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Bankenbrief

Wichtiges vom 2. Juni 2020

Das Thema

Große Koalition berät über Konjunkturprogramm

Die Spitzen von Union und SPD haben heute nachmittag mit ihren Beratungen über ein möglicherweise 80 Milliarden Euro schweres Programm zur Milderung der konjunkturellen Folgen der Corona-Krise begonnen. Diskutiert werden Vorschläge zur Unterstützung von Familien, Unternehmen und Kommunen. Umstritten sind dabei insbesondere neue Kaufprämien für Autos, für die sich vor allem "Autoländer" wie Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg ausgesprochen haben. Vonseiten der SPD wurden Stimmen laut, Familien mit einer Einmalzahlung von 300 Euro je Kind zu helfen. Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, will diese Summe sogar verdoppeln. Verkehrsminister Andreas Scheuer hat sich für Investitionen in die Infrastruktur ausgesprochen. Er bezifferte den Bedarf allein dafür auf 28 Milliarden Euro. Ein weiteres Streitthema sind Finanzhilfen für die Kommunen. Dabei ist aber unstrittig, dass Städte und Gemeinden Hilfe brauchen, weil ihnen durch die Krise Steuereinnahmen wegbrechen und gleichzeitig sie Sozialkosten steigen. Finanzminister Olaf Scholz möchte Kommunen unter anderem durch Übernahme ihrer Altschulden helfen. Auf der Agenda könnten auch Steuererleichterungen für Unternehmen stehen. Was der Wirtschaft am besten aus der Krise helfen könnte, darüber diskutieren heute von 16.30 Uhr an Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Auf Einladung des Bankenverbandes sprechen neben Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid auch Carsten Linnemann, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU und CSU, Danyal Bayaz, Leiter des Wirtschaftsbeirats der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, sowie Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), in Köln. Die Veranstaltung wird in einem Livestream übertragen.

Meldungen

EZB könnte Anleihekaufprogramm ausweiten

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihren Kurs der geldpolitischen Lockerungen auf ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag wohl forcieren. Laut eines Medienberichts von heute erwarten das die meisten Ökonomen. Das sogenannte "Pandemic Emergency Purchase Programme" (PEPP) dürfte demnach um 500 Milliarden Euro aufgestockt werden, bislang waren 750 Milliarden Euro vorgesehen. Schon jetzt habe die EZB etwa ein Drittel dieses ursprünglichen Kaufvolumens getätigt, sagte Michael Schubert, Volkswirt bei der Commerzbank. "Setzt die EZB ihre Käufe mit der bisherigen Dynamik fort, dürfte bereits Anfang Juli – also schon gut drei Monate nach Programmbeginn – die Hälfte der Mittel verbraucht sein, obwohl das Programm laut EZB in jedem Fall bis Jahresende dauern soll", betonte er.


EU und Großbritannien starten vierte Verhandlungsrunde

Die Unterhändler von Europäischer Union (EU) und Großbritannien haben am Nachmittag eine neue Runde von Gesprächen über die künftigen Beziehungen begonnen. Zuvor hatte EU-Verhandlungsführer Michel Barnier dem Vereinigten Königreich vorgeworfen, von bereits vereinbarten Eckpunkten abzurücken. Sollte sich Großbritannien nicht an den Wortlaut einer gemeinsamen politischen Erklärung vom vergangenen Oktober halten, werde es kein Abkommen geben, betonte Barnier. Zudem wurde berichtet, bei den umstrittenen Fischereirechten könnte es eine Einigung im Herbst geben.


Studie: Unternehmen brauchen in Corona-Krise schnelle Kreditzusagen

In der Corona-Krise sind deutsche Unternehmen auf schnelle finanzielle Unterstützung für die Betriebsfortführung angewiesen. Die Hälfte von ihnen benötige daher die Zusage für einen Betriebsmittelkredit innerhalb von zwei Wochen. Das geht aus dem heute veröffentlichten Finanzierungsmonitor hervor, der von dem digitalen Mittelstandsfinanzierer Creditshelf und der TU Darmstadt erstellt wurde. Wenn der Finanzierungspartner wegen manueller Prüfprozesse zu langsam sei, könne es manchmal schon zu spät sein, sagte Creditshelf-Vorstandsmitglied Daniel Bartsch. Digitale Marktplätze könnten auf diesem Gebiet ihre Vorteile ausspielen, weil sie konsequent auf Automatisierung und schlanke Prozesse setzten.


Schweiz: Banken suchen verstärkt IT-Fachleute

Schweizer Geldhäuser suchen immer mehr IT-Fachleute: Jede fünfte offene Stelle ist für diese Spezialisten vorgesehen. Das geht aus einer heute veröffentlichten Studie hervor, die von dem Outplacement-Unternehmen von Rundstedt und dem Branchenverband Arbeitgeber Banken erstellt wurde. Nur Kundenberater sind noch gefragter. Für sie ist knapp ein Viertel der ausgeschriebenen Stellen vorgesehen.


IWF unterstützt Argentiniens Umschuldungsangebot

Einen Tag vor Ende der aktuellen Verhandlungsrunde zwischen der argentinischen Regierung und ihren Gläubigern hat das südamerikanische Land Unterstützung vom Internationalen Währungsfonds (IWF) bekommen. Der IWF befand das von Argentinien unterbreitete Umschuldungsangebot in einer Erklärung für "mit hoher Wahrscheinlichkeit vereinbar mit der Wiederherstellung der Tragfähigkeit der Schulden". Nach Einschätzung des IWF gibt es nur einen begrenzten Spielraum, Zahlungen an private Gläubiger zu erhöhen und die Schwellenwerte für Schulden und Schuldendienst einzubehalten. Die Regierung kündigte an, die Frist für die Verhandlungen bis zum 12. Juni zu verlängern. Argentinien will Kredite in Höhe von 63,3 Milliarden US-Dollar (60,4 Milliarden Euro) umschulden. Der IWF sei mit 44 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) der größte Einzelgläubiger Argentiniens, hieß es in Medienberichten. 


Ifo Institut: Kurzarbeit im Mai auf Rekordniveau

Rund 7,3 Millionen Menschen sind nach Angaben des Ifo Instituts im Mai in Kurzarbeit gewesen. "Diese Zahl war noch nie so hoch", sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link heute. Das Institut stützt sich bei den Zahlen auf seine jüngste Konjunkturumfrage. "In der Finanzkrise lag der Gipfel der Kurzarbeit im Mai 2009 bei knapp 1,5 Millionen Menschen." Die Unternehmen hatten im März und April insgesamt 10,1 Millionen Arbeitnehmer zur Kurzarbeit angemeldet. Von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hatten laut Ifo Institut im Mai mehr als ein Fünftel (21,7 Prozent) Einbußen beim Einkommen zu verzeichnen. 


Pandemie wirft Wirtschaft um Jahre zurück

Icon Top NewsDie deutsche Wirtschaftskraft könnte aufgrund der Folgen der Corona-Krise auf das Niveau des Jahres 2014 zurückfallen. Das geht aus dem heute vom Bankenverband veröffentlichten Bericht zur Lage der Unternehmensfinanzierung hervor. In der jetzigen Phase komme den Banken erkennbar eine Schlüsselrolle zu, indem sie den Unternehmen mit Liquidität stützend zur Seite stünden. Zudem setzten sie die öffentlichen Förderprogramme um und stellten eine schnelle Abwicklung der Liquiditätshilfen für Unternehmen sicher, hieß es. Den voll ständigen Bericht lesen Sie hier:

Die Köpfe

Johnson will mit von der Leyen über Nach-Brexitphase sprechen

Der britische Premierminister Boris Johnson will nach Medienberichten von heute mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Juni über das künftige Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU sprechen. Nach dem EU-Austritt des Landes gilt bis Jahresende eine Übergangsfrist. Regierungsvertreter sollen Druck auf Johnson gemacht haben, bis Sommer zu einer breitangelegten Vereinbarung zu kommen.


Le Maire: Frankreichs Wirtschaft wird um 11 Prozent schrumpfen

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise werden Frankreich härter treffen als bislang erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr um 11 Prozent fallen, sagte heute Finanzminister Bruno Le Maire in einem Interview. Zuvor war die Regierung von einem Minus in Höhe von 8 Prozent ausgegangen. Zum Vergleich: Das Ifo Institut rechnet für Deutschland mit einem Rückgang des BIP um 6,6 Prozent.


JPMorgan-M&A-Chef Albersmeier: Starker Rückgang bei Fusion und Übernahmen

Dirk Albersmeier, Chef des Geschäfts mit Fusionen und Übernahmen (M&A) bei der US-Großbank JPMorgan, erwartet einen weiteren Einbruch bei weltweiten Unternehmenskäufen. "Aktuell liegen wir rund 28 Prozent unter dem vergleichbaren Wert des Vorjahres von knapp 500 Milliarden Dollar", sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Für das gesamte Geschäftsjahr werde der Rückgang wohl noch größer ausfallen. Laut Albersmeier wird es aber auch zu einer raschen Erholung kommen. Die Finanzinvestoren "sitzen nach wie vor auf hohen Reserven, die die Marke von einer Billion Dollar übersteigen". 


Höltkemeyer verlässt Concardis

Carsten Höltkemeyer gibt seinen Posten als Finanzchef des Zahlungsdienstleisters Concardis auf. Wie heute berichtet wurde, will er sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Der Payment- und Kartenexperte war Ende 2018 zu dem Eschborner Unternehmen gekommen. Nachfolger bei Concardis wird Christian Brunhøj, der den Bereich Strategie und Transformation beim Mutterkonzern Nets leitet.

Der Tweet des Tages

Sind Sie heute 16.30 Uhr dabei? Das Thema "Raus aus dem Stillstand – Welche Wirtschaftspolitik brauchen wir jetzt?" diskutiert Andreas Krautscheid im #Livestream mit Carsten Linnemann @MIT_bund, @DerDanyal, @michael_huether – und Ihnen. Mehr: go.bdb.de/Qn9mG #bankenlive.

Am Freitag meistgeklickt

Vermeiden Sie diese Karrierefehler

Woran liegt es, dass manche die Karriereleiter problemlos erklimmen und dazu noch attraktive Jobangebote bekommen, andere sich dagegen mühsam hocharbeiten müssen? Oftmals steht man sich selbst im Weg, meinen Karriereberater. Fragen Sie sich, ob Sie Ihre Stärken selbstbewusst in den Vordergrund gerückt haben. Oder haben Sie sich vielleicht in ihrem Büroalltag zu bequem eingerichtet, weil es gerade wie am Schnürchen läuft? Setzen Sie also zu sehr auf Vertrautes? Welche vier großen Karrierefehler einen Aufstieg verhindern, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg veröffentlicht ihren Arbeitsmarktbericht für Mai 2020. – In Wiesbaden gibt das Statistische Bundesamt den Großhandelsumsatz für das 1. Quartal 2020 bekannt. – Das Weltwirtschaftsforum (WEF) gibt in Cologny bei Genf einen Ausblick auf das laufende Jahr. – Die Statistikbehörde Eurostat veröffentlicht die Arbeitslosenzahlen für den Monat April. – In den USA werden die Zahlen zum Auftragseingang der Industrie für April herausgegeben. – Die EU und Großbritannien verhandeln weiter in einer Videokonferenz über ein Handels- und Partnerschaftsabkommen für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase Ende 2020.

Der Nachschlag

Gute Noten für Chefs in der Krise

Die Führungskräfte deutscher Unternehmen haben sich in der aktuellen Krise bewährt. Zwei Drittel der Arbeitnehmer bescheinigen ihren Vorgesetzten, "bestmöglich" die Herausforderungen zu meistern. Das ergab eine Umfrage unter 6.000 Angestellten durch die Jobplattform Stepstone. Mehr als 50 Prozent der Befragten sagten, dass ihre Chefs besonderen Wert auf ein gutes Arbeitsklima und auf die Gemütslage der Mitarbeiter legen. Und 82 Prozent der Eltern gaben an, dass die Führungskräfte auf die besonderen Belange von ihnen Rücksicht nehmen würden. Warum sich das Führungsverhalten durch Corona verändern könnte, lesen Sie hier:

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