Heute in Rhein-Main: Mit Dauer-Kauern gegen Maikäfer-Plage
Guten Abend,
willkommen zurück, liebe Leser. Wir haben für Sie drei Themen herausgesucht, die uns in der Redaktion besonders beschäftigt haben. Eines wegen des „Oh-niedlich-Faktors“ und zwei weitere, bei denen dieser definitiv nicht greift. In Griesheim soll eine Esel-Herde („Oh, niedlich“) helfen, die Maikäferplage abzuwenden. In Wiesbaden wird derweil viel Energie aufgebracht, um einen Verantwortlichen für den jüngsten Lebensmittelskandal zu benennen. Außerdem wurde ein Referent der Linken von seiner Tätigkeit freigestellt. Dem Mann wird sexuelle Belästigung vorgeworfen.
Marie Lisa Kehler
Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Mit Eseln gegen Maikäfer-Plage: Wer zur Kategorie der Dauergrübler gehört, der kennt das permanente Gedankenkreisen. Oft geht es dabei um Themen, die einen akut beschäftigen. Aber viel öfter auch um solche, die einen eventuell mal beschäftigen könnten. Schließlich will man ja nicht unvorbereitet in Diskussionen stolpern, von denen man ohnehin ahnt, dass sie irgendwann einmal geführt werden (oder zumindest geführt werden sollten). Dabei kann es auch mal um Quatschszenarien gehen. Etwa um die Frage, ob die Anschaffung eines Esels (oder besser: einer ganzen Herde) im heimischen Kleingarten eine gute Idee sein könnte.
Die Hoffnungsträger gegen die Maikäferplage: Esel in Griesheim Bild: Maximilian von Lachner
Um es kurz zu machen: Ja, ist sie. Argumentationshilfe für diese potentielle Debatte gibt es aus Griesheim. Dort werden Esel zur Bekämpfung einer drohenden Maikäferplage eingesetzt. Die Esel fressen das Gras auf dem Waldboden und machen diesen damit für Engerlinge unattraktiv. Denn 2022 droht ein Maikäferjahr zu werden. Nach drei Jahren im Boden fliegen die Maikäfer im vierten Jahr aus, um Nachwuchs zu zeugen. Dieser knabbert in den ersten Monaten die zarten Graswurzeln an, um sich dann an die Baumwurzeln zu machen. Viele der ohnehin schon angegriffenen Bäume überleben das nicht. Deshalb gelten Maikäferlarven als Schädlinge. Statt mit der Giftkeule werden nun also sieben nimmersatte Esel eingesetzt. 22 Stunden am Tag verbringen sie etwa mit Essen.
Lebensmittelskandal verdirbt den Appetit: Vor drei Jahren dürfte die Zahl derer, die sich spontan entschieden haben, auf Wurst und Fleisch zu verzichten, gestiegen sein. Damals waren Fotos von verunreinigter Wurst der Firma Wilke aufgetaucht. 37 Krankheits- und drei Todesfälle wurden mit der keimbelasteten Wurst in Verbindung gebracht. Drei Jahre später – ein anderer Betrieb, ähnliche Auswirkungen: wieder sind Menschen an Listerien erkrankt. Diesmal hilft es nicht, Vegetarier zu sein. Denn es geht es um verunreinigtes Gemüse, das aus einem Betrieb in Groß-Geraus stammt. Und wieder drängt sich diese eine Frage auf, die damals schon im Raum stand: Wie zuverlässig werden Lebensmittelbetriebe überprüft? Denn es stellt sich heraus, dass der betroffene Obst- und Gemüsetrieb seit zwei Jahren nicht mehr kontrolliert wurde. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fordert jetzt eine grundlegende Reform der Lebensmittelüberwachung. Die schon vor drei Jahren in die Kritik geratene Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Die Grünen) hat sich am Dienstag nicht persönlich den Fragen der Journalisten gestellt. In einer Stellungnahme hatte ihr Ministerium am Wochenende künftige und bereits verwirklichte Verbesserungen bei der Lebensmittelüberwachung aufgelistet. Darin heißt es unter anderem: „Seit dem 5. März 2020 werden die zugelassenen Betriebe regelmäßig, risikobasiert und wiederkehrend durch die Regierungspräsiden überprüft.“ Dass das nicht immer der Fall ist, wird durch den neuen Lebensmittelskandal deutlich. Welche Gründe für das Aussetzen der Kontrolltermine genannt werden und wieso die extra vor drei Jahren gegründete Task Force Lebensmittelsicherheit nicht informiert wurde, hat Autor Robert Maus zusammengetragen.
Referent der Linken freigestellt: Jetzt also doch. Mehrere Tage, nachdem Vorwürfe des Machtmissbrauchs, der sexuellen Belästigung und sexueller Übergriffe bekannt geworden waren, hat der Fraktionsvorstand der hessischen Linken auf die Vorwürfe im Skandal innerhalb der Landespartei und im Wiesbadener Kreisverband reagiert und einen Referenten der Landtagsfraktion vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden. Dass der Wiesbadener Kommunalpolitiker bis zum Montag weder beurlaubt noch freigestellt worden war, sorgte innerhalb der Linken für Unverständnis. Währenddessen hat die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass sämtliche Verfahren in dieser Angelegenheit eingestellt worden seien. Es bestehe kein hinreichender Tatverdacht. Aufzuklären gibt es aber wohl trotzdem noch einiges. Der Bundesvorstand der Partei will am Mittwochabend zu einer Krisensitzung zusammenkommen, um über die weiteren Schritte im Umgang mit den Verdachtsfällen zu beraten.
Meist ist es sonnig. Bei schwachem Nordwestwind steigen die Temperaturen bis auf 17 Grad. Nachts wolkenlos bei 6 Grad.
Geburtstag haben am
Mittwoch, 20. April
Rainer Burelbach (CDU), Bürgermeister der Stadt Heppenheim (57); Jürgen Lenders (FDP), Mitglied des Deutschen Bundestags, von 2015 bis November 2021 Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion, Wiesbaden (56); Jens Weidmann, von 2011 bis Dezember 2021 Präsident der Deutschen Bundesbank, Frankfurt (54); Marietta Slomka, Moderatorin beim Zweiten Deutschen Fernsehen, Mainz (53).
Anzeige
Sie kennen jemanden, der diesen Newsletter unbedingt lesen sollte?
Das freut uns. Teilen Sie diesen Newsletter gerne mit Ihrem Netzwerk.
Ihnen wurde dieser Newsletter weitergeleitet?
Es freut uns, wenn Sie mit der Empfehlung zufrieden sind. Lesen Sie den Newsletter doch ab sofort regelmäßig.
Nach einem Actionthriller, einer Romanze mit Drama und einem Horrorfilm schauen wir uns dieses Mal einen Science-Fiction Film an. Am 26. April veranstaltet die F.A.Z. ihren nächsten Filmabend. Alle paar Wochen möchten wir gemeinsam mit Ihnen einen Film anschauen und anschließend darüber diskutieren: Ist er ein Meisterwerk oder gründlich misslungen? Was hat er uns heute noch zu sagen? Und, keine ganz unwichtige Frage: Hat er Sie gut unterhalten?
Endlich Wochenende! Zeit für die Familie! Doch was tun? Für die Ausflugsprofis ist die Antwort eindeutig: Bewegung – am besten ab in die Natur! Die Autoren, seit Jahren regelmäßig selbst mit Kindern unterwegs, stellen ihre Favoriten vor. Reich bebildert und kindgerecht illustriert – ein Spaß für die ganze Familie. [ Broschur · 208 Seiten · ISBN 978-3-95542-417-6 · 18,00 Euro]
Virtuelle Veranstaltung am 12. Mai 2022 um 19.30 Uhr. Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Goethe-Universität Frankfurt, im Gespräch mit F.A.Z.-Redakteur Sascha Zoske. Interaktives Format. Stellen Sie vorab bei Anmeldung oder im Chat während der Veranstaltung Ihre Fragen an unsere Referenten. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.
Mit F.A.Z. Frühdenker erhalten Sie jeden Morgen ab 6 Uhr einen effizienten Überblick über die bedeutenden Ereignisse und Entwicklungen – als Newsletter im E-Mail-Postfach oder jetzt neu als Audioformat: Hören Sie mit F.A.Z. Frühdenker von montags bis freitags in rund 10 Minuten die wichtigen Nachrichtenthemen des Tages und der vergangenen Nacht einfach und bequem als Podcast. Jetzt kostenfrei testen!
Vieles wissen, mehr verstehen, erfolgreich entscheiden – mit F+ Business erhalten Sie unbeschränkten Zugriff auf FAZ.NET. Sichern Sie sich und Ihren Mitarbeitern die Gewissheit, stets erstklassig informiert zu sein. Mit 60% Ersparnis ab 9,95 € wöchentlich erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff ab 5 Nutzerkonten auf über 800 kostenpflichtige Artikel im Monat.
Entdecken Sie unsere exklusiven Editionen für Ihr Zuhause! Kleine Manufakturen und erfolgreiche, namhafte Unternehmen fertigen besondere Produkte, die Sie nur im F.A.Z. Selection Shop erhalten. Hierbei achten wir auf besonderes Design und hervorragende Qualität.