Heute in Rhein-Main: Der Krieg und die Schwimmbäder
Guten Abend,
die Oster-Reise-Zeit ist zu Ende, die Sommerferien-Reisewelle steht noch bevor, auch angesichts dessen ist das interessant: Ein junges Unternehmen im Industriepark Höchst pflegt einen pragmatischen und technischen innovativen Umgang mit der Tatsache, dass Flugreisen das Klima schädigen, es entwickelt alternativen Kraftstoff. Unterdessen fürchtet der Dachverband der Schwimmbadbetreiber die unsichere zukünftige Energieversorgung und Peter Feldmann erwarten schwierige Wochen. Der Überblick am Ende des Tages, heute wieder mit einer Empfehlung für das Wochenende.
Jacqueline Vogt
Ressortleiterin der Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Kühleres Wasser: Ziehen Sie gerne im Frühjahr im Atlantik Bahnen, im Sommer in der Nordsee? Wenn ja, kann die Aussicht auf in Zukunft schwächer als bisher beheizte Schwimmbäder Sie wohl nicht schrecken. Vielleicht kommt es dazu ja auch gar nicht, aber denken muss man an alles in diesen Tagen, in denen mit der Unsicherheit über die Zukunft der Energieversorgung Gewohntes in so gut wie allen Lebensbereichen auf dem Prüfstand steht. Zum Beispiel in den Bädern. Das fürchtet jedenfalls der Branchenverband Deutsche Gesellschaft für das Badewesen. Er skizziert in einem Positionspapier ein Versorgungsszenario, in dem der Energieverbrauch so stark reguliert werden könnte, dass zugunsten der Industrie nicht systemrelevante Akteure das Nachsehen haben , unter ihnen auch die Schwimmbad-Betreiber. „Es muss davon ausgegangen werden, dass entweder Energie fast überhaupt nicht zur Verfügung steht oder im Verlauf dieses Jahres massiv eingespart werden muss, damit im kommenden Winter die Energievorräte so ausreichend sind, dass zumindest für die kritische Infrastruktur und wichtige Wirtschaftsunternehmen genug Energie zur Verfügung steht“, schreibt der Zusammenschluss, der rund 1500 Akteure vertritt. Die Bäder sollten deshalb schon jetzt Energie sparen, um in einer Notsituation auf diese Einsparungen verweisen zu können. Bis zu 25 Prozent Einsparpotential sei möglich, wenn etwa Wasser- und Lufttemperatur in Hallenbädern um zwei Grad abgesenkt würden.
Was sagen die Bäderbetreiber in Frankfurt und der Region dazu? Das Thema Energieeinsparungen nehmen sie durchaus ernst, schon aus Kostengründen. Einige Kommunen wie etwa Kronberg verschieben zum Beispiel die Eröffnung der Sommersaison. In dem Taunusort soll sie dieses Jahr am 14. Mai beginnen, ein paar Wochen später als sonst, womit schon ein Drittel des üblicherweise verbrauchten Gases eingespart werden könne, wie es heißt. Was andere Kommunen tun: Daniel Meuren berichtet und kommentiert. Auf keinen Fall, schreibt er, dürfe das Schwimm-Angebot drastisch eingeschränkt werden; zu wichtig sei dessen Aufrechterhaltung für die Volksgesundheit.
Sauberer fliegen: Der größte Energieverbraucher und CO2-Erzeuger ist der Luftverkehr. Das Start-up Ineratec im Industriepark Höchst will eine Alternative zu Kerosin aus fossilen Rohstoffen produzieren. Ist das die Rettung für den Flugverkehr, technisch, finanziell, auch moralisch? Langfristig wäre die einzige andere Möglichkeit, gar nicht mehr zu fliegen, meint das Unternehmen. Sie wollten Gutes tun, sagen seine Gründer. Daran arbeiten sie: Nicht die Antriebsarten werden geändert, das Antriebsmaterial wird es. Ineratec setzt auf synthetische Kraftstoffe, die Schritt für Schritt dem fossilen Kerosin beigemischt werden können. Als Zutaten werden Kohlendioxid, Wasserstoff und viel Strom benötigt. Wasserstoff wird im Industriepark bereits per Elektrolyse hergestellt, und Kohlendioxid fällt beim Industrieparkbetreiber Infraserv in großen Mengen an der parkeigenen Biogasanlage an, eine der größten ihrer Art in Deutschland. Dort entweicht das Treibhausgas bisher in die Atmosphäre. Ineratec will die eigene Anlage direkt neben der Biogasanlage von Infraserv errichten, um das Gas aufzufangen. Bis zu 10.000 Tonnen Kohlendioxid sollen in bis zu 4,6 Millionen Liter E-Fuel verwandelt werden. Da dieses dann bei der Verbrennung im Flugzeug-Triebwerk nur das Kohlendioxid freisetzt, das vorher ohnehin an der Biogasanlage angefallen ist, gilt es als klimaneutral. Falk Heunemann berichtet.
Ist der Sommer in Gefahr? Zumindest könnte die Abkühlung in diesem Jahr noch ein wenig kälter werden. Bild: Niklas Grapatin
Vor einer Anklage: Eine Schuld sehe er bei sich nicht, einem möglichen Verfahren sehe er deshalb gelassen entgegen, denn an dessen Ende werde seine Unschuld dokumentiert sein. Mit dieser Argumentationslinie bewegt sich der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann durch die Nebel der AWO-Affäre und der Vorwürfe der Vorteilsannahme, die gegen ihn im Raum stehen. Wie lange kann sich der Sozialdemokrat noch im Amt halten? Politisch wird viel davon abhängen, ob das Landgericht Frankfurt die unlängst von der Staatsanwaltschaft erhobene Anklage gegen Feldmann zulässt. Am Montag standen Polizei und Staatsanwaltschaft mit einem Durchsuchungsbeschluss im Büro des Frankfurter Oberbürgermeisters. Warum, wenn doch die Anklage da längst formuliert war? Juristen mit Schwerpunkt Straf- und Prozessrecht wissen es wahrscheinlich, andere interessiert es vielleicht: Vor dem Verfahren steht das sogenannte Zwischenverfahren. Worum es dabei geht und was Peter Feldmann in den nächsten Wochen erwartet, zum Beispiel die Feststellung, dass sich auch Amtsträger strafbar machen können, die für Amtsgeschäfte nicht konkret zuständig sind und die Ableitung, was das für die in Frage stehende Causa bedeutet: Das erklären in der Rhein-Main-Zeitung Anna-Sophia Lang und Helmut Schwan.
Und außerdem entfällt in Hessen von Montag an die Corona-Testpflicht an Schulen ; für die freiwillige Testung zuhause werden nach Ankündigung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unentgeltlich Testsets in den Schulen bereitgestellt+++ haben Sascha Feuchert, Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen und Krystyna Radziszewska von der Universität Lodz für ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Holocaust-Studien den mit 200.000 Euro dotierten Copernicus-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Stiftung für die polnische Wissenschaft erhalten +++ hat das Unternehmen Henkell Freixenet 2021 mit Schaumweinen nach eigenen Angaben den Rekordumsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielt, elf Prozent mehr als im Vorjahresvergleich und mehr als in Vor-Pandemie-Zeiten.
Der Tipp zum Wochenende
28. April 2022
Die Rheingauer Schlemmerwochen haben begonnen, und das bietet die Möglichkeit, vor allem jene Winzer zu besuchen, die außerhalb dieser Zeit keine Straußwirtschaft oder Gutsschänke öffnen. Eine Neugründung ist das Weingut Kisselbach, das Winzer Burkhardt Kirchner gemeinsam mit einem Partner eröffnet hat. Kirchner ist den Insidern als Mitarbeiter des nahen – und ebenfalls zur Schlemmerwoche geöffneten – Weinguts Jakob Jung bestens bekannt. Nun steht sein Premieren-Jahrgang auf dem Tisch.
Weingut Kisselbach, Eberbacher Straße 59, Eltville-Erbach, Telefon 0 61 23 / 9 99 60 60, Internet www.weingut-kisselbach.de
Wechselnd bewölkt, Höchsttemperaturen um 20 Grad. Abends ziehen Wolken auf, nachts regnet es bei Werten um 8 Grad.
Verkehr
Frankfurt: U7 fährt am Samstag nicht bis zur Heerstraße
Wegen Reparaturarbeiten an einem Fahrleitungsmasten ist die U-Bahn-Linie U7 am Samstag, 30. April, von circa 9 bis circa 15 Uhr nicht auf ihrer ganzen Strecke unterwegs. Sie verkehrt nur zwischen Enkheim und Industriehof. Zwischen Heerstraße und Industriehof ist ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen im Einsatz. Ein Fahrscheinverkauf findet in den SEV-Bussen nicht statt. Die Fahrgäste werden gebeten, Fahrscheine an den Umsteigestationen zu erwerben.
Geburtstag haben am Freitag, 29. April
Bernd Heidenreich (CDU), ehrenamtlicher Stadtrat in Frankfurt, langjähriger Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Wiesbaden, Träger der Goethe-Plakette des Landes Hessen (67); Michael Paris, Vorsitzender des Vereins Abenteuerspielplatz Riederwald, früherer ehrenamtlicher Stadtrat in Frankfurt (67); Lutz Weiler, Deutschland-Chef der norwegischen Investmentbank Pareto Securities, Frankfurt (64); Thomas Gauly, Gründer und Geschäftsführer der Beratungsagentur Gauly Advisors, Frankfurt (62); Bernhard Mundschenk, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden (62); Volker Breid, Geschäftsführer der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH (60); Jochen Partsch (Die Grünen), Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt (60); Martin Bosch, Geschäftsführer des Wiesbadener St. Josefs-Hospitals und des Rüdesheimer St. Josefs-Hospitals Rheingau (45);
Samstag, 30. April
Dieter Michelson, Geschäftsführer des Briefmarken-Auktionshauses Heinrich Köhler, Wiesbaden (62); Elfriede Eckl, Leiterin der Niederlassung Eschborn/Frankfurt des Beratungsunternehmens EY (59); Gundula Gause, Moderatorin beim Zweiten Deutschen Fernsehen, Mainz (57); Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Darmstadt (55); Henning Stricker, Sprecher der Geschäftsführung des TÜV Hessen, Darmstadt (54); Christina Oster-Daum, Gründerin und Geschäftsführerin des Kosmetikunternehmens Cosnova, Sulzbach (53);
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