Haushaltsstreit in den USA beigelegt - und keinen interessiert es

Haushaltsstreit in den USA beigelegt - und keinen interessiert es
von Sven Weisenhaus

Die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA wurde wieder einmal in der sprichwörtlichen letzten Sekunde abgewendet. Republikaner und Demokraten im US-Kongress haben sich nach w ochenlangen Verhandlungen auf ein Haushaltsgesetz im Umfang von rund einer Billion Dollar geeinigt. Falls das Gesetz von Repräsentantenhaus und Senat gebilligt wird, ist die Finanzierung des US-Haushalts bis zum Ende des Haushaltsjahrs 2017 am 30. September sichergestellt.

Bereits am Freitag hatte der US-Kongress die Regierung mit einem vorübergehenden Ausgabengesetz vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Repräsentantenhaus und Senat verabschiedeten einen Entwurf, der Zahlungen für den Fortgang der Regierungsgeschäfte für eine Woche erlaubte.

Haushaltsstreit kaum ein Thema für die Börsen

Die Börsen ließ dieses knappe Ereignis völlig kalt. Und das, obwohl durchaus die theoretische Gefahr eines „Government Shutdowns“ bestand. Denn schließlich mussten in den USA seit 1976 schon 18 Mal Teile der Regierung ruhen – zuletzt im Jahre 2013 vom 30. September bis 16. Oktober. Und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte waren teilweise verheerend. Wie in der Börse-Intern vom 14. März bereits zu diesem Thema berichtet, brachen die Aktienindizes zum Beispiel Ende Juli 2011 binnen weniger Tage dramatisch ein - der S&P 500 um 18 Prozent, der DAX sogar um fast 25 Prozent - als die Parteien damals um eine Erhöhung des Schuldendeckels kämpft en.

Allerdings schrieb ich auch, dass es noch nie so weit gekommen, dass die Amerikaner ihre Schulden nicht mehr rechtzeitig bedienen konnten, sprich bankrottgingen. „Und unter einem republikanischen Präsidenten waren die Republikaner immer bereit, die Schulden zu erhöhen. Da liegt es nahe, dass auch unter dem aktuellen Präsidenten Trump und dem derzeit von den Republikanern geführten Repräsentantenhausdie Schuldengrenze letzten Endes auch erhöht oder ausgesetzt wird“, hieß es in der damaligen Ausgabe. Und offenbar haben die Märkte darauf gesetzt, dass es auch dieses Mal so kommt.

DAX setzte seine extrem enge Seitwärtsbewegung fort

So setzte der DAX sowohl am Freitag als auch heute, abgesehen von kleineren Ausreißern nach unten (gelbe Bögen im folgenden Chart), seine extrem enge Seitwärtsbewegung fort.

DAX in sehr enger Seitwärtsrange

Grundsätzlich ist es bullish zu werten, dass die Kurse nach dem starken Kurssprung vom Montag vergangener Woche ihr Niveau halten können. Und mit Blick auf den folgenden Chart ist es nur allzu verständlich, dass der DAX aktuell wieder eine Pause einlegt. Schließlich notiert der Index unverändert an den oberen Linien seiner übergeordneten Aufwärtstrendkanäle (roter Pfeil, siehe dazu auch Börse-Intern vom 25. April).

DAX - Target-Trend-Analyse

Und damit gilt weiterhin, dass die Bullen dringend nachlegen müssen. Gelingt ihnen nach der aktuellen Verschnaufpause der Sprung über die Trendkanallinien, könnte sich der Aufwärtstrend noch einmal beschleunigen.

Wenn die Bären ihre Chance wittern…

Wenn die Widerstandslinien jedoch nicht bald geknackt werden, könnte es sein, dass sich die Bullen die Hoffnung auf einen erfolgreichen Ausbruch verlieren. In diesem Fall werden sie sich dann aus Ihren Long-Positionen verabschieden, um Gewinne mitzunehmen.

Die Gefahr für eine Korrektur ist an der oberen Begrenzung eines Aufwärtstrends vergleichsweise hoch. Und wenn der DAX an den oberen Trendlinien des Kanals abprallt, werden gerne dessen unteren Linien getestet.

Extrem geringe Volatilität könnte zum Problem werden

Dabei könnte den Bären die aktuell extrem niedrige Volatilität in die Karten spielen. Denn vor größeren Korrekturen war es oft der Fall, dass die Handelsspannen immer enger wurden. Nur noch sehr kurze Aufwärtsimpulse wurden von Seitwärtsbewegungen abgelöst. Dadurch nahm die Geschwindigkeit der Aufwärtstendenz ab. Und wenn es dann zu ersten Verkäufen kommt, werden in sehr kurzen Abständen Unterstützungen gebrochen und dadurch Stopps ausgelöst. Eine kleine Verkaufswelle kann sich so schnell zur Verkaufslawine entwickeln.

Noch ist von einem solchen möglichen bearishen Szenario nichts zu sehen. Kommt es aber zu einem im Vergleich zu den vergangenen Tagen und Wochen überdurchschnittlich schwachen Handelstag, sollte man sehr schnell reagieren. Denn wenn plötzlich alle durch die Ausgangstüre wollen, kommt schnell Panik auf.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de


PS: Es sollte auch zu denken geben, dass sich die Verschuldung der USA, die aktuell bei rund 20 Billionen Dollar liegt, laut dem aktuellen Haushaltsgesetz binnen nur fünf Monaten (!) um über eine Billionen Dollar (!) erhöhen wird.



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