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Ist der Norden verloren?

Dieses Gefühl haben viele dieser Tage in Israel. Allen voran die Bewohner der Golanhöhen und Teilen Galiläas, die seit acht Monaten unter dem Dauerbeschuss der Hisbollah ausharren. In den vergangenen Wochen gab es eine massive Eskalation, die auch zu weitflächigen Bränden in der grünen Hügellandschaft führten und die Region mit beißendem Brandgeruch überzieht.

Liest man in den deutschen Medien über Israel, dann wird man dazu erstaunlich wenig finden. Während über die Militäroperation der israelischen Armee in Gaza und die Verhandlungen über ein Abkommen mit Hamas in zahlreichen Liveblogs und Newstickern relativ detailliert berichtet wird, ist der Norden Israels kaum ein Thema. Von einem Grenzscharmützel ist da manchmal die Rede. Im Blog der Tagesschau hieß es gestern: „Gefechte zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und dem israelischen Militär haben im Norden Israels zu einem Buschbrand geführt.“

Tatsächlich ist es so, dass sich Hisbollah seit dem 7. Oktober auf die Seite der Hamas stellt und den Norden Israels unter Beschuss nimmt. Knapp 100.000 Israelis sind noch immer evakuiert, leben seit 8 Monaten nicht zuhause, haben ihr Haus, ihr Hab und Gut, und oft auch ihr Geschäft, ihren Betrieb hinter sich gelassen und harren in Hotelzimmern und Ferienappartements aus. Der Beschuss der Hisbollah hat in den vergangenen Monaten massiv zugenommen. Von 334 Raketen im Januar, über 746 im März bis zum Höchststand von 1000 Raketen, die im Laufe des Mai auf Israel abgeschossen wurden. 1000 Raketen in einem Monat. Insgesamt wurde im Norden seit dem 7. Oktober 5210 mal Luftalarm ausgelöst. In den vergangenen Tagen gab es keinen „Buschbrand“, sondern teilweise großflächige Brände an über 100 Stellen entlang der Grenze. Von den „Büschen“ abgesehen brannten auch Häuser, zum Beispiel in der Kleinstadt Kirijat Schmona.

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AUßERDEM AKTUELL:

Amiram, Yoram, Chaim und Nadav
Ein finsterer Tag. Gestern wurde bekannt gegeben, dass vier weitere israelische Geiseln in Gaza nicht mehr unter den Lebenden sind: Amiram Cooper (85), Yoram Metzger (80), Chaim Peri (80) und Nadav Popplewell (51).

Palästinensische Kooperation mit dem Zionismus vor 1948
Tausende von Arabern verkauften zwischen 1917 und 1948 Land an den Jüdischen Nationalfonds, versorgten zionistische Organisationen mit Informationen, arbeiteten für jüdische Einrichtungen oder bauten persönliche Bande mit Juden auf. Manche lieferten sogar Waffen an zionistische Milizen oder vertrieben ehemalige arabische Pächter vom nun jüdischen Landbesitz. Der israelische Historiker Hillel Cohen hat diesem Phänomen eine instruktive Studie gewidmet.

Mitten in der Kurve
Im Rahmen eines Fotowettbewerbs wurden jüdische Fußballfans ermutigt, ihre Leidenschaft für den Fußball und ihren Lieblingsverein in Fotos und kurzen Statements auszudrücken. Daraus ist die Ausstellung „Mitten in der Kurve – Jüdische Fan- und Fußballkultur“ entstanden. In der Ausstellung werden unterschiedliche Aspekte der Verknüpfung von jüdischer Identität und Fußballbegeisterung gezeigt, darunter die Einreichungen der drei Preisträger.

Gehört Kafka nach Israel?
Jahrelang beschäftigte die Frage, wo der Nachlass des vor einhundert Jahren verstorbenen Schriftstellers aufbewahrt werden soll, die israelischen Gerichte. Weil Kafka Jude war, so argumentierten die Anwälte der Nationalbibliothek, sollte das im jüdischen Staat geschehen. Doch der Fall ist etwas komplizierter.

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