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PRESSEMITTEILUNG Nr. 121/2021

Notfallseelsorgerin: „Wir müssen mit
Jahren der Begleitung rechnen“
Landespfarrerin van der Heyden über den Umgang mit Flutopfern
Düsseldorf (11. August2021). Die Flutkatastrophe liegt schon vier Wochen zurück. Aber für die Betroffenen beginne jetzt erst der Prozess des Begreifens, sagt Bianca van der Heyden. Im Interview mit ekir.de erläutert die Landespfarrerin für Notfallseelsorge Reaktionen der Menschen in den Flutgebieten und gibt Tipps zum Umgang mit Geschädigten sowie für den Selbstschutz „vor den Eindrücken, die Sie geschildert bekommen“.

Für die Menschen in den betroffenen Regionen, so van der Heyden, „gibt es ein Leben davor und ein Leben danach“. Viele Betroffene seien hilfsbedürftig, auch wenn die Notfallseelsorgerin zurückhaltend mit dem Begriff Trauma umgeht. „Ob jemand wirklich ein Trauma davongetragen hat, kann man erst nach Wochen, manchmal sogar erst nach Monaten feststellen.“ Aber entscheidend sei, den Menschen das Gefühl zu vermitteln: „Ich bin jetzt in Sicherheit und es gibt jemanden, der sich sicher um mich kümmert.“

Alle Reaktionen der Betroffenen sind erst einmal normal
Mit Blick auf das unterschiedliche Verhalten der Flutgeschädigten stellt die Landespfarrerin klar: „Alle Reaktionen sind erst mal normal, auch über einen Zeitraum von Wochen hinweg.“ Das könnten körperliche Reaktionen wie Erkältungs- oder grippeähnliche Symptome sein, aber auch Schlafstörungen oder das Gefühl von Abgeschlagenheit und Mattheit. Auch die emotionalen Reaktionen könnten von einer starken Wut bis zu großer Traurigkeit und Verunsicherung reichen. „Menschen, die so etwas erlebt haben, schauen jetzt anders in den Himmel, wenn es regnet.“

Erfahrung der Selbstwirksamkeit überwindet Ohnmachtsgefühle
Was hilft, um die verlorene Stabilität zurückzuerlangen? Aus Sicht der Notfallseelsorgerin zählen Bewegung und das Beibehalten vertrauter Gewohnheiten dazu – aber auch beispielsweise das Wassertrinken, „weil die Stresshormone aus dem Körper gespült werden“. Enorm wichtig sei für Menschen, die sich ohnmächtig gefühlt haben, zudem die Erfahrung der Selbstwirksamkeit: „Das heißt, dass ich als Betroffener wieder Einfluss auf mein Leben und die Dinge habe, die passieren.“ Deshalb gehe es in der Seelsorge auch darum, die Menschen selbst entscheiden zu lassen.

Die gewohnten Bahnen möglichst beibehalten
Auch Menschen, die als Helfende oder Zuhörende nur mittelbar beteiligt sind, lassen die Erzählungen, Bilder oder Berichterstattung oft nicht mehr los. Ihnen rät die Landespfarrerin, zum Ausgleich „das zu tun, was sie am liebsten tun“: „Ob Schokolade essen, Joggen oder Wein trinken – alles, was erlaubt ist, ist erlaubt.“ Van der Heyden ist sicher: „Nach diesem Ereignis, das unsere Landeskirche und die Menschen so noch nicht erlebt haben, müssen wir mit Jahren der Begleitung rechnen.“ Wenn das Leben so aus der Bahn gerate, „müssen wir jetzt gegensteuern und ganz bewusst sagen: Behaltet bitte die gewohnten Bahnen bei.“
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Stichwort: Notfallseelsorge
Notfallseelsorge ist „Erste Hilfe für die Seele“. Schließlich kümmern sich die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger der Evangelischen Kirche im Rheinland unmittelbar nach Notfällen, Unfällen, Gewalterfahrungen und Katastrophen um Betroffene und Angehörige. Sie begleiten zudem Einsatzkräfte in ihrer Arbeit, vor allem nach einer besonderen Belastungssituation.
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Autorin: Lina Zittrich, lina.zittrich@ekir.de, Telefon 0211 4562-419
Kontakt: Pressesprecher Jens Peter Iven, jens.iven@ekir.de, Telefon 0211 4562-373

 

 

 

 

Absender:
Evangelische Kirche im Rheinland | Das Landeskirchenamt | Dezernat 4.3 Politik und Kommunikation | Arbeitsbereich Kommunikation | verantwortlich: Pressesprecher Jens Peter Iven Hans-Böckler-Straße 7 | 40476 Düsseldorf | Tel: 0211/4562-373 | Fax: 0211/4562-490 | Mobil: 0172/2603373 | www.ekir.de/presse
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