Heute in Rhein-Main: Leerstehendes Schloss bald Flüchtlingsunterkunft?
Guten Abend,
Uhrenvergleich. Wie spät ist es bei Ihnen? Irgendwie ist diese ganze Sache mit der Zeitverschiebung ja witzlos geworden, seit Smartphones sich automatisch umstellen. Selbst wer es versucht hat, schafft es nicht, die Zeitumstellung zu verschlafen. Aber egal wie spät es bei Ihnen ist, es ist Zeit, die Hauptwache zu lesen.
Marie Lisa Kehler
Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Heute geht es um ein leerstehendes Schloss bei Mainz mit immerhin mehr als 140 Zimmern, das nach einem Vorschlag der Jungen Union als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine dienen könnte. Außerdem haben wir bei der Frankfurter Bahnhofsmission vorbeigeschaut, die die ankommenden Flüchtlinge in Empfang nimmt. Bis zu 2000 sind es am Tag. Redakteurin Anna-Sophia Lang hat ein Interview mit Torsten Kunze, Hessens neuem Generalstaatsanwalt, geführt. Darin spricht er über den Korruptionsskandal in seiner Behörde, die Kritik an der Anklage gegen den „NSU 2.0“, neue Formen des Extremismus und Forderungen an die Politik.
Wie aus der Zeit gefallen: Das prachtvolle Anwesen könnte übergangsweise zum Zuhause für Kriegsflüchtlinge werden. Bild: Markus Schug
Schloss als Flüchtlingsunterkunft: An vielen Orten entstehen gerade Unterkünfte für Ukraine-Flüchtlinge. Turnhallen werden wieder umfunktioniert, Hotels angemietet. Oft sind die Lösungen, die gefunden werden, akzeptabel. Von ideal zu sprechen, wäre aber vermessen. Es schläft sich nun einmal nicht gut auf Feldbetten. Es lebt sich nicht leicht in provisorischen Zimmern, deren Wände dünne Stellelemente sind. Das muss besser gehen, hat sich die Junge Union Mainz gedacht und hat auch schon einen Vorschlag. Das Schloss Waldhausen, ehemalige Akademie des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz, steht leer. Mehr als 140 Zimmer. Dazu eine große Außenanlage, eine Küche, sowie Tagungsräume. Nichts davon wird derzeit genutzt. Ideal eigentlich, um darin Flüchtlinge unterzubringen. Könnte man meinen. Ganz so einfach wird es aber nicht. Denn derzeit wird für das Anwesen ein Käufer gesucht. Aber der Nutzungsvorschlag ist nun öffentlich geworden – und bringt sicher eine neue Dynamik in die Suche nach möglichen Unterkünften. Unser Autor Markus Schug wird weiter berichten.
2000 am Tag:Noch immer reißt der Strom der Flüchtlinge , die in Deutschland Schutz suchen, nicht ab. Bis zu 2000 Menschen aus der Ukraine kommen täglich am Frankfurter Hauptbahnhof an. Die dortige Bahnhofsmission hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu begrüßen und ihnen beim Planen weiterer Schritte zu helfen. Aber die Herausforderungen, vor denen die Mitarbeiter, darunter viele Ehrenamtliche, stehen, werden immer größer. Viele hatten gehofft, gar nicht fliehen zu müssen – etwa, weil sie krank und körperlich kaum in der Lage sind, die Strapazen auf sich zu nehmen. Carsten Baumann, Leiter der Bahnhofsmission, erzählt, dass mehr und mehr Menschen dringend eine sofortige Anschlussbehandlung benötigen – etwa für Krebspatienten. Die Menschen unterbrechen laufende Chemo-Zyklen, um fliehen zu können. Sie sofort in ärztliche Weiterbehandlung zu bringen, gelingt noch nicht reibungslos, wie Baumann sagt. Jeden Tag melden sich Menschen mit Problemen, für die es noch keine Lösungen und erst recht keine standardisierten Abläufe existieren. Er gibt einen Einblick in den Alltag in der Bahnhofsmission, den er und seine Mitarbeiter seit Kriegsbeginn zu stemmen versuchen.
Ein spezieller Fall:Torsten Kunze ist seit Dezember 2021 hessischer Generalstaatsanwalt. Gekommen ist er in einer hochspannenden Zeit – denn die hessische Justiz ist in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten. Verfahren, die zu lange dauern, dann noch der Korruptionsskandal um einen Oberstaatsanwalt, der korrupt gewesen sein soll. Anna-Sophia Lang hat sich mit ihm getroffen und mit ihm über all das gesprochen, was die Justiz in Hessen gerade umtreibt. Etwa die Frage, was der Korruptionsskandal für den Ruf der Generalstaatsanwaltschaft und der hessischen Justiz insgesamt bedeutet. Kunze antwortet darauf: „Alle waren fassungslos und sind es bis heute. Man kann sagen, dass dieser Fall in der Nachkriegsgeschichte einmalig ist. Deshalb hat er natürlich die entsprechende Aufmerksamkeit. Ich kann nicht verhehlen, dass die Sache für den Ruf der Justiz nicht förderlich ist.“ Er fordert in dem Interview: „Man darf aber keine Rückschlüsse auf die vielen anderen Bediensteten in der hessischen Justiz ziehen. Es wäre keinesfalls gerechtfertigt, dass der Ruf der Justiz insgesamt Schaden leidet. Der Fall ist sehr speziell. Durch seine Aufarbeitung müssen wir dazu beitragen, Schwachstellen aufzudecken und zu fragen, was wir verbessern können, damit so etwas in Zukunft ausgeschlossen werden kann.“ Eine Veränderung, die durch den Skandal schon angeschoben worden sei, sei eine Ausweitung des Vier-Augen-Prinzips. „Natürlich wird jemand, der eine extrem hohe kriminelle Energie hat, immer versuchen, solche Schutzmechanismen zu umgehen. Aber ich bin überzeugt, dass das Vertrauen, das man in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben muss, gerechtfertigt ist.“
Und außerdem wird weiter um den möglichen Bau einer Mehrzweckhalle neben dem Waldstadion in Frankfurt diskutiert. Umwelt- und Klimadezernentin Rosemarie Heilig (Die Grünen) fordert ein gutes Parkkonzept, das die Zu- und Abfahrt der immerhin 15.000 Besucher regeln könnte +++ hat sich die Wirtschaftsredaktion der Frage gewidmet: Wer profitiert eigentlich von Nahrungsergänzungsmitteln?+++ Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ in Christoph Mehlers Inszenierung am Staatstheater Darmstadt beeindruckt. Zumindest visuell. Eine zentrale Idee aber fehlt.
Der Tag beginnt meist freundlich. Nachmittags ziehen einige Wolken durch. Höchstwerte um 22 Grad. Nachts mehr Wolken bei 5 Grad
Geburtstag haben am Montag
Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, Darmstadt (65); Stefan Offermanns, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim (58); Michael Kolmer (Die Grünen), Dezernent der Stadt Darmstadt (52).
Sie kennen jemanden, der diesen Newsletter unbedingt lesen sollte?
Das freut uns. Teilen Sie diesen Newsletter gerne mit Ihrem Netzwerk.
Ihnen wurde dieser Newsletter weitergeleitet?
Es freut uns, wenn Sie mit der Empfehlung zufrieden sind. Lesen Sie den Newsletter doch ab sofort regelmäßig.
Der Rhein-Main-Teil der F.A.S. wächst: Mit zusätzlichen Hinweisen zu Veranstaltungen aus Kunst und Kultur sowie Freizeittipps in ganz Hessen möchten wir Ihnen Impulse für ein abwechslungsreiches Programm Ihrer nächsten Woche liefern. Entdecken Sie vier neue Seiten im Rhein-Main-Teil der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Veranstaltungstipps in Ihrer Region. Jetzt testen!
Vieles wissen, mehr verstehen, erfolgreich entscheiden – mit F+ Business erhalten Sie unbeschränkten Zugriff auf FAZ.NET. Sichern Sie sich und Ihren Mitarbeitern die Gewissheit, stets erstklassig informiert zu sein. Mit 60% Ersparnis ab 9,95 € wöchentlich erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff ab 5 Nutzerkonten auf über 800 kostenpflichtige Artikel im Monat.
Entdecken Sie unsere exklusiven Editionen für Ihr Zuhause! Kleine Manufakturen und erfolgreiche, namhafte Unternehmen fertigen besondere Produkte, die Sie nur im F.A.Z. Selection Shop erhalten. Hierbei achten wir auf besonderes Design und hervorragende Qualität.
Exklusiv für Abonnenten: die F.A.Z.-Vorteilswelt mit monatlich wechselnden, interessanten Veranstaltungen, attraktiven Gewinnchancen und zahlreichen Vorteilen aus den Bereichen Reisen, Kultur, Technik, Luxus, Freizeit und Kulinarik.
Folgen Sie uns für aktuelle Tweets aus unseren Ressorts und Blogs, für Eilmeldungen und für spannende Updates unserer Redakteure auf www.faz.net/twitter
Der F.A.Z. Podcast für Deutschland widmet sich montags bis freitags um 17 Uhr umfassend einem Schwerpunktthema aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport oder Wissen. Zusätzlich bietet er einen aktuellen Überblick über die weiteren relevanten Tagesthemen. Freuen Sie sich auf tiefgehende Auseinandersetzungen, kontroverse Diskussionen und neue Denkanstöße aus der F.A.Z.-Redaktion. Abonnieren Sie unser Audio-Angebot jetzt kostenfrei, um keine Folge zu verpassen.