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Liebe Leserinnen & Leser,
der B2B-Marktplatz Ankorstore hat sich ein neues Motto verpasst: "Rewild Retail". Damit will das Unternehmen "die natürliche Ordnung und Schönheit eines zerstörten Ökosystems wiederherstellen, damit alle darin wieder gedeihen können", erklärt Co-CEO Nicolas D'Audiffret. Durch die Verbindung mit unterschiedlichen Marken will Ankorstore dabei unabhängige Geschäfte wieder in den Mittelpunkt der Gemeinden stellen. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, was daran nun "wild" sein soll: Frische Ideen gegen das Sterben von Geschäften braucht es dringend, denn die Kundenfrequenzen gehen weiter zurück, siehe auch unser letzter News-Block heute.
Herzliche Grüße, Ihr Florian Treiß
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Der Kochboxen-Versender HelloFresh hat im vergangenen Quartal einmal mehr einen Rekordumsatz erzielt. Die Erlöse kletterten von Januar bis März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26 Prozent auf bisher nie erreichte 1,92 Milliarden Euro, wie der Berliner Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. "Wir sind ziemlich zufrieden", sagte Firmenchef Dominik Richter zu Journalisten. Der Aktienmarkt stimmte ihm zu: Die HelloFresh-Aktie legte im frühen Handel mehr als 14 Prozent zu. Analysten hatten zuvor ein geringeres Wachstum erwartet, zumal es anders als im Vorjahresquartal weltweit deutlich weniger Gastronomie-Lockdowns gab. Darunter litten zuletzt u.a. auch Restaurant-Lieferdienste.
Gleich zwei Unternehmen aus der Otto Group haben aktuelle Geschäftszahlen vorgelegt: Die im Online-Handel und Dienstleistungsgeschäft aktive Baur-Gruppe übertraf im Geschäftsjahr 2021/22 erstmals in ihrer fast hundertjährigen Firmengeschichte die Umsatzmilliarde und erwirtschaftete zugleich das höchste operative Ergebnis seit Bestehen. Der Online-Shop baur.de zählte rund 140 Millionen Besucher*innen, die fast 4 Millionen Bestellungen auslösten und insgesamt mehr als 10 Millionen Artikel bestellten. Lascana wiederum steigert im Geschäftsjahr 2021/22 seine weltweiten Markenumsätze um weitere 78 Millionen Euro auf einen Rekordwert von 436 Millionen Euro, wobei der Online-Anteil bei über 90 Prozent lag.
Die Rohlik Group, tschechischer Mutterkonzern des bereits in München und Frankfurt aktiven Lebensmittel-Lieferdienstes Knuspr, hat im Ende April abgeschlossenen Geschäftsjahr einen Netto-Umsatz von 490 Millionen Euro erzielt, ein Plus von 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei hat die Rohlik Group erstmals die Marke von einer Million Kund*innen geknackt. "Wir freuen uns, auch nach dem Ende der Lockdown-Wellen weder eine Abschwächung noch eine Verlangsamung des Wachstums feststellen zu müssen. Nicht nur ist unser tschechischer Heimatmarkt bezogen auf EBITDA seit 2018 profitabel, sondern alle unsere vier bestehenden Märkte sind auf dem Weg, im kommenden Geschäftsjahr profitabel zu sein," sagt CEO Tomáš Čupr.
Verkaufsautomaten und digitale Kiosk-Lösungen erleben aktuell ein Revival und profitieren vom Trend zu autonomen Stores. Die Innovationskraft der aktuellen Vending-Maschinen und Kiosk-Lösungen liegt dabei eher im Verborgenen, in der verbauten Technik, wie Stores + Shops analysiert: App-gesteuerte Bestellung, bargeld- und kontaktlose Bezahlung, die Vernetzung mehrerer Geräte sowie moderne Intralogistik-Robotersysteme sind Kennzeichen für diese intelligenten, hochgerüsteten und durchdigitalisierten Automaten. Auch das Design wird immer schicker und die Systeme werden teils in Containern verbaut, was zu ganz neuen Convenience-Lösungen führt.
Knapp die Hälfte der Mitarbeiter*innen im Einzelhandel mit Schichtsystem in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben im vergangenen Jahr daran gedacht zu kündigen, so eines der Ergebnisse des "State of the Deskless Workforce Reports" des Workforce-Management-Spezialisten Quinyx. 44 Prozent der Befragten gaben dafür als Hauptgrund Stress bei der Arbeit an und 35 Prozent fehlende Wertschätzung. Auch Unterbesetzung sorgt für viel Frust: 76 Prozent empfanden das Arbeitsklima deswegen als stressig. Aufgrund ihrer Fähigkeiten sind wiederum 70 Prozent zuversichtlich, im Falles eines Falles einen anderen Arbeitgeber zu finden.
Ist die autofreie Friedrichstraße in Berlin-Mitte ein Erfolg oder nicht? Daran scheiden sich nach wie vor die Geister. Die Senatsverkehrsverwaltung und der Bezirk Mitte hatten das Projekt 2021 als Erfolg gewertet. Die Opposition sieht es ganz anders: "Die sogenannte Flaniermeile mit Radautobahn hat der Friedrichstraße weit mehr geschadet als genutzt", moniert der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Gräff. "Der Einbruch der Kundenzahlen und viele Ladenschließungen zwingen zum Umdenken." Das Modellvorhaben sei gescheitert und müsse endlich beendet werden. Verkehrs- und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte bereits Ende März bestätigt, dass auch sie von den Geschäftsleuten in der Straße gehört habe, dass sie weniger Kunden hätten. Sie möchte das Versuchsprojekt deshalb verändern und nicht gleich ganz abschaffen.
Womöglich nehmen die Kundenzahlen dort aber gar nicht nur wegen der Sperrung für Autos ab, sondern auch aus anderen Gründen:
"Wir hatten im ersten Quartal 2022 - trotz der durchweg offenen Läden - nur rund 50 Prozent der Innenstadt-Frequenzen von 2019. Eine vielbeachtete Studie von Accenture spricht bereits von einem Jahrzehnt des Zuhauses. Ich gehe langfristig von 50 Prozent Online-Anteil in allen Non-Food-Warengruppen aus, sodass dann noch rund zwei Drittel des bisherigen stationären Non-Food-Handels existieren werden."
Das sagt Handelsforscher Gerrit Heinemann in einem Artikel von chip.de zum Kahlschlag in den Innenstädten und dem Rückzug von Händlern wie Conrad. Wer heute eine Hose, Bluse oder ein Smartphone braucht, geht demnach nicht mehr zwangsläufig ins Klamotten- oder Technikgeschäft, vielmehr reichen wenige Klicks zum Kauf. Der Heinemann spricht deswegen auch von einer Kanal-egal-Mentalität - oft finden Kunden einen Artikel im Netz, ehe sie darüber nachdenken, wo sie ihn kaufen sollten.
Dazu passt auch eine aktuelle Umfrage, wonach selbst die Gruppe der über 65-Jährigen mittlerweile fast so häufig online einkauft, wie die jüngeren Generationen. 88 Prozent der befragten Konsument*innen in Deutschland gaben an, dass sie in den letzten 28 Tagen mindestens einmal online gekauft haben – selbst in der Altersgruppe ab 65 lag die Angabe bei 85 Prozent. Das ist eine der Erkenntnisse aus einer Umfrage von Kantar Sifo im Auftrag von Nets Group und Nexi Group. Laut Befragung haben sich die Gründe für das Online-Shopping verändert: War es vor der Pandemie insbesondere die Hoffnung auf Preisersparnis, spielen heute Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Komfort die größere Rolle.
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