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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 13.06.2022 | Überwiegend bedeckt bei um die 19°C. | ||
+ Haben Sie ein Erdbeben in Berlin gespürt? + Koalition streicht beschlossene Schulstrategie + Engagierte Berliner retten Amokfahrt-Opfern das Leben + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, wir beginnen auch diese Woche mit einem Blick auf die neuesten Ereignisse beim Krieg Russlands gegen die Ukraine: +++ Bundeskanzler Olaf Scholz wird voraussichtlich noch im Juni gemeinsam mit Emmanuel Macron und Mario Draghi nach Kiew reisen – ein CDU-Bundestagsabgeordneter berichtet nach einer Delegationsreise, in der Ukraine werde „eine vernichtende Bilanz der deutschen Position“ gezogen. +++ Russische Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben eine weitere Brücke zwischen Sjewjerodonezk und Lyssytschansk zerstört – damit entfällt eine Flucht- und Rückzugsroute. +++ Bei den Kämpfen in Sjewjerodonezk soll ein früherer britischer Soldat getötet worden sein – er hatte sich im März der ukrainischen Armee angeschlossen. +++ Eine russische Bande schmuggelt wertvolle historische Artefakte aus der Ukraine – das berichtet der „Guardian“ und beruft sich dabei auf ein Team internationaler Wissenschaftler. +++ Russische Truppen haben nach Recherchen von Amnesty International durch den Einsatz von Streumunition zahlreiche Zivilisten im ostukrainischen Gebiet Charkiw getötet. Die aktuellen Ereignisse des Tages können Sie hier in unserem Newsblog verfolgen. | |||
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Die Meldung „Erdbeben in Berlin“ erschütterte am Wochenende die Stadt – Ausläufer davon waren in ganz Deutschland zu vernehmen (der Meldung, nicht des Bebens). Ausgelöst wurde sie (die Meldung) durch einen Augenzeugenbericht aus Neukölln („Das Haus schwankte, meine Stehlampe schwankte auch“) sowie die Ermittlung eines privaten Erdbebenforschers, der eine Karte des „Schüttergebiets“ veröffentlichte und zum Schluss kam: „Das von einigen Anwohnern im Süden Berlins verspürte ‚Erdbeben‘ am Freitagabend kann nun mit großer Sicherheit auf ein Konzert auf dem Tempelhofer Feld zurückgeführt werden. Auswertungen von drei umliegenden Stationen ergeben etwa Magnitude 1.4.“ Wow … an schwankende Gestalten sind wir in Berlin ja gewöhnt, vor allem an Wochenenden. Aber schwankende Stehlampen, schwankende Häuser wegen ein bisschen Musik? Und das bei Magnitude 1.4! Eine echte Sensation, denn alles unter Stärke 2 gilt als „Mikrobeben“ und ist nach international gültiger Forscherformel „nicht spürbar“. Immerhin ist so der Beweis erbracht, dass in Neukölln manche Leute ganz besonders empfindsam sind (oder vielleicht auch nur etwas empfindlich). | |||
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Als exakte Uhrzeit der Erschütterung wurde übrigens 20:58 Uhr registriert – da hopsten gerade die Fans von „Florence + The Machine“ zum Song „The dog days are over“ auf den Betonplatten des alten Flughafens herum. Na, das ist doch eine wirklich wunderbare Überleitung zur nächsten Meldung … … und die lautet: „Viele Halter ignorieren Berlins Hunderegister“ – nach Angaben der Umweltverwaltung ist nur jeder sechste steuerlich registrierte Wuffi dort angemeldet. Ob‘s an den zusätzlichen Gebühren von 17,50 Euro für die Online-Registrierung liegt? Oder am Aufschlag von weiteren neun Euro für schriftliche oder telefonische Meldungen? Tja, vielleicht aber auch daran, dass der Senat angekündigt hat, auf „aktive Kontrollen“ zu verzichten – obwohl Geldbußen von bis zu 10.000 Euro drohen. Bei 105.000 nicht registrierten Hunden wären das … Moment … ja, genau: Mehreinnahmen von 1,05 Mrd. Euro – dafür ließen sich doch einige neue Bürgerämter betreiben (welchen Fehler Sie und Ihr Hund unbedingt vermeiden sollten, falls Sie doch mal in eine Kontrolle geraten, verrät Ihnen weiter unten Naomi Fearn). | |||
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Apropos Bürgerämter: Ex-Bürgermeisterin Monika Herrmann will diejenigen, die ihre mühsam erkämpften Termine verfallen lassen, mit einer Strafgebühr belegen – die No-show-Quote beträgt angeblich 20 %. Immerhin werden die säumigen Bürgerinnen und Bürger besser behandelt als ihre Hunde (siehe oben) – hier sollen 20 Euro reichen. In Herrmanns altem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat Stadtrat Oliver Nöll übrigens noch einen weiteren Grund gefunden, warum es so wenig freie Termine gibt: „Durch den Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Wahl zum Bundestag, zum Abgeordnetenhaus und zur Bezirksverordnetenversammlung sind Rückstände entstanden …“ (Q: DS SA/107/VI). Aha, so ist das also: Ohne diese lästige Demokratie hätten Sie Ihren Ausweis längst! Und was meinen Sie: | |||
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Aus der Reihe „Wir kürzen den Koalitionsvertrag“ – gestrichen werden kann folgende Passage auf S. 108: „Ein zentraler Baustein einer neuen Qualitätsstrategie ist die Einrichtung eines Berliner Landesinstituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung für die Beschäftigten an Berliner Schulen.“ Doch daraus wird nichts.Bereits vier Monate nach der Ankündigung, besiegelt durch die Unterzeichnung des Vertrags, hatte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse den „zentralen Baustein“ mitsamt der „neuen Qualitätsstrategie“ schon wieder in die Kiste gepackt (Begründungen: keine „Mittel“, Krieg und Corona). Und jetzt wird fürs „Lisum“, das gemeinsam mit Brandenburg betriebene Vorgängerinstitut, auch noch eine neue Leitung gesucht – unbefristet. Beworben wird die Stelle mit dem Hinweis auf eine „attraktive Bezahlung“ und (siehe oben unter „neue Qualitätsstrategie“) dem „zuverlässigen Arbeitgeber“. „Zufälliger Arbeitgeber“ hätte allerdings besser gepasst. Warum ein neues Landesinstituts für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Berliner Schulbeschäftigten so wichtig gewesen wäre, können Sie hier lesen. | |||
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Einen Missbilligungsantrag der CDU hat Senatorin Busse gerade überstanden – obwohl auch in der Koalition die Unzufriedenheit wächst. Für die SPD dankte Geschäftsführer Torsten Schneider (der bei der Wahl aus dem Parlament geflogen war und nur durch einen Rochade-Trick von Raed Saleh doch noch als Nachrücker zurückkehren konnte) während der Debatte der Ex-Schulleiterin immerhin dafür, dass sie sich „in den Moloch“ hängt. Damit hat er schön beschrieben, was unter der Führung seiner Partei in mehr als 25 Jahren aus der Berliner Schule geworden ist: „Eine grausame Macht, die immer wieder neue Opfer fordert und alles zu verschlingen droht“ (Q: Duden) – und zwar vor allem Kinder (Q: Bibel). Tja, Schicksal – willkommen in Berlin! In welchem Zustand sich die SPD-Bildungspolitik befindet, beschreibt unsere Schulexpertin Susanne Vieth-Entus hier. | |||
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