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Bankenbrief

Wichtiges vom 11. Dezember 2019

Das Thema

Heftige Kritik an der geplanten Finanztransaktionssteuer

Die von Bundesfinanzminister Olaf Scholz geplante Finanztransaktionssteuer ist auf breite Kritik aus Verbänden, Wissenschaft und Opposition gestoßen. Als einen Schritt in die falsche Richtung bewertete Clemens Fuest, Präsident des Ifo Instituts, den Vorschlag des Ministers an seine Kollegen in zehn europäischen Ländern, beim Kauf von Aktien großer Unternehmen ab 2021 eine Steuer zu erheben. Der Steuersatz soll bei 0,2 Prozent liegen. Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von Union Investment, kritisierte den Plan als einen "harten Rückschlag für all jene, die sich seit Jahren für das Aktiensparen in der Breite einsetzen". Bankenverbands-Präsident Hans-Walter Peters hatte bereits zuvor die geplante Aktiensteuer als "eine Hiobsbotschaft für die Sparer" bezeichnet. Verbands-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid erklärte heute in einem Blogbeitrag, die direkte oder indirekte Anlage in Aktien sei für viele eine der letzten Möglichkeiten, rentabel fürs Alter vorzusorgen. Doch statt die Beteiligung an Unternehmen für Sparer attraktiver zu gestalten, würde Scholz die Rendite von Aktien schmälern. Dies sei ein "falsches Signal". Die Steuer treffe vor allem Privatanleger und Realwirtschaft und werde sich negativ auf Wachstum und Beschäftigung auswirken. Nach politischer Lesart sollten mit der Finanztransaktionssteuer eigentlich diejenigen für die Finanzkrise bezahlen, die sie verursacht haben, schrieb Krautscheid. Dass dies nun offenbar deutsche Aktiensparer sein sollen, sei absurd. Als "Etikettenschwindel" bezeichnete Sven Giegold, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Europäischen Parlament, den Vorschlag von Scholz. Nur den Aktienhandel zu besteuern und Derivate zu verschonen, torpediere die Ursprungsidee der Steuer. "Die Börsensteuer trifft die Kleinanleger, während die Hochfrequenzhändler ungeschoren davonkommen", bemängelte auch Hans-Jörg Naumer, Ökonom bei Allianz Global Investors.  

Meldungen

Commerzbank verfehlt Annahmeschwelle bei Comdirect für Komplettübernahme

Die Commerzbank kann die angestrebte Komplettübernahme ihrer Online-Tochter Comdirect vorerst nicht verwirklichen. Das Institut sicherte sich im Zuge seines Übernahmeangebots lediglich rund 0,3 Prozent der Comdirect-Aktien, wie das Geldhaus heute mitteilte. Ursprünglich sollte der zuvor bestehende Anteil von gut 82 Prozent auf mindestens 90 Prozent gesteigert werden. Dann wäre es möglich gewesen, die Anteile der übrigen Comdirect-Anteilseigner gegen eine Barabfindung zu verlangen ("Squeeze-out"). Nun muss die Bank den mühseligeren Weg verfolgen, auf Hauptversammlungen eine Verschmelzung der beiden Institute zu erreichen. "Die dafür notwendigen Maßnahmen werden wir nun unverzüglich einleiten", sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke.


Bundesregierung will Negativzinsen für Sparer nicht verbieten

Die Bundesregierung plant derzeit nicht, eine gesetzliche Regelung für ein Verbot von Negativzinsen für Sparer einzuführen. Das ist einer Antwort der Koalition auf eine Anfrage der FDP-Fraktion zu entnehmen, wie der Deutsche Bundestag in seinen Parlamentsnachrichten mitteilte. Für die Institute bestünden hohe rechtliche Hürden, wenn sie innerhalb bestehender Verträge Negativzinsen einseitig auf Kunden abwälzen wollten, hieß es. Über die finanzielle Belastung von Privatkunden durch Negativzinsen gebe es keine belastbaren Informationen.


Prozess um "Cum-Ex"-Steuerdeals: Privatbank M. M. Warburg will zahlen

Beim ersten Strafprozess um "Cum-Ex"-Steuerdeals zu Lasten der Staatskasse hat die im Verfahren von Zeugen belastete Bank M. M. Warburg angekündigt, Geld an den Fiskus zahlen zu wollen. Man führe seit längerem Gespräche mit den Finanzbehörden, damit "alle mit diesen Geschäften erzielten Gewinne unverzüglich an den Fiskus ausgekehrt werden", sagte der Anwalt der Bank heute vor dem Bonner Landgericht. Damit würde das Finanzinstitut dem Beispiel anderer Institute folgen, die ebenfalls schon das Gespräch mit dem Fiskus gesucht haben.


HSBC Suisse akzeptiert Vergleichszahlung in den USA 

Zur Beilegung eines Steuerhinterziehungsverfahrens in den USA hat die Schweizer Privatbanktochter des britischen Geldinstituts HSBC Zahlungen in Höhe von rund 192 Millionen Dollar (173 Millionen Euro) zugestimmt. Dies geht aus Informationen des US-Justizministeriums hervor. Die Ermittlungen würden nun eingestellt, wie heute berichtet wurde. Dem Geldhaus wird vorgeworfen, US-Kunden im Zeitraum 2000 bis 2010 geholfen zu haben, Offshore-Vermögen zu verheimlichen. Die Vergleichssumme sei komplett durch Rückstellungen gedeckt, erklärte HSBC Suisse. Lässt sich die Genfer HSBC-Tochter in den kommenden drei Jahren nichts zuschulden kommen, wird die Klage aus Washington fallen gelassen.


UBS wegen US-Hypothekenpapieren vor Gericht

Die Schweizer Großbank UBS wird in den USA in einem Fall von mutmaßlichem Betrug bei Wertpapiergeschäften am US-Immobilienmarkt vor Gericht zitiert. Eine US-Bundesrichterin folgte einem Antrag des Instituts auf Abweisung einer Klage der US-Regierung nicht. In dieser wird dem Geldhaus vorgeworfen, vor der Finanzkrise von 2005 bis 2007 große Anlegerverluste mit Hypothekenverbriefungen, sogenannten Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS), verursacht zu haben. 

 

SolarisBank plant Einlagerung von Krypto-Währung

Als eines der ersten deutschen Institute will die SolarisBank mit einem Bitcoin-Verwahrgeschäft starten. Nach Medieninformationen hat das Geldhaus dafür die Tochtergesellschaft Solaris Digital Assets gegründet, die sich 2020 um eine Krypto-Verwahrlizenz bewerben soll. "Mit der Neuregelung im neuen Geldwäschegesetz ist ein guter Zeitpunkt gekommen, praktisch loszulegen", erklärte Michael Offermann, Krypto-Banking-Chef des Instituts den Schritt. Durch das neue Geldwäschegesetz dürfen Banken das Angebot und die Verwahrung von Krypto-Währung in ihr Produktportfolio aufnehmen. Als sogenannte White-Label-Lösung werde das neue Angebot von Solaris Geschäftskunden zugänglich sein – Privatkunden könnten bei der Berliner Bank kein direktes Konto eröffnen. 


Sparkassen finden Ursache für Störung im Zahlungsverkehr

Ein IT-Fehler bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat bei etlichen Sparkassen zu Problemen und Verzögerungen bei Überweisungen und Lastschriften geführt. Das bestätigte die Helaba. Zehntausende Kunden müssten demnach bis zum Wochenende auf die Verbuchung ihrer Transaktionen warten. 

Die Köpfe

"Green Deal": Für von der Leyen "Mann-auf-dem-Mond-Moment"

Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will in den nächsten Jahren insgesamt  rund 100 Milliarden Euro an Investitionen zum Schutz der Umwelt aufbringen. "Das ist Europas Mann-auf-dem-Mond-Moment", sagte sie heute in Brüssel. Ziel des "Green Deal"-Projekts ist es, die Europäische Union (EU) bis 2050 klimaneutral umzubauen. Mit dem umfassenden Gesetzgebungsprogramm zu Energieversorgung, Industrieproduktion, Verkehr und Landwirtschaft soll Europa binnen 30 Jahren klimafreundlich agieren. Die Ankündigung wird auch als Signal an den EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag verstanden, bei dem es unter anderem um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 geht, und an den laufenden UN-Klimagipfel in Madrid.


Dreiskämper wechselt von der Deutschen Bank zu Fidelity

Der bislang noch für den Robo-Advisor "Robin" und die Online-Brokerage-Plattform Maxblue zuständige Oliver Dreiskämper verlässt nach Medieninformationen die Deutsche Bank. Der Chef für digitale Vermögensverwaltung fängt bei dem US-Fondshaus Fidelity an, wie das "Handelsblatt" berichtet. Beim Fondsanbieter übernehme der 34-Jährige ähnliche Aufgaben, zum Beispiel den Robo-Advisor "Fidelity Wealth Expert", der ein Vermögen in zweistelliger Millionenhöhe managt und vor einem Jahr startete.

Die Tweets des Tages

Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, sieht die geplante #Finanztransaktionssteuer kritisch. "Diese Steuer ist in vielerlei Hinsicht Unsinn", schreibt er in unserem Blog: bit.ly/2qDgPIm #FTT


Der Wissenswert: Ein Viertel des Weihnachtsbudgets wird für Essen und Trinken ausgegeben. Geschenke machen mit 46 Prozent den größten Teil im Weihnachtsbudget der Deutschen aus, hat @DeloitteDE ermittelt. Doch auch beim leiblichen Wohl wird nicht gespart. #Weihnachten #umfrage #Geld

Am Vortag meistgeklickt

Warum das Gehirn uns mehr ausgeben lässt

Wer seine Einkäufe mobil oder mit Karte zahlt, gibt in der Regel mehr aus als bei Bargeldtransaktionen. Christoph Wahlen, Experte für Verhaltensökonomik, hat dafür eine einfache Erklärung: "Wir müssen einfach nicht so viel überlegen, weil wir nur eine Karte durchziehen." Das Gehirn des Menschen verbrauche auf diesem Weg weniger Energie, der Kauf falle somit leichter. Daten bestätigen dies. So wurde 2018 bei einem Viertel aller Einkäufe mit Karte bezahlt, aber mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens ausgegeben. Wie mobiles Bezahlen das Ausgabeverhalten beeinflusst, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Großbritannien finden die Wahlen zum Unterhaus statt. Premierminister Boris Johnson hofft mit seiner konservativen Partei auf eine Mehrheit, um sein mit Brüssel ausgehandeltes Brexit-Abkommen umsetzen und Großbritannien am 31. Januar aus der EU führen zu können. Die Wahllokale sind von 8 bis 23 Uhr (MEZ) geöffnet. Unmittelbar nach Schließung werden erste Prognosen erwartet, das Endergebnis im Verlauf des Freitags. – Die Europäische Zentralbank (EZB) berät über ihre Geldpolitik. Erstmals wird EZB-Chefin Christine Lagarde im Anschluss vor der internationalen Presse den Zinsentscheid der Notenbank vorstellen. Experten erwarten keine konkreten geldpolitischen Maßnahmen. – In Brüssel beginnt der Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs (bis 13.12.), der sich unter anderem mit dem Klimaschutz und dem Haushaltsrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 befassen wird. – Der Vorsitzende der EZB-Bankenaufsicht, Andrea Enria, spricht in einer Anhörung im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) des EU-Parlaments. – Die Schweizer Notenbank präsentiert ihre geldpolitische Lagebeurteilung. – Die KfW Bankengruppe lädt zum Kapitalmarkt-Pressegespräch. – Das Kieler Institut für Weltwirtschaft veröffentlicht seine Winter-Konjunkturprognose für Deutschland und die Welt. – Das Ifo Institut stellt seine Konjunktur-Prognose Winter 2019 in Berlin vor.

Der Nachschlag

Tipps gegen "Bore-out" am Arbeitsplatz 

Nicht nur "Burn-out" durch anhaltend zu hohe Arbeitsbelastung ist ein viel diskutiertes Thema. Auch Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz kann zu Problemen, in einigen Fällen sogar zum "Bore-out" führen. Laut einer Umfrage beklagt sich etwa jeder zehnte Mitarbeiter über zu langweilige Aufgaben – und sieht das als Grund für einen Jobwechsel. Häufig übersehen Chefs jedoch diesen Produktivitätskiller. Fünf Tipps, wie Sie "Bore-out"-Symptome bei Ihren Mitarbeitern entdecken und was Sie dagegen tun sollten, bekommen Sie hier:

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