10vor6_Logo
🌤 Guten Morgen

eine Frau, die mit einem Messer durch die dicht gedrängte Menge geht – und völlig wahllos Menschen verletzt. Ohne Motiv. Der buchstäbliche Wahnsinn. Der Angriff am frühen Freitagabend durch die polizeibekannte und gerade aus der Psychiatrie entlassene Täterin Lydia S. (39), die bereits im Februar am Flughafen ein Kind attackiert haben soll, ist für häufige Hauptbahnhof-Nutzer auch deshalb so verstörend, weil er eher nicht aus heiterem Himmel kommt. Bei all dem menschlichen Elend und den psychischen Abgründen, die Hamburgern und Reisenden zwischen den Bahnsteigen, Treppen, Tunneln und Wandelhallen tagtäglich entgegenschlagen, wundere ich mich manchmal eher, dass nicht öfter furchtbare Dinge passieren.

 

Drogen, Verelendung, Obdachlosigkeit – die Zahl der Menschen, deren einziger täglicher Anlaufpunkt der Hauptbahnhof ist und die schwerwiegende Probleme haben, ist groß. Den weit überwiegenden Teil von ihnen empfinde ich nicht als aggressiv, sondern vor allem als mitleiderregend. Manche sind sogar sehr engagiert. Ich habe viele bemerkenswert höfliche und in Sachen „Öffentlicher Auftritt“ geradezu talentierte Menschen in der S-Bahn getroffen, die innerhalb der wenigen Minuten zwischen zwei Stationen versuchen, das dicke Fell der Fahrgäste und Großstadtbewohner mit einem charmanten und reflektierten Vortrag zu durchdringen, um ein bisschen Unterstützung zu bekommen.


Aber dann gibt es eben auch die Menschen, die wie Gespenster wirken. Getrieben. Verwirrt. Wie in einer anderen Welt. Unberechenbar. Manche laufen barfuß herum, auch im Winter. Manche sind in unfassbarem Zustand, ausgezehrt, verdreckt, gekleidet in Lumpen. Es schmerzt, dieses Leid zu sehen. Es ist unvorstellbar, was diese Menschen durchmachen müssen. Und als Passant guckt man dann meist schnell weg, weil: Was soll man tun?

Solche Szenen sind einerseits typisch für einen Großstadtbahnhof. Ein Hauptbahnhof spiegelt die gesamte Gesellschaft wider. Hier sind alle unterwegs. Hier wird alles sichtbar. Und das ist zum Teil schmerzhaft.


Es gibt aber schon Anzeichen dafür, dass die Situation am Hamburger Hauptbahnhof in der Wahrnehmung der Nutzer außergewöhnlich problematisch ist. Das liegt auch an der räumlichen Enge und den Massen. Aber, das liegt nah, auch am schieren Ausmaßes der Verelendung.

Wer auf die Situation am Hauptbahnhof nur mit Messerverbot und Polizeistreifen reagiert, wird sie nicht lösen. Kontrollen, wie die am Tag nach der Attacke, können immer nur stichprobenhaft sein, bei bis zu 500.000 Menschen, die täglich am Hauptbahnhof unterwegs sind. Und wer eine schwere Psychose hat, den schrecken keine Vorschriften. Diese Leute brauchen intensive und oft langwierige medizinische Behandlung. Und die ist extrem aufwendig und teuer.

 

Insider berichten, dass die Zahl solcher Fälle zunimmt, während die Zahl der Betten in den entsprechenden Abteilungen seit Jahren rückläufig ist. Das ist kaum überraschend, denn mit dieser Art der Medizin können Klinikbetreiber wenig gewinnen, aber viel verlieren. Hinzu kommt der heikle Umgang mit der Frage des „Wegschließens“: Die Hürden sind hoch. Zu Recht. Die Verantwortung der Ärzte, die über Entlassung oder ein weiteres belegtes Bett entscheiden müssen, ist riesig, wie die Leiterin einer solchen Einrichtung meinem Kollegen Daniel Gözübüyük erklärte. Sie erklärt auch, warum man Menschen wie Lydia S. in der Psychiatrie Drehtür-Patienten nennt.

 

Weder das Gesundheitssystem noch die Polizei werden diese wachsenden Probleme lösen. Hier ist die Politik gefragt. Und dafür wird Geld gebraucht. Viel Geld.

 

Einen guten und sicheren Start in die Woche wünscht Ihnen 


Maik Koltermann
chefredaktion@mopo.de

Haben Sie diese Mail weitergeleitet bekommen? Hier kostenlos anmelden.
Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:

  • 🏍️ Ein „Hells Angel” packt aus: „Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand stirbt”
  • 📄 Die Akte Block: Erschütternde Details zum Entführungsfall
  • 🧑‍🦼 Carlotta (16), Pflegefall: Warum Sylts medizinische Versorgung dem Teenager zum Verhängnis wurde
  • 🏊‍♀️ Hamburg entdecken: Geheimtipps für die schöne Jahreshälfte
  • 🧩 Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
  • ⚽ 20 Seiten Sport: Wie HSV-Boss Stefan Kuntz die historische Saison erlebte & Gewinner und Verlierer beim FC St. Pauli
  • 👏 20 Seiten Plan7: Spektakuläres „Mission Impossible”-Finale, Abschied vom Thalia-Ensemble & Kultur-Tipps für jeden Tag
⚓ Hamburg und der Norden 🛳
 1.   Gift-Fund auf Liegewiese: 7100 Tonnen Erde werden getauscht
Eine beliebte Park- und Freizeitfläche an der Dove Elbe wird für zwei weitere Sommer nicht als Liegewiese nutzbar sein. Sie ist mit verschiedenen Giften wie Arsen hochbelastet. Nun ist klar, dass auf dem malerischen Fleckchen am Wasserlauf 7100 Tonnen Erde ausgetauscht werden müssen. Durch eine spezielle Maßnahme können aber 6000 LKW-Fahrten zum Transport von Erde vermieden werden.

+++

 2.   Unglaubliche Szenen auf der A7: Man fährt durch Rettungsgasse – und wendet dann

Nach einem schweren Unfall bei Tempo 240 auf der A7 zwischen Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg kam es am Samstag zu einem großen Stau in Richtung Hamburg. Autos reihten sich Stoßstange an Stoßstange über Kilometer hinweg. Einem Autofahrer brannten offenbar die Sicherungen durch: Er überholte über die Rettungsgasse – und fuhr dann wieder zurück!

+++

 3.   Cornelia Poletto: Macht die Bürgersteige für die Gastronomie frei!

Cornelia Poletto (53) ist eine der bekanntesten Köchinnen und TV-Größen des Landes. Im Fragebogen der MOPO erklärt sie, warum sie Pfeffersäcke eigentlich toll findet und warum jeder Hamburger Stadtteil seinen ganz eigenen Charme hat.

+++

 4.  Wie vor zwei Wochen! Mann liegt verletzt auf Jenfelder Kreuzung

Großeinsatz in Jenfeld: Auf der Kreuzung Barsbütteler Straße/Rodigallee ist es am Sonntagmittag zu einer Auseinandersetzung zwischen mindestens zwei Männern gekommen. Einer wurde dabei mutmaßlich mit einem Messer verletzt. Vor zwei Wochen war es an selber Stelle zu einem Konflikt mit ähnlichem Ausgang gekommen.

+++

 5.   Die größte Quelle nahe Hamburg – und kaum jemand kennt sie
60 Liter Wasser sprudeln pro Sekunde aus der Schwindebachquelle bei Soderstorf, kaum 30 Auto-Minuten von Hamburg entfernt – damit ist sie nach der Rhumequelle im Harz die zweitwasserreichste Quelle Niedersachsens. Das eisenhaltige Wasser hat eine konstante Temperatur von neun Grad und färbt die Umgebung orange ein. Ein mystischer und märchenhafter Ort, der unbedingt einen Abstecher wert ist. An der Quelle startet auch der 14 Kilometer lange Heide-Panorama-Rundweg zum Feldherrenhügel mit weitem Blick über die Heidelandschaft.
- Anzeige -

Unsere Freunde von MitVergnügen wollen feiern: Der Mit Vergnügungspark bietet Live-Musik, Podcasts, Comedy, Workshops, Food & Drinks und eine große 
Aftershowparty, die alles abreißt. Ein Tag voller Spaß, Kreativität und guter Laune – für Groß und Klein. Kids bis 12 kommen kostenlos rein! 🎈🔥


🎸 Tolle Live-Musik von u.a. LOTTE, CHEFKET, ENNO BUNGER, FYNE & BELLA
🎤 Live-Podcasts mit u.a. HOTEL MATZE und Live Comedy mit u.a. KAWUS KALANTAR & JASMIN KETTANA
🔥 Eine unvergessliche Aftershowparty & Lounge mit GHEIST, KID SIMIUS, DJ FERRIS, KATJA RUGE & FRANZI FRIZZANTE

Zahl des Tages:  88 …

... alte Menschen leben derzeit im Malteserstift St. Elisabeth in Farmsen. Für sie und ihre Angehörigen gab es jetzt einen Schock: In angespannten Zeiten des Personalmangels wird das Pflegeheim in Farmsen noch im Juni dicht machen. Gerade einmal sechs Wochen vor der geplanten Schließung wurden die Angehörigen informiert. Dafür gibt es auch Kritik aus der Politik.

⚽ Sport 🏀
 6.   MOPO-Noten der Saison: Das sind die größten HSV-Aufstiegshelden
Endlich haben sie es geschafft. Nach sechs Jahren ist dem HSV in dieser Saison der ersehnte Aufstieg in die Bundesliga gelungen – die Spieler werden für immer als erste Aufsteiger in die Geschichte des Vereins eingehen. Wer aber war der größte Garant für den Aufstieg? Wer hatte den größten Anteil am Sprung in die Bundesliga? Und für wen verlief die Saison trotz des mannschaftlichen Erfolgs eher enttäuschend? Die MOPO-Noten der Saison zeigen: Nicht alle Profis drehten in der Rückrunde auf. Neben zwei echten Aufstiegshelden gibt es auch klare Verlierer beim HSV.

+++

 7.  MOPO-Noten der Saison: Wer bei St. Pauli überzeugte – und wer enttäuschte
Am Ende war es das, was man sich erhofft hatte beim FC St. Pauli. Nach dem Aufstieg im Vorjahr gelang dem Kiezklub der Klassenerhalt in der Bundesliga, auch im kommenden Jahr gehen die Braun-Weißen in der höchsten deutschen Spielklasse an den Start. Eine beachtliche Leistung – niemand würde widersprechen, wenn man die gesamte Saison im Bereich „gut“ einordnet. Dass selbst die besten der Profis in der MOPO-Durchschnittsnote nicht über ein „befriedigend“ hinauskommen, konterkariert den Gesamteindruck ein wenig, soll aber die Leistungen der Kiezkicker wahrlich nicht trüben. Dennoch zeigt ein Blick auf die MOPO-Noten der Saison: Die Leistungen der einzelnen Profis fielen im Saisonverlauf sehr unterschiedlich aus. Neben einem Hinrunden-König und einem Star in der Rückrunde gab es auch einen Kiezkicker, der mit seiner starken Leistung über die gesamte Saison alle seine Kollegen überstrahlt.
🇩🇪 Deutschland und die Welt 🌍
 8.   Kassen-Chef klagt: Noch immer zu viele krankheitsbedingte Ausfälle 

Deutschland kränkelt: „Wir können beim Krankenstand keine Entwarnung geben“, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Die Fehlzeiten der Beschäftigten liegen weiterhin auf einem zu hohen Niveau. Es braucht eine gründliche und seriöse Debatte über die Ursachen, denn angesichts der anhaltenden Wirtschaftsschwäche in Deutschland kommt den Fehlzeiten der Beschäftigten eine besondere Bedeutung zu.“

+++

 9.   Rückweg von Familienfeier endet mit Tragödie: Mehrere Tote

Bei einem schweren Kleinbus-Unfall auf der Autobahn 48 in der Nähe der rheinland-pfälzischen Stadt Koblenz sind drei Menschen ums Leben gekommen. Sechs weitere Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Am Steuer saß ein 22-Jähriger.

🎸 Kultur und Stadtleben 🎬
 10.   Bekannte Kneipe wechselt Betreiber – und das Konzept?

Solide Preise, bodenständig und unkompliziert: So war die Bar und Kneipe „Quer“ an der Ecke Bahrenfelder Straße/Hohenesch den Ottensern über Jahre hinweg bekannt. Nun gab es einen Betreiberwechsel und das urige Lokal wird renoviert. Es wird gemunkelt, dass hier mit Cocktails und einem moderneren Ambiente die nun heimatlosen Kunden des vor Kurzem geschlossenen „Aurel“ aufgefangen werden sollen. Der neue Betreiber soll in Altona ganz und gar nicht unbekannt sein.

Kultur-Tipp für Montag: Sophie Auster und der Tipp ihres berühmten Vaters

Gute Gene sind hilfreich, gute Kontakte besser. Im Fall von Sophie Auster heißt das: Sie singt zwar selbst, aber ihr weltberühmter Vater Paul kannte die richtigen Leute und fädelte ihren ersten Plattenvertrag ein. Da war sie gerade 19. Inzwischen kann die 37-Jährige auf eine Karriere als Singer/Songwriterin blicken, die sich auf Folk, Soul, Blues und Jazz spezialisiert hat. Heute spielt sie in Hamburg.

 

Nochtspeicher: 26.5., 20 Uhr, Tickets 36,30 Euro


Dieser Tipp kommt aus Plan7, der Kultur- und Veranstaltungsbeilage in der aktuellen WochenMOPO (jeden Freitag neu am Kiosk, hier im günstigen Kennenlern-Abo). Plan7 – das sind 28 Seiten voll mit Kultur und Inspiration für Ihre Freizeit: Kultur-Tipps für jeden Tag der Woche, Tipps für Gastro-Fans und für Hamburg- und Umland-Entdecker.

Copyright © 2025 Hamburger Morgenpost 
Sie haben sich auf MOPO.de für diesen Newsletter angemeldet. 

Allgemeine Geschäftsbedingungen, Impressum, Datenschutz

Morgenpost Verlag GmbH
Barnerstraße 14 | 22765 Hamburg
Tel.: 040 / 80 90 57 - 0
AG Hamburg HRB 37743 

Geschäftsführung: Arist von Harpe
Chefredakteur: Maik Koltermann

Um den Newsletter abzubestellen,
klicken Sie bitte hier.