Heute in Rhein-Main: Der Eine-Frau-Protest gegen Feldmann
Guten Abend,
wie haben Sie ihr Sommerwochenende verbracht? Grillend auf dem Balkon? Cocktails schlürfend im Plantschbecken? Unsere Autorin Mechthild Harting hat eine Frankfurterin getroffen, die den Samstag damit zugebracht hat, ein Plakat in die Luft zu recken. Darauf zu lesen: eine Rücktrittsforderung an Feldmann. Hessens stellvertretender Ministerpräsident Tarek Al-Wazir (Die Grünen) hingegen hat seinen Samstag auf dem Parteitag der Grünen verbracht – und deutlich gemacht, dass er an die Landesspitze will. Und damit Sie künftig weniger Zeit an Tankstellen verbringen müssen, haben wir uns Spritspar-Tipps geben lassen.
Marie Lisa Kehler
Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
In Sorge um ihre Stadt: Eine Frankfurterin fordert als Eine-Frau-Aktivistin den Rücktritt des Oberbürgermeisters und wirbt für Unterschriften. Bild: Wonge Bergmann
Stiller Protest gegen Feldmann: Manch eine Protestaktion ist nicht besonders groß, nicht besonders laut. Und doch schafft sie es, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit ihrem Plakat ist die junge Frau schon während der Eintracht-Feier vor dem Römer aufgefallen. „Rücktritt Feldmann Jetzt !!!“ steht darauf geschrieben. Ihren Namen will sie nicht öffentlich geschrieben wissen. Ihre Beweggründe hat sie unserer Redakteurin Mechthild Harting trotzdem erzählt. Es ist die Geschichte einer Bürgerin, die sich empört. Und zwar nicht mehr länger im stillen Kämmerlein, sondern in aller Öffentlichkeit. Über einen Oberbürgermeister unter Korruptionsverdacht, der, nach ihrer Einschätzung, dem Ansehen der Stadt schadet. Die Wut auf das Stadtoberhaupt hat sie zu einer „politischen Aktivistin ohne Parteibindung“ werden lassen. Aus der stummen Plakat-Protestaktion, die sie erstmals beim Empfang der Eintracht auf den Römerberg getrieben hat, ist mittlerweile eine Unterschriften-Aktion geworden. Sie hat 1000 Postkarten mit Anti-Feldmann-Statements drucken lassen, auf denen die Menschen unterschreiben können.
Erst am vergangenen Donnerstag hat das Stadtparlament beschlossen, das Abwahlverfahren einzuleiten. Ob es Erfolg haben wird, hängt auch von der Wahlbeteiligung der Frankfurter ab. 150 .000 Bürger müssten mehrheitlich gegen Feldmann stimmen, ansonsten ist das Quorum von 30 Prozent der Wahlberechtigten nicht erfüllt. Die Unterschriftensammlerin will bis dahin weiter gegen Feldmann auf die Straße gehen, notfalls sei sie bereit, „von Tür zur Tür, um die Frankfurter zur Wahl zu animieren“.
Al-Wazir will mehr Verantwortung: Der stellvertretende hessischer Ministerpräsident, will bei der nächsten Landtagswahl an der Spitze der Grünen um den Einzug in die Staatskanzlei in Wiesbaden kämpfen. „Ich brenne dafür, dass dieses Hessen grüner und gerechter wird“. Das hat er bei einer Mitgliederversammlung seiner Partei in Bad Hersfeld gesagt und gleich eine Ansage an die Mitglieder der CDU und SPD hinterhergeschoben. Die Zeit, in denen nur die CDU und die SPD um die Vorherrschaft im Land gekämpft hätten, seien vorbei. Die gegenwärtige Legislaturperiode endet nach der voraussichtlich im Oktober 2023 stattfindenden Landtagswahl. Es werde „einen wirklichen Dreikampf“ geben, sagte Al-Wazir. Ob er in diesen Dreikampf einsteigen wird, gilt zwar als wahrscheinlich. Aber sicher, das wissen Politiker wohl am ehesten, ist nichts. Denn die hessischen Grünen nehmen sich ein Beispiel an der Bundespartei. Sie wollen erst vor der Landtagswahl ein Spitzenduo, dem eine Frau und ein Mann angehören, küren.
Unser Korrespondent in Wiesbaden, Ewald Hetrodt, hat das Thema kommentiert und die Chancen für Al-Wazir analysiert. Ein Faktor, der das Wahlverhalten erheblich beeinflusst, ist nach Einschätzung unseres Autors „die durch das Geschehen auf der nationalen Ebene bestimmte politische Großwetterlage“. Gegenwärtig komme den Grünen die Beliebtheit ihrer Bundesminister Annalena Baerbock und Robert Habeck zugute. „Aber niemand weiß, wie die Stimmung im Herbst 2023 aussehen wird.“
Sparsam fahren: Am Wochenende haben wir das Neun-Euro-Ticket ausprobiert. Bilanz: durchwachsen. Der Plan, das Auto zu verkaufen, ist wieder ein kleines Stückchen in den Hintergrund geraten. Verspätungen, Zugausfälle, überfüllte Waggons. Sicher, wir wollen nicht meckern. Die Möglichkeit zu haben, für neun Euro quer durch die Republik fahren zu können – das ist grandios. Aber wer nach zwei Jahren pandemiebedingter Abstandslehre Haut an Haut mit wildfremden Menschen durch die Walachei gondelt, der ertappt sich bei dem Gedanken, beim nächsten Mal doch wieder auf das Auto zurückzugreifen. Um das Auftanken noch ein bisschen hinauszuzögern, hat sich unsere Verbraucherredaktion Spritspar-Tricks zeigen lassen. Der wohl effektivste, den der ADAC aus dem Hut zaubert: Das Auto immer dann stehen lassen, wenn sich das Fahren vermeiden lässt. Aber es lässt sich eben nicht immer vermeiden. Wenn der Motor einmal läuft und keine Start-Stop-Automatik vorhanden ist, kann es lohnen, bei Wartezeiten, die länger als 20 Sekunden andauern, den Motor auszuschalten. Wie viel Sprit Klima- und Stereoanlage verschlucken können und wieso die „Offene-Fenster-Kühlung“ im Sommer nicht immer die bessere Methode ist, haben wir für Sie zusammengetragen. Ach ja, und wenn Sie nicht wissen, wie Sie ihren Abend heute verbringen sollen (Tatort wird überbewertet), hier eine Anregung: einfach mal in den Kofferraum schauen und alles, was nicht ins Auto gehört, ausräumen. So ein rollender Zweitkeller kann sich nämlich auch als echter Spritfresser entpuppen.
Bleiben Sie gesund,
Marie Lisa Kehler
Und außerdem spricht sich der hessische Landesverband der Klima Union für den Ausbau der Geothermie aus, um den künftigen Energiebedarf zu decken +++ will der Rodgauer Künstler Friedhelm Meinaß mit einer Kunstaktion ein Zeichen setzen, das demnächst auch in New York zu sehen sein soll +++ ist der Energieversorger in Darmstadt, die Entega AG, am Wochenende Opfer eines Hackerangriffs geworden.
Heute beginnt der Tag trocken und freundlich, am Nachmittag kann es Schauer und Gewitter bei Werten bis maximal 24 Grad geben.
Geburtstag haben am Montag, 13. Juni
Hans-Jürgen Moog (CDU), Stadtältester, ehemaliger Bürgermeister, Träger der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt (90); Georg Heberer, Geschäftsführer der Wiener Feinbäckerei Heberer, Mühlheim (67); Thomas Reichert, Geschäftsführer der Feinkost-Metzgerei Haxen-Reichert, Frankfurt (60); Eva Wunsch-Weber, Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank Rhein/Main (58); Anja Eli-Klein, Geschäftsführerin der Stiftung Bärenherz, Wiesbaden (55); Daniel Tybussek (SPD), Bürgermeister der Stadt Mühlheim (45); Sandro Zehner (CDU), Bürgermeister der Stadt Taunusstein, Fraktionsvorsitzender im Kreistag des Rheinau-Taunus-Kreises (43).
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