Heute in Rhein-Main: „Du kannst die Vergangenheit nicht ignorieren“
Guten Abend,
manch einer hat in den vergangen Jahren unter akuten „Buchmessenentzugserscheinungen“ gelitten. Der Austausch und das Stöbern an den Ständen, die Möglichkeit Autoren zu treffen, sich zu vernetzten – all das war digital kaum abzubilden. Nun liegt hinter der Stadt wieder eine Woche im Zeichen der Literatur. Und irgendwie scheinen alle ein bisschen erschöpft – aber glücklich – nach so vielen Eindrücken. Die Besucherzahlen sind erfreulich: Insgesamt wurden 180.000 Besucher gezählt. Das sind deutlich mehr als im Oktober vorigen Jahres, als lediglich 73.500 kamen. Was sonst noch an diesem Wochenende wichtig war, erfahren Sie kurz und kompakt hier.
Marie Lisa Kehler
Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Ausgezeichnet: Die Fernsehzuschauer haben in Nahaufnahme gesehen, was die Menschen in der Paulskirche womöglich nur geahnt haben. Bei der Verleihung des Friedenspreis an den aus der Ukraine stammenden Serhij Zhadan wurde viel geweint. Aus Verzweiflung, Wut, Mitgefühl, Trauer. Auch der Preisträger musste mehrfach mit den Tränen kämpfen. Der in Charkiw lebende Autor, Dichter und Schriftsteller zählt zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Er ist nicht nur für sein kreatives Werk, sondern auch für seinen humanitären Einsatz ausgezeichnet worden. In der Paulskirche fand der Autor selbst bewegende Worte: „Der Krieg verändert unser Gedächtnis und füllt es mit äußerst schmerzhaften Erlebnissen, äußerst tiefen Traumata und äußert bitteren Gesprächen. Du kannst diese Erinnerung nicht tilgen, du kannst die Vergangenheit nicht ignorieren. Von nun an ist sie Teil deiner selbst.“ Unser Autor Florian Balke hat die Verleihung des Friedenspreises für sie zusammengefasst.
Hinterfragt:In zwei Wochen sind die Frankfurter aufgerufen, sich für oder gegen die Abwahl von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der wegen des Vorwurfs der Vorteilsnahme im Amt angeklagt ist, auszusprechen. Wenn man in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, könnte man leicht den Eindruck gewinnen, halb Frankfurt habe sich ohnehin schon entschieden. Denn es werden täglich mehr Fotos hochgeladen, die die Wähler beim Einwerfen der Briefwahlunterlagen zeigen. Wer sein Kreuz noch nicht gemacht hat und noch ein bisschen Zeit und Informationen benötigt, um die Argumente abzuwägen, dem könnte eine Analyse von unserem Redakteur Günther Murr helfen. Murr hat sich, ebenso wie andere Kollegen, ein konkretes Wahlversprechen Feldmanns herausgesucht und überprüft, wie viel von dem, was der OB einst im Wahlkampf vollmundig verkündete, tatsächlich umgesetzt wurde. Sagen wir mal so: Von dem Wahlversprechen „bauen, bauen, bauen“ ist wenig übrig geblieben. Erreicht hat Feldmann auf dem Gebiet „Wohnen“ trotzdem etwas. So ist es auch sein Verdienst, dass einige Wohnungsgesellschaften die Mieten nur noch um maximal fünf Prozent innerhalb von fünf Jahren erhöhen dürfen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er ursprünglich die Senkung von Mieten bei der ABG mithilfe städtischer Subventionen angekündigt hatte. Das konnte er ebenso wenig halten wie sein Wahlversprechen, sich für die Ausweisung neuen Baulands stark zu machen. Denn dafür hätte Feldmann auch die umliegenden Städte besser mit einbinden müssen. Etwa bei Planungen für ein neues Baugebiet im Nordwesten an der A 5. Ungeschickte Kommunikation und wenig kooperatives Verhalten haben laut Murr sein Wirken auf diesem Themenfeld geprägt. Unser Autor bilanziert: „Vom ‚arbeitenden Oberbürgermeister`, der er immer sein wollte, war wenig zu sehen, wenn es darum ging, Lösungen für komplizierte Sachverhalte zu entwickeln.“
Vertagt: Ist sie es nun oder ist sie es nicht? Die Stadt Hanau muss um den Titel „Großstadt“ bangen . Erst im Juni hatte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) verkündet, dass nach der Statistik der Stadtverwaltung etwa 102.220 Menschen in Hanau leben und die 100.000-Einwohner-Marke somit überschritten worden sei. Die Stadtverwaltung registriert täglich Geburten und Todesfälle, Zuzug und Wegzug und berücksichtige diese Veränderungen in ihrer Datenbank beim Kommunalen Gebietsrechenzentrum. Das Landesamt dagegen verwendet den jüngsten Zensus (zuletzt aus dem Jahr 2011) als Basis und aktualisiert seine Daten zweimal im Jahr aufgrund aktueller Berechnungen. Nun hat das Statistische Landesamt die Interpretation der Stadt Hanau relativiert. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 habe die Zahl laut Landesamt noch 98 .502 Personen betragen. Es müsse aber aktuell der noch laufende Zensus 2022 abgewartet und die Einwohnerzahl rückwirkend zum Zensusstichtag 15.5.22 neu berechnet werden. Mit einem Ergebnis sei wohl erst in einem Jahr zu rechnen.Wir halten Sie auf dem Laufenden, welcher Wert wohl näher an die tatsächliche Einwohnerzahl herankommt und welche Folgen es für Hanau haben könnte, doch wieder nur als Stadt mittlerer Größe zu zählen.
Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2022: Der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan. Bild: dpa
Wolfgang Steubing, Mäzen, Gründer der Wertpapierhandelsbank Steubing AG, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Eintracht Frankfurt Fußball AG (73); Benjamin Scheffler, Geschäftsführer der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (62); Anja Czioska, Kulturmanagerin, Filmkünstlerin und Kuratorin, Frankfurt (57).
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