genehmigt werden müssen sie nicht. Gilt auch für zivilen Ungehorsam. Also immer mit der Ruhe. | |||
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Die Ruhe bewahren müssen jetzt auch alle, die um den Untergang der deutschen Kultur (Schnitzel, Braten, Kraftriegel der Arbeiterklasse) besorgt sind. Berliner Kinder essen bundesweit am häufigsten nie oder gar kein Fleisch, nämlich fast jedes zweite (47 Prozent). Das geht aus einer AOK-Studie hervor. 18 Prozent ernähren sich komplett vegetarisch, im Bundesschnitt sind es 10 Prozent. Spreewaldgurken statt Buletten: Das muss er sein, der Werteverfall in der Hauptstadt. Dem Klima gefällt’s. | |||
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