Sie sind schuld! Also sie alle zusammen. Und ich natürlich auch. Das sagt zumindest Klaus Püschel. Und Klaus Püschel muss es wissen. Der emeritierte Hamburger Rechtsmediziner hat viele Bücher über Schuld und Schuldfragen publiziert – unter anderem „Sex and Crime. Die Wahrheit ist der beste Krimi“ oder auch „Ärztliche Diagnose und juristische Entscheidung“. Für einen Aufschneider wie Püschel gehört Schuldabklärung also zum Tagesgeschäft. Wenn Sie jetzt aber noch wissen wollen, woran wir eigentlich genau Schuld tragen, sollten Sie unbedingt das Interview lesen, dass Alissa Kim Neu mit dem renommierten Pathologen geführt hat. Schnell nämlich würde es ihnen dann wie Schuppen von den Augen fallen: Die Gesellschaft, also wir alle, trage laut Püschel die Verantwortung dafür, dass derzeit wichtige Obduktionen blockiert würden. Und wichtig sind laut Püschel unter anderem Obduktionen, die abklären können, ob jemand in Folge einer Covid-19-Impfung gestorben ist. Nach Meinung des Hamburger Rechtsmediziners sind das vermutlich nicht viele Menschen. Indes, sein Heidelberger Kollege Peter Schirmacher ist anderer Meinung. Der nämlich geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Wer am Ende Recht behalten wird, lässt sich jetzt natürlich noch nicht sagen. Aber gerade deshalb, so Püschel, müsse jetzt endlich obduziert werden: „Bis jetzt verlassen wir uns auf die Angaben in der Todesbescheinigung, und das Paul-Ehrlich-Institut wertet das dann aus. Aber diese Angaben sind ja keine verlässlichen Sektionsergebnisse“, so Püschel in unserem Interview. Verlässlicher ist da schon die Landesliste, mit der die CSU heuer unter Markus Söder in den Bundestagswahlkampf zieht. Die nämlich ist zum ersten Mal in der Geschichte der Christsozialen paritätisch besetzt: Auf den insgesamt 46 Plätzen kandidieren 23 Männer und 23 Frauen. Wer indes meint, sich deshalb auch schon auf praktizierte Gleichberechtigung verlassen zu können, wird spätestens dann enttäuscht, wenn er den Artikel „Söder auf Paritäts-Trip“ unseres Autors Hugo-Müller Vogg liest. Die Krux ist nämlich die: „Die CSU dürfte die meisten der 46 bayerischen Wahlkreise direkt gewinnen; dort kandidieren aber überwiegend Männer. Sollte die Partei hingegen einige Direktmandate an die Grünen abgeben müssen, könnte der eine oder die andere über die Liste in den Bundestag einziehen. An der männlichen Dominanz unter den Bundestagsabgeordneten wird das aber nicht viel ändern. So gesehen ist Söders paritätische Liste eher eine symbolische Angelegenheit.“ Das indes ist in diesem Fall natürlich einzig und ausschließlich Söders Schuld. Wobei – der männliche Teil der Gesellschaft trägt schon eine Mitverantwortung, das sieht vermutlich auch „Sex and Crime“-Autor Klaus Püschel so. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |