kennen Sie/kennt ihr das Gefühl, wenn man sich fragt, ob man versehentlich Alkohol zu sich genommen hat? Oder andere, intensivere, bewusstseinserweiternde Drogen? Man muss nicht zum Dealer seines Vertrauens gehen, um diesen Effekt zu erleben. Ein Klick auf fn-erfolgsdaten.de reicht. Die Webseite, auf der die Erfolge von vier- und zweibeinigen Athleten verzeichnet sind, wurde in diesem Jahr grundüberholt. „Verschlimmbessert“ ist noch das Harmloseste, was sich FN-Mitarbeiter vor Ort in Warendorf anhören mussten beim Bundeschampionat. Bunte zackige grafische Darstellungen informieren über – ja was überhaupt? Gute Frage, nächste Frage. Zahlen, die an den Linien (und von denen gibt es reichlich) kleben, untermauern die Information: „Level: A**, Rank 3876“ steht dann da. Hätte es nicht auch „Rang“ heißen dürfen? Schließlich sind in der Statistik ja auch alle erfasst, die Rang und Namen, und nicht „rank und name“ haben. OK, nebensächlich, dennoch fragt man sich: wozu überhaupt?
Neben Linien gibt es auch bunte Punkte – für die Farbe eines Pferdes. Weil ein Farbklecks nicht immer mehr als 1000 Worte sagt, ist mittlerweile nachgebessert worden. Neben einem schwarzen Fleck steht nun Rappe und aus dem Fragezeichen im Kreis ist nun ein Gelbton geworden, „Falbe“ steht daneben.
Wenn einem nun die Augen flirren und die Pupillen rotieren nach den diversen bunten Linien in Koordinatenkreuzen, kommt dann der eigentliche Hammer. Ein freundlicher St.GEORG-Abonnent hat uns drauf hingewiesen: Er weiß nun, dass er im Jahr 2006 auf einem großen Turnier in einer Intermédiaire I platziert war, in der Isabell Werth Dritte war. Glückwunsch, möchte man sagen. Problem: Der Mann ist Fahrer. Die Wahrscheinlichkeit, dass er mit seinem Gespann ganze Pirouetten fahren kann, somit eher unwahrscheinlich. Stellt sich die nächste Frage: Was ist dieses Datenwerk überhaupt wert?
Also: Probe aufs Exempel. Einfach mal bei einem prominenten Pferd nachgeschaut. Und zwar, weil zwei Quellen heranzuziehen ja immer journalistische Pflicht ist, nicht nur bei der FN, sondern auch auf der Datenseite des Weltreiterverbandes (FEI). Und siehe da: Treffer! Naiv wie ich bin, hätte ich gedacht, dass Erfolge bei Europameisterschaften sowie von internationalen Turnieren für ein deutsches Pferd unter deutschem Reiter auf einem deutschen Turnier in die Statistik einfließen würden. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Wie gesagt, ich bin wohl naiv. Und die Erfolge auf Europameisterschaften eines Nachkommens haben sicherlich ja auch keinen Einfluss auf die Zuchtwertschätzung des jeweiligen Erzeugers. Oder?
Viele Fragen bleiben offen. Vor allem aber zwei: Wer hat’s verzapft? Und: Wer hat‘s bezahlt? Wir alle, die Turnierlizenzen bezahlen oder als Pferdezüchter unseren Obolus auch in Richtung FN entrichten, doch wohl hoffentlich nicht?
Eine Woche, ohne den Eindruck bewusstseinserweiternder Statistiken wünscht