Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende.
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1. März 2024
Morgen im Stadion
Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende
Philipp Schneider
Sportredakteur
SZ Mail
Guten Tag,
Sie haben bestimmt schon mal die Geschichte von den Potemkinschen Dörfern gehört? Potemkin, ein Gouverneur Neurusslands und Liebhaber der Zarin, soll 1787 vor dem Besuch seiner Herrscherin im neu eroberten Neurussland entlang der Wegstrecke Dörfer aus bemalten Kulissen errichtet haben. So konnte er, als er später mit der geliebten Katharina der Großen in einer Kutsche vorbeigaloppierte, das heruntergekommene Antlitz der Gegend verbergen und Aufbauerfolge vortäuschen. Blühende Landschaften! Leider alles fake.

In Wahrheit hat sich die Geschichte über die sprichwörtlich gewordenen Dörfer so nie zugetragen. Aber meine Kollegen Carsten Scheele, Thomas Hürner und ich mussten in dieser Woche an diese Legende denken. Als wir in Großburgwedel am Hofe von Martin Kind zu Gast waren – und uns der heimliche Herrscher des Zweitligisten Hannover 96 im Anschluss an ein launiges, fast zweistündiges Interview noch über seine Ländereien führte. Präziser: in das modernste Verwaltungsgebäude seiner Hörgerätemanufaktur.

Herrschaftszeiten! Außenrum ein Kubus aus Glas. Auf dem Boden feinste Hölzer, deren frische Noten dem Besucher zwischen die Nüstern stiegen. In der Eingangshalle ein Basketballkorb zum Zocken in der Mittagspause, dahinter ein Atrium für gesellige Stunden. Spielend kreativ werden? Irre, dieses „New Work“-Ding! Bei Kind sieht es aus wie in der Google-Zentrale in Kalifornien, das ist die Botschaft dieser Rundfahrt. Auch ohne Kutsche.

Kurzer Klopfer auf den Basketballständer. „Pling!“ Keine bemalte Kulisse.

Und weiter geht’s, im Sauseschritt dem rüstig rasenden 79-jährigen Unternehmer hinterher. „Hallo, Herr Kind!“ – eine Handvoll junger Angestellter begrüßt ihn so herzlich, dass man sich fragen muss, ob sie denn gar nicht all die schlimmen Geschichten über den bösen Fußballinvestor Kind gelesen haben, der bei Hannover 96 den Mutterverein im Würgegriff hat und in der Deutschen Fußball-Liga die 50+1-Regel mit Füßen tritt? Kind plaudert eine Weile mit den jungen Menschen, die selbstverständlich nicht arbeiten, sondern um einen Kicker stehen.

„Hier, fällt Ihnen was auf?“, fragt Kind. Er steht jetzt vor einem Schreibtisch mit einer nicht näher definierbaren Form. Der Tisch sieht aus wie jenes Schaltpult auf dem Raumschiff Enterprise, mit dem Scotty Leute durch die Galaxis beamt. Verzeihung, nein, was gibt es zu diesem Tisch zu sagen? „Ich hasse Kabel!“, sagt Kind. „Also hat ein befreundeter Designer mir diesen Tisch gebaut.“ Ein Monitor ist zu sehen, eine Tastatur, aber: keine Kabel, nirgends.

„Ich weiß, Sie müssen den Zug nach München bekommen“, sagt Kind nun. „Nur eine Sache noch.“ Er sperrt noch ein Zimmer mit tollen Sachen auf (weltweit einziges vollautomatisches Messgerät zur Bestimmung der Sehschärfe, „hab’ überall gesucht, das gibt’s nur von einem Start-up in Israel“); dann noch ein weiteres Zimmer, in dem ihn die nächste freundliche Mitarbeiterin begrüßt, die garantiert noch nie Tennisbälle auf ein Fußballfeld geworfen hat. Sie präsentiert den drei Journalisten, die längst zum Bahnhof müssten, noch schnell ein Intranet, das die SZ auch gerne hätte („weltweit alle Filialen vernetzt!“).

Wieder draußen, als der Kollege Carsten Scheele auf der Autobahnfahrt zum Hannoveraner Hauptbahnhof so viel Geschwindigkeit aus seinem Familienmobil presst wie möglich, ist etwas Zeit, diese erstaunliche Begegnung zu besprechen. Einigkeit unter Kollegen: Dafür, dass er als Beelzebub der Bundesliga gehandelt wird, ist Martin Kind ein bemerkenswert netter Typ. Messerscharfer Verstand, guter Wortwitz, klare Ansprache. Alles Fassade? Eher nicht.

Im Interview haben wir Martin Kind zu seinem Dauerkonflikt mit den Statuten der DFL befragt – und zum Zoff mit seinem eigenen Verein, der ihn als Geschäftsführer der Profifußballsparte loswerden will (die ihm mehr oder weniger gehört), ihn aber wegen komplizierter Verträge nicht absetzen kann. Der Fall wird bald in dritter Instanz vor dem Bundesgerichtshof verhandelt; Martin Kind fühlt sich rechtlich gut abgesichert. Weswegen auf die Bundesliga womöglich ein Sturm zuzieht, den sie noch nicht einmal pfeifen hört. Das Interview mit Martin Kind, in dem er so konkret wie wohl noch nie über seine Ziele spricht, können Sie hier lesen (SZ Plus):
SZPlus Interview mit Martin Kind
"Die Krise der DFL beginnt jetzt erst so richtig"
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Und sollten Sie sich weiterhin die Frage stellen, warum das eigentlich so schwierig ist mit dem Fußballtrainer Thomas Tuchel und dem FC Bayern: Schon vor fast einem Jahr haben wir mithilfe des zielsicher herbeigegoogelten Beziehungsratgebers „Phasen der Leidenschaft – Emotionale Entwicklungen in Paarbeziehungen“ eine Beziehungsanalyse in fünf Kapiteln erstellt, die auch heute noch vieles erklärt. Spoiler: Wenn’s schon von Beginn an nicht richtig funkt, besser gar nicht erst zusammenziehen! Ich habe Ihnen den Text in unserer Best-of-Rubrik „Das ist Fußball“ verlinkt. Die Bayern spielen übrigens schon am Freitagabend in Freiburg. Beziehungsstatus: Es bleibt kompliziert.

Ich wünsche Ihnen ein unterhaltsames, womöglich sogar Tennisball-freies Fußballwochenende,
Philipp Schneider
Sportredakteur
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Es sah aus wie ein perfektes Match, aber auch nach Wochen haben Thomas Tuchel, sein Team und der Klub noch nicht zueinandergefunden. Eine Beziehungsanalyse in fünf Kapiteln.
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