so richtig rund läuft es derzeit bei keiner der drei Parteien, die den Anspruch auf Kanzlerschaft erheben. Von der CDU ist inhaltlich kaum etwas zu hören, die SPD hat sich mangels eigener Fähigkeiten auf die Herabwürdigung von Unionspolitikern verlegt. Und bei den Grünen ist seit Baerbocks Märchenstunden auch eher das Backen kleinerer Brötchen angesagt. Jetzt hat sich deren Co-Vorsitzender Robert Habeck ins Sommerinterview gestürzt, und so deutlich wie er hat noch kein anderer führender Grüner die eigenen Ambitionen reduziert: besser irgendwie mitregieren, als gar nicht regieren. „Habeck leidet an der mutmaßlich durch Baerbocks Patzer verspielten Großchance“, schreibt unser Autor Hugo Müller-Vogg – „und daran, dass für ihn nur Platz zwei im Spitzenduo geblieben ist.“ Nach der Wahl könnte sich das Blatt allerdings wenden. Ich hoffe, Sie haben Ihren Sommerurlaub schon gut erholt hinter sich gebracht – hier in Berlin hat gestern bereits wieder der Schulunterricht begonnen. Sollten Sie noch in den Ferien sein oder überhaupt erst das Weite suchen wollen, dann sind Sie hoffentlich nicht auf die Deutsche Bahn angewiesen. Denn da wird von morgen an gestreikt: Die Lokführergewerkschaft GDL legt von Mittwochfrüh an den Bahnverkehr lahm. Nach Monaten des Corona-Lockdowns kommt dieser Streik zur Unzeit; auf Verständnis der Fahrgäste werden die Gewerkschafter kaum hoffen können. Ob dieser Bahnstreik dazu beitragen wird, Autofahrer zum Umsteigen auf die Schiene zu bewegen? Wohl kaum, findet mein Kollege Daniel Graeber. Denn „Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, saubere Züge und guter Service sind die entscheidenden Argumente.“ Das nun drohende Chaos auf den Bahnhöfen der Republik wirke vor allem abschreckend – und dies ausgerechnet in Zeiten, da die Teilnahme am Individualverkehr zu einer Art Verstoß gegen die Klimamoral erklärt wird. Aber verzweifeln Sie nicht, immerhin bleibt hierzulande das Wetter sommerlich warm. Da verzichtet man doch gern auf überfüllte und vollgedünstete Züge oder S-Bahnen. Ich wünsche gutes Fort- beziehungsweise Hinkommen – je nach Umständen oder Befindlichkeit. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |