Liebe/r Leser/in, an den heißesten Tagen des Jahres muss Wirtschaftsminister Robert Habeck über die Folgen des Ukraine-Kriegs für den nächsten Winter nachdenken. Russland schickt immer weniger Gas durch die Pipelines, die Speicher lassen sich nicht mehr zuverlässig auffüllen. Aktuell liegt der Füllstand der deutschen Gasspeicher bei 57 Prozent, das würde den deutschen Bedarf für gerade einmal höchstens anderthalb Wintermonate decken.
Am Wochenende gab es ein Füllhorn an Forderungen, wie einer drohenden Energiekrise zu begegnen sei. Die Union denkt darüber nach, die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke über den vereinbarten Abschalttermin hinaus weiterzubetreiben. Die FDP brachte das hierzulande bislang verbotene Fracking ins Spiel. Und der Grüne Robert Habeck kündigte an, künftig wieder verstärkt auf Kohle zu setzen: „Um den Gasverbrauch zu senken, soll weniger Gas zur Stromproduktion genutzt werden. Stattdessen werden Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen müssen“, heißt es in einem Strategiepapier aus dem Bundeswirtschaftsministerium.
Ausgerechnet die Grünen, die ihren Wahlkampf mit dem Versprechen eines schnellen Ausstiegs aus der klimaschädlichen Kohleverstromung bestritten, bereiten im Angesicht einer Energiekrise den Wortbruch vor. Das mag für viele bitter sein. Doch Politik muss reagieren können, zum Wohl der Allgemeinheit, notfalls auch gegen Parteiprogramme. Das hat Robert Habeck erkannt. Am Ende unterscheidet genau diese Einstellung den Staatsmann vom Parteipolitiker.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in diese Woche! |