Die Deutschen sind wild auf Ingwer. Die Importmenge der krautigen Gewürzpflanze vervierfachte sich in den vergangenen zehn Jahren auf nahezu 32 000 Tonnen pro Jahr. Das hat offenbar einen sehr guten Grund, bestätigt eine maßgeblich vom Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie in Freising durchgeführte Studie. Die geschmacklich dominierenden Scharfstoffe stimulieren das Immunsystem, und zwar bereits in Mengen, die der Mensch durch einen hohen, aber nicht exorbitanten Konsum von Ingwertee erreichen kann.
Testpersonen tranken einen Liter innerhalb von 20 Minuten auf nüchternen Magen. Der Tee war aus 100 zerkleinerten Gramm einer frischen Knolle zubereitet. 15 Minuten ließ man ihn ziehen. Ab 30 Minuten nach dem Konsum maßen die Lebensmittelexpertinnen Gaby Andersen und Veronika Somoza deutlich erhöhte Konzentrationen eines Stoffs namens (6)-Gingerol. Dann wiesen sie nach, dass nicht nur Nerven-, sondern auch Immunzellen auf ihn reagierten. Diese Zellen – neutrophile Granulozyten – wehren Bakterien ab. Der Ingwerscharfstoff versetzte sie in erhöhte Alarmbereitschaft. Andersen sieht durch diese Ergebnisse die Annahme gestützt, „dass der Konsum üblicher Ingwermengen ausreichen kann, zelluläre Antworten des Immunsystems zu modulieren“. Das könnte heißen: Wer nicht zu den Ingwerverächtern zählt, sollte öfter zur Knolle greifen.
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |