AfD an der Macht

Die AfD regiert mit – das droht in Thüringen. Schon jetzt arbeitet die dortige CDU immer wieder mit der Höcke-Fraktion zusammen. Nach den Landtagswahlen könnte es eine CDU-Minderheitsregierung geben, angewiesen auf die Stimmen der AfD: eine Katastrophe für die Demokratie. Die CDU-Parteispitze muss jetzt handeln und jede Kooperation mit der AfD verhindern.

Hallo John,

die AfD will an die Macht – und setzt dafür auf die CDU. Und während im ganzen Land Millionen gegen Rechtsextremismus protestieren, rückt dieses Ziel in greifbare Nähe. Denn die CDU im Thüringer Landtag paktiert ausgerechnet mit der rechtsextremen Höcke-Fraktion. Sogar vor gemeinsamen Gesetzen mit der AfD schrecken die Konservativen nicht zurück.[1] Parteichef Friedrich Merz lässt das geschehen, trotz Parteibeschluss gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD.[2] 

Nach den Thüringer Landtagswahlen im September wird die Regierungsbildung schwierig – wegen der Stärke der AfD. Die CDU könnte auf eine Minderheitsregierung setzen und sich damit über Jahre von den Stimmen der AfD abhängig machen.[3] Die AfD wäre so mächtig wie nie; Thüringen würde zum Modell für ganz Deutschland. Um das zu verhindern, muss die Bundes-CDU die Normalisierung der extrem rechten Partei stoppen und jetzt klarstellen: Die CDU darf auf keiner politischen Ebene mehr Anträgen der AfD zustimmen oder sich mit ihrer Hilfe parlamentarische Mehrheiten beschaffen!

Angesichts der Enthüllungen um antidemokratische Geheimpläne stellen sich auch viele in der CDU gegen die AfD und fordern eine klare Abgrenzung: 73 Prozent der CDU-Wähler*innen sind gegen jede Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen.[4,5] Ähnlich äußern sich auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Berliner Bürgermeister Kai Wegner.[6,7] 

Das ist unsere Chance: Mit einem Appell stellen wir uns als Zivilgesellschaft hinter ihre Forderung. Wenn sich neben der eigenen Basis und mächtigen Länderchefs noch Hunderttausende gegen die Zusammenarbeit mit der AfD positionieren, kann die CDU-Spitze nicht wegschauen. Sobald 200.000 Menschen unterzeichnet haben, konfrontieren wir die Führung der Christdemokrat*innen mit einer Anzeige in der konservativen FAZ. John, bitte mach auch Du klar, dass eine von der AfD abhängige Regierung keine Option sein darf.

Immer wieder arbeitet die CDU in Parlamenten mit der AfD zusammen: In Thüringen haben sie gemeinsam für knapp 50 Millionen weniger Steuereinnahmen gesorgt und den Bau von Windrädern erschwert, in Kommunen stoppen sie Demokratieprojekte und Deutschkurse für Migrant*innen.[8,9,10,11]Doch jetzt gehen auch viele CDU-Mitglieder gegen die AfD auf die Straße und organisieren selbst Proteste.[4,12] Diese entschiedene Haltung muss sich nun auch in der parlamentarischen Arbeit der CDU zeigen. 

Denn der Umgang der Konservativen mit den Rechtsextremen entscheidet über deren Einfluss. Zum Beispiel in Schweden: Dort sichert die konservative Regierung ihre Macht mit Hilfe der rechtsextremen Schwedendemokraten, obwohl es demokratische Alternativen gegeben hätte. Die Rechtsextremen konnten so fast alle ihre politischen Forderungen durchsetzen und vergiften das gesellschaftliche Klima.[13] Ähnliches droht in Thüringen. Auch in Finnland, Österreich und Italien kamen Rechtsextreme nur in die Regierung, weil die Konservativen es ihnen ermöglichten.[14,15,16] 

In Deutschland hat die CDU seit 2020 einen Beschluss gegen die direkte und indirekte Zusammenarbeit mit der AfD.[2] Doch dieser Beschluss wird immer wieder unterlaufen. Deswegen wenden wir uns mit einem Appell an die CDU-Parteispitze. Sie muss dringend klarstellen: Keine Kooperation mehr mit den Rechtsextremen. Schluss mit der Normalisierung der AfD!

Herzliche Grüße
Dein Campact-Team

PS: Dass sich rechtsextreme Parteien nicht entzaubern, wenn sie mitregieren, zeigt die FPÖ in Österreich: Wegen Korruption musste sie die Regierung verlassen. Doch schon wenige Jahre später sind ihre Umfragewerte sogar so hoch, dass sie nach den nächsten Wahlen den Kanzler stellen könnte.[17] So viel Macht darf die AfD niemals bekommen. Darum muss die CDU jede Zusammenarbeit mit der Höcke-Partei beenden.

[1] „FDP und CDU erschweren mit AfD Windradbau in Thüringens Wäldern“, Spiegel Online, 8. Dezember 2023

[2] „Unsere Haltung zu Linkspartei und AfD“, cdu.de, Februar 2020, eingesehen am 29. Januar 2024

[3] „Forsa-Umfrage: AfD in Thüringen, Sachsen und Brandenburg stärkste Kraft“, RND Online, 1. Januar 2024

[4] „Wenn das Wörtchen rechts nicht wär“, Frankfurter Allgemeine Zeitung Online, 27. Januar 2024 

[5] „Umfrage: Politik steht bei Kampf gegen Rechtsextremismus unter Zugzwang“, campact.de, 26. Januar 2024

[6] „Wüst zu Dammbruch in Thüringen: ‚Mit Höcke darf man gar nichts machen‘“, Tagesspiegel Online, 15. September 2023 

[7] „Kai Wegner fordert klare Kante“, Tagesspiegel Online, 3. August 2023

[8] „Thüringer Opposition setzt Steuersenkung durch“, Spiegel Online, 15. September 2023  

[9] „Keine Windräder im Thüringer Wald: CDU, FDP und AfD erschweren Bau“, Agrar heute Online, 12. Dezember 2023

[10] „CDU stimmt mit AfD und Neonazi-Partei gegen Demokratieprojekt“, Spiegel Online, 2. April 2021 

[11] „Kritik an Bautzener CDU wegen Zustimmung zu AfD-Antrag“, MDR Online, 15. Dezember 2022

[12] „,Ein gigantisches Signal‘: Deutlich mehr Teilnehmer als erwartet bei Demo gegen Rechts in Darmstadt“, Frankfurter Rundschau Online, 24. Januar 2024

[13] „Alles gut?“, Zeit Online, 23. Dezember 2023

[14] „Das nordische Muster“, TAZ Online, 18. Juni 2023 

[15] „Beziehung ja, Liebe nein“, Süddeutsche Zeitung Online, 25. Juli 2023

[16] „Meloni als Regierungschefin vereidigt“, Tagesschau Online, 22. Oktober 2022

[17] „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Nationalratswahl wäre?“, statista.com, Januar 2024, eingesehen am 29. Januar 2024