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Liebe/r Leser/in,

die Adventszeit fühlt sich in diesem Jahr kälter an als sonst. Es fällt mir schwer, dieses Gefühl namens Gemütlichkeit oder Geborgenheit zu spüren, das seit Kindestagen die Vorweihnachtszeit bestimmt. Auf meinem Handy leuchten in bedrückender Regelmäßigkeit Bilder aus den Trümmern der Ukraine auf. Ein guter Freund schickt sie mir per WhatsApp. Die Fotos zeigen Menschen, die nur drei Stunden Strom am Tag haben, sich die Hände im Wohnzimmer bei Minusgraden an Kerzen wärmen. Ein Bild zeigt einen Kiewer, wie er das Wasser aus einem Aquarium lässt – um im Dunkeln putzen zu können.

Gänzlich unerträglich ist für mich der Gedanke, dass das Sterben und Zerstören in diesem europäischen Land wohl auch über die Weihnachtstage weitergehen wird – wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Vielleicht wäre es eine Idee, wenn der Papst in diesem Jahr die Heilige Nacht statt im Petersdom in der katholischen St.-Nikolaus-Kathedrale oder der orthodoxen Christi-Geburtskirche in Kiew verbringen würde – zusammen mit Vertretern der großen christlichen Religionen. Das könnte selbst Wladimir Putin beeindrucken.

Offensichtlich keinen Eindruck haben die Offerten des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dessen amerikanischen Amtskollegen Joe Biden vor einer Woche im Kreml hinterlassen. Macron sprach einen Gedanken aus, der leider nur im Westen nachhallte: Zu einer Friedensregelung für den Ukraine-Krieg müssten Sicherheitsgarantien auch für Russland gehören. Und Biden bekundete beinahe zeitgleich: „Ich bin bereit, mit Herrn Putin zu reden, wenn er tatsächlich daran interessiert ist, nach einem Weg zu suchen, den Krieg zu beenden.“

Ich finde, Macron, vor allem aber Biden haben eigentlich nur Selbstverständlichkeiten zum Ausdruck gebracht. Wer einen Krieg di­plo­matisch beenden will, braucht einen Interessensausgleich der Kriegsgegner. Und wer nicht grundsätzlich zum Gespräch auch mit dem Aggressor bereit ist, wird Verhandlungen nicht einmal beginnen können. Jede andere Lösung setzt den militärischen Sieg einer Seite voraus. Der aber ist im Ukraine-Konflikt nicht in Sicht, denn weder vermag die Ukraine derzeit die russischen Truppen aus dem Land zu vertreiben, noch können diese die Ukraine unterwerfen, wie ursprünglich geplant war. Ich denke, dass wir im nächsten Jahr neue Ideen brauchen, um diesen Krieg mit seiner enormen Zerstörungskraft – militärisch, politisch, ökonomisch und humanitär – zu einem Ende zu bringen.

Angela Merkel erinnerte diese Woche in Zusammenhang mit der Vernachlässigung der Bundeswehr während ihrer Kanzler-Jahre an den Nato-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979, der das Problem der einseitigen sowjetischen Aufrüstung im Bereich der atomaren Mittelstreckenraketen mit einer Mischung aus Nachrüstung und Diplomatie anging. Merkel ging es darum, dass in ihrer Zeit im Sinn des Zwei-Prozent-Ziels zu wenig für den Bereich Rüstung getan worden sei. Ich finde den Verweis auf den Doppelbeschluss von vor genau 43 Jahren aber auch mit Blick auf den kriegerischen Konflikt in der Ukraine spannend.

Warum verbindet der Westen nicht erneut die Androhung militärischer Mittel mit einem Verhandlungsangebot? So könnte die Nato Putin zu einem sofortigen Waffenstillstand und anschließenden Verhandlungen über eine Beendigung des Konflikts auffordern. Sollte er das verweigern, sähe man sich gezwungen, den Forderungen der Ukraine nach der Lieferung u. a. moderner westlicher Kampfpanzer wie dem Leopard 2 nachzukommen. Der Kreml würde also vor die Alternative gestellt zwischen einer diplomatischen oder militärischen Lösung des Konflikts.

Ich bin kein Militärstratege und kein Politiker, es gibt sicher andere und bessere Strategien. Aber ich bin mir sicher, dass wir mehr Fantasie und weniger Denkverbote benötigen werden, um einen Krieg im kommenden Jahr rasch zu beenden, der bereits unermessliches Leid über die Ukraine gebracht hat und zugleich die globale Ökonomie zunehmend bedroht. Und ja: Ein humanitäres Weihnachtswunder in der Ukraine wäre schön!

Ich wünsche Ihnen einen friedlichen dritten Advent.

Herzlich Ihr

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Robert Schneider,
Chefredakteur FOCUS-Magazin

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