Hochwasser am Rhein | Rosenmontag ist kein Feiertag | Impfprivilegien?
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

05. Februar 2021

Liebe Frau Do,

wir starten heute ohne Corona – denn damit hat das Hochwasser am Rhein nun wirklich nichts zu tun. Aber mit dem Klimawandel, denn die sogenannten Extremwetterlagen im Winter nehmen zu. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass uns das in Zukunft öfter heimsucht. Deshalb ist Hochwasserschutz elementare Krisenvorsorge“, warnt NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, wie Maximilian Plück berichtet. Das Wetter beschäftigt uns auch in den kommenden Tagen. Am Wochenende werden im Norden Deutschlands bis zu 50 Zentimeter Neuschnee erwartet, und auch bei uns im Westen wird es ungemütlich. Zwei Tiefs, die von den britischen Inseln und der iberischen Halbinsel heranziehen, kollidieren mit einem Hoch. Jörg Isringhaus versorgt Sie mit dem Ausblick.

In naher Zukunft liegt auch der Rosenmontag. Dann werden wir wissen, wie es mit dem Lockdown weitergeht, die geltenden Maßnahmen sind ja vorerst bis zum 15. Februar beschlossen worden. Aber Straßenumzüge wird es nicht geben, und die wenigen übriggebliebenen Karnevalsveranstaltungen finden virtuell oder in Autokinos statt. Für die meisten Menschen wird es also ein Arbeitstag wie jeder andere auch. „Feiertage sind zum Feiern da. Gibt's nichts zu feiern, fällt der freie Tag flach“, schreibt Horst Thoren, ein großer Freund des rheinischen Brauchtums, in seinem Leitartikel. Damit sollten sich auch die Lehrer abfinden, die für einen freien Rosenmontag kämpfen.

Weil eben nicht nur der Karneval flachfällt, sondern der Lockdown viele Menschen existenziell trifft, hat der Koalitionsausschuss in Berlin ein weiteres Milliardenpaket beschlossen. Unter dem Titel „Geld allein reicht nicht“ ordnet Kerstin Münstermann die Beschlüsse in ihrem Leitartikel ein. „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, schrieb Heinrich Heine einst. Ob Armin Laschet diesen Vers im Sinn hatte, als er als neuer CDU-Vorsitzender den anderen Teilnehmern der Sitzung einen Band des Düsseldorfer Dichters überreichte, ist nicht überliefert. Aber klar ist, dass uns die Folgen der Pandemie noch lange nach den Impfungen beschäftigen werden.

An der deutschen Impfstrategie ist schon viel kritisiert worden, trotzdem finde ich das klare Wort unseres Kolumnisten Justus Haucap lesenswert: „Zu wenig, zu spät, zu inkompetent“, urteilt der Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor und frühere Vorsitzende der Monopolkommission. Ob Maskenpflichten, Abstandsregeln und besondere Hygienegebote auch für die bereits Geimpften weiter gelten sollen, ist ebenfalls Gegenstand politischer Debatten. „Das kann man allen zumuten, solange man es braucht. Ausnahmen zu machen, könnte für Unruhe sorgen, auch weil diese Maßnahmen in der Öffentlichkeit so sichtbar sind“, sagt Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, in einem Interview, das Jana Wolf geführt hat.

Die Ethik politischen Handelns ist auch für Frank-Walter Steinmeier ein zentrales Thema. Morgen veröffentlichen wir ein großes Interview mit dem Bundespräsidenten, das Kerstin Münstermann und ich mit ihm an seinem Amtssitz im Schloss Bellevue geführt haben. Wir sind uns immer wieder begegnet, zum Beispiel als er meine frühere Redaktion in Bremen besucht hat, aber vor allem vor 15 bis 20 Jahren, als er Kanzleramtschef in Berlin war. Seine nachdenkliche, unaufgeregte, bescheidene Art schätze ich. Und er ist in Detmold geboren, wo ich aufgewachsen bin. Kurzum, ich freue mich über die Chance und Ehre, dass wir mit ihm ausführlich über die Lehren aus der Pandemie und unser Staatsgefüge sprechen konnten. Wenn Sie einen Vorgeschmack haben wollen, hören Sie am besten in unseren Podcast „Aufwacher“ rein (was ohnehin immer eine gute Idee ist). Starten Sie gut in den Tag!

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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