Liebe Frau Do, in der Diesel-Affäre ist viel Heuchelei im Spiel. Der VW-Konzern hat Millionen Kunden betrogen und muss dafür zahlen. Aber auch die so seriös klingende Deutsche Umwelthilfe hat mit ihrer Lobby-Kampagne und den zweifelhaften Messwerten viel Schaden angerichtet. Hersteller, deren Diesel-Autos vor Jahren allen gesetzlichen Normen entsprachen, spüren nun die Zurückhaltung der Käufer, auch müssen sie bei gesetzlich vorgeschriebenen Hardware-Umrüstungen Haftungsrisiken einkalkulieren. Aber wozu so viel Differenzierung? Nun hat die Politik einen komplizierten Mix an Umtauschprämien, Rabatten und Tauschprogrammen vereinbart. Jan Drebes erklärt den Kompromiss. Heute vor 28 Jahren stand ich auf dem Bonner Marktplatz. Ich war mit meinem Kumpel Jochen und seinen Eltern zu den Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit gekommen. Es wurde gejubelt und gesungen, nie habe ich je wieder so viele schwarz-rot-goldene Flaggen gesehen, obwohl uns Teenager damals vor allem der Getränkewagen mit den Red-Bull-Dosen interessierte. Die Wiedervereinigung ist auch in meinem Leben das bisher bedeutendste und schönste gesellschaftliche Ereignis. Heute ist im Ost-West-Verhältnis viel Ernüchterung zu spüren, auch Unverständnis, wie jüngst nach den Ausschreitungen in Chemnitz. Aber vielleicht sind die Lästereien, die Nickeligkeiten und Vorurteile gerade der Beleg für die neue Normalität. Man ist eins geworden, betont aber die Unterschiede. So wie zwischen Westfalen und Rheinländern, Hanseaten und Oberbayern. Nur eines verstehe ich nicht: Warum müssen alle Arbeitnehmer im Land noch bis ins Jahr 2021 einen Soli bezahlen? Gregor Mayntz hat die Debatte beobachtet. Ich hatte nie viel dafür übrig, wenn sich Männer (oder Frauen) gegenseitig eins über die Rübe geben und das als Sportart bezeichnen. Boxen war nicht meine Welt. Aber Graciano Rocchigiani war ja nicht nur ein Boxer. Der Duisburger Junge war ein Kunstwerk. Ein Held für Italo-Deutsche, ein Athlet mit Leidenschaft. Als zweimaliger Weltmeister schaffte „Rocky“ Comebacks, die ihm niemand zutraute. Sein Leben danach? Suff, Drogen, Saus und Braus. Abstürze und Aufstiege. Ein irres Leben, das nun vorbei ist. Hartmut Scherzer blickt zurück. Herzlich Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |