Heute in Rhein-Main: Das 300 Blauwale schwere schlechte Gewissen
Guten Abend,
um Punkt 12 Uhr am Samstagmittag haben auch wir in Frankfurt einmal die Luft angehalten und die Ohren gespitzt. Aber von der Sprengung der Salzbachtalbrücke war – wenig überraschend – in der Mainmetropole nichts zu hören. Dafür aber zu sehen. Denn wer wollte, konnte bei FAZ.NET im Live-Stream die Sprengung verfolgen. Dort finden Sie auch ein Video zu dem Thema.
Marie Lisa Kehler
Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Alles ist nach Plan verlaufen bei der Sprengung der Salzbachtalbrücke. Bild: Frank Röth
Damit der Verkehr auf der Autobahn 66 , die Wiesbaden und den Rheingau mit Frankfurt verbindet, wieder fließen kann, ist noch eine Menge zu tun. Die Sprengung sei der erste von vielen Schritten, um den Wiesbadener Verkehrsinfarkt zu heilen, schreibt Robert Maus in seinem Kommentar. „Landes- und Bundesregierung sind gefordert, die Sanierung und Erneuerungen massiv zu forcieren, denn auch eine funktionierende Infrastruktur gehört zur Daseinsvorsorge.“ Bis 2023 soll die Südbrückefertig gestellt sein, schon Ende diesen Jahres soll der Bahnverkehr aufgenommen werden.
Am Freitag sind zwei auf der Bühne aufeinander getroffen, die zwar für ein gemeinsames Projekt arbeiten, sich aber trotzdem selten persönlich begegnen: Christian Drosten, Leiter der Virologie der Berliner Charité, und Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum in Frankfurt. Drosten hat seine Frankfurter Kollegin Ciesek, mit der er im Wechsel im NDR-Podcast „Coronavirus Update“ die aktuelle Lage erklärt, in einer kurzen Rede als Virologin bezeichnet, die die Wissenschaftskommunikation als Teil ihrer ärztlichen Pflicht ansehe und die sich stetig ändernde Sachlage mit Zuwendung und Empathie auf den Punkt bringen könne. Ciesek wurde gemeinsam mit der Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim für ihre Corona-Aufklärung mit dem Kulturpreis ausgezeichnet . Die Pandemie sei die größte Herausforderung, der sich die Menschheit in den vergangenen 100 Jahren stellen musste, sagte Drosten. Auch deshalb sei es so wichtig, dass Expertinnen wie Sandra Ciesek und Mai Thi Nguyen-Kim die Rolle von Vermittlern einnähmen, um die komplexen Sachverhalte einem breiten Publikum verständlich zu erklären.
Dieser Sonntag war und ist so schön diesig, dass all die ungeliebte Hausarbeit, die in den vergangenen Tagen liegen geblieben ist, in Angriff genommen werden konnte. Wäsche falten, beispielsweise. T-Shirts, Pullis und eine dicken Portion schlechtes Gewissen warteten darauf, im Schrank zu verschwinden. Aber das schlechte Gewissen will da nicht so ganz reinpassen. Es will gesehen werden. Wie unsere Volontärin Othmara Glas im Gespräch mit einem Vertreter der Verbraucherzentrale Hessen herausgearbeitet hat, enthalten viele unserer Kleidungsstücke Plastik. Wer nicht konsequent Klamotten aus reiner Seide oder Wolle trägt, den dürfte das nicht überraschen. Dass bei jedem Waschgang Kunststoffe wie Viskose, Elasthan oder Polyester abgerieben werden und ins Grundwasser gelangen, ist vielen nicht bewusst. Die Kläranlagen können diese feinen Fasern nicht komplett rausfiltern. 30.000 Kilogramm Synthetikfasern gelangen so nach Angaben der Verbraucherzentrale jährlich aus Europas Waschmaschinen ins Abwasser. Das entspricht dem Gewicht von 300 Blauwalen.
In Zukunft also einfach vermehrt darauf achten, Produkte aus Naturfasern zu kaufen? Wenn es nur so einfach wäre. Wir erklären, wieso auch ein Baumwollshirt eine schlechte Ökobilanz haben kann und der Pulli aus Merinowolle nicht automatisch die bessere Alternative ist. Und wir gehen der Frage nach, welche Möglichkeiten es gibt , die Umwelt zu schonen. Wieso nicht mal klein anfange und sich Outdoorklamotten für den einzigen Wanderurlaub im Jahr bei Freunden leihen? Oder Kleidung, die vielleicht kaputt gegangen ist, flicken, statt sie durch neue zu ersetzen.
Und außerdem begeben wir uns auf Spurensuche: Ist das Nordend so etwas wie der Prenzlauer Berg von Frankfurt? +++ wird in Sulzbach der nächste Bürgermeister gewählt +++ ist der österreichische Schriftsteller Clemens J. Setz in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden.
Bewölkt aber trocken. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte von bis neun Grad.
Verkehr
Die Richard-Strauss-Allee bekommt eine neue Fahrbahndecke. Das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) saniert den rund 300 Meter langen Abschnitt von Hausnummer 11 bis zur Mörfelder Landstraße. Der obere Abschnitt bis zur Mündung in die Kennedyallee wurde bereits erneuert. Die Maßnahme startet am Montag, 8. November. Während der Bautätigkeit hält das ASE den Straßenverkehr aufrecht – zumindest solange die alte Fahrbahndecke abgefräst und am Randbereich gearbeitet wird. Das Amt bittet die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die ausgeschilderten Halteverbote zwingend zu beachten, um keine Rückstaus zu verursachen. Zum Abschluss steht eine kurze Vollsperrung an, um die neue Asphaltdeckschicht in einem Guss einzubauen. Nach derzeitiger Planung ist die Richard-Strauss-Allee dann von Dienstag, 16. November, 16 Uhr, bis Donnerstag, 18. November, 7 Uhr, gesperrt.
Wegen Montagearbeiten von Hessen Mobil ist die Brücke auf der L3003 am Frankfurter Berg von Montag, 8. November, bis Dienstag, 9. November, für Fußgänger nicht passierbar. Fußgänger können über das Brückenbauwerk der Deutschen Bahn ausweichen.
Geburtstag haben am Montag, 8. November
Martin Richard (CDU), ehemaliger Bürgermeister der Stadt Limburg (70); Lutz Diederichs, Deutschland-Chef der französischen Großbank BNP Paribas S.A., Frankfurt (59); Marc Stabernack, Inhaber des Frankfurter Juweliergeschäfts Friedrich (57); Kai Middendorff, Frankfurter Galerist (56).
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