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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 18.03.2021 | Wolkenverhangene, verregnete 6°C. | ||
+ Pflegedienstleister lädt Bordellchef zur Impfung ein + Grüne fordern Mallorca-Rückkehr-Quarantäne + Grundschule in Kladow macht wegen Corona dicht + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, die Corona-Zahlen heben genauso steil ab wie die Zusatzflüge nach Malle: Fünf Bezirke liegen inzwischen über einer Inzidenz von 100 (Neukölln, Reinickendorf, Tempelhof-Schöneberg, Spandau und Mitte), insgesamt liegt Berlin bei 94,8. Und für alle, die meinen, das liege nur daran, dass mehr Leute getestet werden: Auch die Zahl der belegten Intensivbetten steigt wieder, und mit ihr die Zahl der Menschen, die beatmet werden müssen. | |||
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Geradezu atemlos versuchen andererseits immer mehr Menschen, noch einen Platz an der Sonne zu bekommen – angestachelt von Leuten wie „Daniel von lastminute.de“: „Das Warten hat ein Ende!“, lockt er per Newsletter, „Mallorca ohne Reisewarnung – Buche jetzt Deinen Osterurlaub“. Und weil die 300 Extraflüge, die Eurowings rasch organisiert hatte, schon wieder ausgebucht sind, legt die Lufthansa-Tochter gleich nochmal 50 drauf. Auch Condor, Tuifly und Ryanair schieben ihre Maschinen massenweise aufs Rollfeld. Als Bordlektüre empfehlen wir hier nochmal unseren Text „Über den Wolken hat die Bar noch offen“ (Abo) – sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt. | |||
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Berlins Grüne fordern unterdessen, die Ballermann-Heimkehrer in Quarantäne zu schicken, und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will zumindest eine Testpflicht am Urlausende durchsetzen. Aber bis das beschlossen ist, sind die Ostereier längt gegessen. Mehr zu Söder, der CSU und der CSU gleich – jetzt schauen wir erstmal kurz in den Mailverkehr des Geschäftsführers eines großen Berliner Bordells. | |||
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Die Geschichte beginnt am 22. Januar 2021. An jenem Freitag verschickt die Berliner Gesundheitsverwaltung drei Blanko-Impfeinladungen an ein großes Berliner Pflegeunternehmen – vorgesehen sind die nummerierten Unterlagen für Personen, „die im Rahmen von Pflegediensten regelmäßig ältere oder pflegebedürftige Menschen behandeln, betreuen oder pflegen“. So steht es auf jeder der Einladungen (Kopien liegen dem Checkpoint vor). Am 9. Februar, zweieinhalb Wochen später, leitet die Pflegedienstleiterin die Blanko-Unterlagen per Mail an den Geschäftsführer des Pflegeunternehmens weiter. „Lieber G.“ (Name vom CP abgekürzt), schreibt sie, „wie versprochen die 3 Einladungen zur Impfung“ (Kopien aller zitierten Mails liegen dem Checkpoint vor). Eine halbe Stunde später sendet der Geschäftsführer des Pflegeunternehmens die Einladungen weiter an den Chef des großen Berliner Bordells – und zur Sicherheit gleich an zwei verschiedene Mailadressen. Der Text dazu: „Deinem Bruder, seiner Frau und für dich. Ich erkläre es dir dann morgen um 13 Uhr. Drucke es aus bitte.“ Pflege-Geschäftsführer G. bestreitet, dass die Impftermine, die für seine Pflegekräfte vorgesehen waren, vom Bordellchef, dem Bruder und dessen Frau genutzt wurden. Dazu könne er eine eidesstattliche Versicherung und schriftliche Nachweise vorlegen. Zur Erklärung der Mails im vertrauten Ton bietet er uns bei zwei Telefonaten gleich zwei verschiedene Fortsetzungen der Geschichten an: 1) Es war ein Irrtum. Bei einem Blick in die Mitarbeiterliste habe er gemerkt, dass die drei ja gar keine Mitarbeiter seien. Da habe er die Sache gestoppt. 2) Er hat mit dem Bordellchef über einen Catering-Service für Seniorenheime verhandelt. Er habe dann aber von der Idee, den Anbieter für die Lieferungen impfen zu lassen, abgesehen und andere Schutzlösungen gefunden. So oder so – es gibt eine dritte Fortsetzung der Geschichte. Demnächst hier, in Ihrem Checkpoint. | |||
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Der moralische Absturz der Unionsfraktion alarmiert jetzt auch die FDP: Marco Buschmann, 1. PGF der Liberalen, sieht in einer „vertraulichen Analyse“ (6 Seiten, liegt dem Checkpoint vor) auf CDU und CSU wegen ihres Affären-Umgangs „eine politische Explosion“ zukommen. Titel des Papiers: „Deutschlands liberale Demokratie vor politischen Korruptionsschäden schützen“. Die Lage der Union beschreibt Buschmann so: „Erst Strahlenkranz, dann Pulverfass!“ Die positive Wahrnehmung Merkels habe der Union einen „Heiligenschein“ verschafft, unter dem ihr eine starke „Kompetenzvermutung“ zugewachsen ist. Der harte Kontrast zwischen Vertrauensvorschuss und Wirklichkeit sei jetzt „Sprengstoff“ mit „Zerstörungskraft“. Den Eindruck, dass Politik käuflich ist, hält Buschmann für fatal: Es ist für ihn „der gefährlichste Angriffsvektor des destruktiven Populismus“. | |||
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Eine der Empfehlungen Buschmanns lautet: mehr Transparenz: Dazu folgender Hinweis: Das Abgeordnetenbüro von Jens Spahn hat unsere Anfrage nach den Namen der zwölf Jünger, pardon, spendierfreudigen Unternehmer, denen eine gesellige Corona-Mahlzeit mit dem Minister je 9999 Euro wert war (genau 1 Euro unter der Veröffentlichungsschwelle), noch immer nicht beantwortet (oder besser gesagt: komplett ignoriert). Vielleicht gab Spahn den Herrschaften ja, so wie einst Helmut Kohl, sein Ehrenwort. | |||
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Die Affären der Union wirbeln auch die Entscheidung über deren Kanzlerkandidaten durcheinander – anders als so manches Maskengeschäft, läuft das jetzt nicht mehr wie geschmiert. Die Parteichefs Armin Laschet und Markus Söder bangen jeden Morgen, ob die nächste Bombe bei der CDU hochgeht oder bei der CSU (gestern waren mal wieder die Bayern dran). Unserer Unions-Experte Robert Birnbaum hat die Chancen und die Fähigkeiten der beiden hier für Sie gecheckt (Abo). Und was meinen Sie? | |||
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Auch die Grünen haben sich noch nicht entschieden, wen Sie im Bundestagswahlkampf an die Spitze stellen. Unser Korrespondent Felix Hackenbruch, der vom Checkpoint ins Hauptstadtbüro gewechselt ist, meint: Annalena Baerbock hat die Wahl, ob sie Kanzlerkandidatin wird – oder ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck den Vortritt lässt (Abo). Aber jetzt haben erstmal Sie die Wahl: | |||
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