Lieber Herr Do,
für die einen ist er ein Held, für andere nichts weiter als ein Landesverräter. Die Rede ist von Julian Assange. Der 52-jährige Australier und Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks gelangte 2010 zu weltweiter Berühmtheit, als er streng geheime Dokumente der US-Militärs im Internet veröffentlichte. Die damals geleakten Dokumente und Videoaufnahmen belegen, wie die US-Regierung mithilfe von Falschinformationen die Bevölkerung bei ihren Militäreinsätzen in Afghanistan und dem Irak täuschte. Auf den Aufnahmen sind aber auch ganz konkrete Kampfhandlungen zu sehen, die sich gegen die Zivilbevölkerung aber auch Journalisten richten. Bordkameras von US-amerikanischen „Apache“-Kampfhubschraubern zeigen, wie die Soldaten bei Einsätzen wahllos auf Menschenmengen feuern.
US-amerikanischer „Apache“-Kampfhubschrauber in Bagdad, der Hauptstadt Iraks
Credit: Imago
Die WikiLeaks-Enthüllungen machten weltweit Schlagzeilen und Julian Assange zum Star. Die Veröffentlichung der geheimen Dokumente verhalf dem studierten Programmierer, Aktivisten, Journalisten und Hacker (seine Pseudonyme waren „Mendax“ und „Proff“) darüber hinaus zu einer gefährlichen Ehre: Julian Assange durfte sich fortan ganz offiziellals Staatsfeind der US-Regierung betrachten. Damalige Regierungsmitglieder und US-Politiker wie der ehemalige Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, forderten gar die Todesstrafe für Assange: „Alles außer einer Hinrichtung ist eine zu milde Strafe.“ Aber auch der Fox-News-Moderator Bill O`Reilly sagte, dass er sich sehr freuen würde, wenn Assange „von einer kleinen Drohne getroffen würde“. Mehrfach wurde in konservativen US-Medien zum Lynchmord an Julian Assange aufgerufen. Der 2022 verstorbene TV-Kommentator Bob Beckel forderte: „Der Typ ist ein Verräter, er hat jedes Gesetz der Vereinigten Staaten gebrochen. Und ich bin nicht für die Todesstrafe, also gibt es nur einen Weg, es zu tun: den Hurensohn illegal erschießen.“  Während Radiomoderator Rush  Limbaugh empfahl, den WikiLeaks-Gründer „aufzuknüpfen“.
Julian Assange wurde weltweit schlagartig bekannt, als er 2010 auf der von ihm gegründeten Enthüllungsplattform WikiLeaks streng geheime Dokumente der US-Militärs veröffentlichte.
Für Julian Assange beginnen damit 14 Jahre der Unfreiheit. Der Mann, der mit seinem Engagement zu mehr Pressefreiheit und Aufklärung beitragen wollte, wird selbst zum Verfolgten. Der in Schweden lebende Aktivist sieht sich zunächst einer Anklage wegen sexueller Belästigung ausgesetzt, flieht nach London und versucht dort der Auslieferung nach Schweden zu entgehen. In der ecuadorianischen Botschaft sucht Assange fortan Schutz. Bis ins Jahr 2019 hinein muss sich der inzwischen mit weltweitem Haftbefehl gesuchte Whistlebower in der Botschaft in London verstecken. Dann, am 11. April 2019, wird Assange innerhalb des Botschaftsgebäudes von der Londoner Polizei festgenommen, nachdem ihm der Präsident Ecuadors, Lenín Moreno, das Asylrecht entzogen hat. Nun fordert auch die US-Regierung ganz formal die Auslieferung Assanges. Bei einer anschließenden Verurteilung durch ein US-amerikanisches Gericht droht dem WikiLeaks-Günder eine Haftstrafe wegen Geheimnisverrats von bis zu 175 Jahren.
 
Fünf Jahre sitzt Julian Assange in einem Londoner Gefängnis, heiratet seine Anwältin, die aus Südafrika stammende spanisch-schwedische Menschenrechtsaktivistin Stella Moris(eigentlich Sara González Devant), und bekommt mit ihr zwei Kinder. Gestern wurde nun bekannt, dass der gesundheitlich von der langen Haft gezeichnete Australier auf freien Fuß gesetzt wurde. Mit Zwischenstopp in Thailand durfte Assange auf die westpazifische Insel Saipan (seit dem Zweiten Weltkrieg US-Außengebiet) ausreisen. Die Richterin des dortigen US-Gerichts erklärte den 52-jährigen Whistleblower zu einem „freien Mann“. Zuvor hatte sich Assange mit dem US-Justizministerium auf einen Deal geeinigt und sich der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe geheimer US-Dokumente schuldig bekannt. Die Strafe von gut fünf Jahren Haft gilt durch seinen Gefängnisaufenthalt in Großbritannien als verbüßt. Assange ist inzwischen nach Australien zurückgekehrt.
Assange ist inzwischen nach Australien zurĂĽckgekehrt.
Credit: Imago
Die Freilassung von Julian Assange hat erwartungsgemäß unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während der frühere US-Vizepräsident Mike Pence die Abmachung einen „Justizirrtum“ nennt, da Assange die volle Härte des Gesetzes hätte zu spüren bekommen sollen, „begrüßt“ die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Liz Throssell, die Freilassung von Julian Assange ausdrücklich. Und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbocksagte, sie sei „sehr froh, dass dieser Fall, der überall auf der Welt sehr emotional diskutiert wurde und viele Menschen bewegt hat, nun endlich eine Lösung gefunden hat“.
 
Ist Julian Assange also ein Held, der für die weltweite Pressefreiheit seine eigene Freiheit und Gesundheit geopfert hat? Oder ist er ein Krimineller, der mit seinen Veröffentlichungen das Leben von Hunderten Soldaten und Agenten – und damit auch die Sicherheit einer ganzen Nation – gefährdet hat?
 
Fakt ist, dass der Fall „WikiLeaks“ weltweit Diskussionen um Informationshoheit und Informantenschutz ausgelöst hat. So sind „Whistleblower“ in der Europäischen Union unter bestimmten Voraussetzungen gesetzlich geschützt. Auch die journalistische Arbeit hat sich durch Assange und Wikileaks verändert. So haben die meisten Medienhäuser inzwischen digitale Briefkästen, in denen man anonym Dokumente und Hinweise hinterlegen kann.
 
Held oder Verräter? Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung zu Julian Assange unter boitin@playboy.de.
 
Helden können auch die Fußballer der DFB-Elf werden. Dazu müssen NagelsmannsMannen allerdings am Samstagabend (ab 21:00 Uhr) in Dortmund erstmal die Dänen schlagen. Ich bin aber durchaus zuversichtlich. Sie auch?
 
Herzlichst,
 
Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 
 

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