Liebe Frau Do, nach dem achtstündigen Corona-Gipfel hat sich die allgemeine Einigkeit schnell wieder verflüchtigt. Und auch die Realität holt die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin ein. Viel hatten sie davon gesprochen, die Infektionen müssten zurückverfolgt werden. Doch das war in NRW selbst bei der noch relativ geringen Zahl der Neuinfektionen vor drei Wochen schwer, wie Clemens Boisserée und unsere Lokalredaktionen recherchiert haben. Fast jede zweite Ansteckung konnte eben nicht zum Ursprung zurückverfolgt werden. Die Infektionsketten liegen also trotz aller Bemühungen weitgehend im Dunkeln. Wie soll das erst werden, wenn die Zahlen weiter exponentiell steigen? Heute Morgen meldet das Robert Koch-Institut zumindest 7334 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages in Deutschland – und damit einen neuen Höchstwert; mehr dazu in unserem Liveblog. Die brutale Mathematik der Pandemie bringt Ihnen Martin Kessler näher. Und falls Sie sich fragen, wann denn nun eigentlich welche Regeln wo gelten sollen, helfen Ihnen Max Plück, Georg Winters und Gregor Mayntz weiter, jedenfalls so gut es geht. Besonders genau betrachtet wurde in Berlin NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der in sieben Wochen zum CDU-Vorsitzenden gewählt werden will und als möglicher Kanzlerkandidat gilt. Doch ein Teilnehmer aus einem anderen Bundesland zeigt sich skeptisch: „Das war kein Auftritt, mit dem er seine Kanzlertauglichkeit unter Beweis gestellt hat.“ Von der C- zur K-Frage: Jan Drebes, Gregor Mayntz und Max Plück haben recherchiert, wie Laschet beim Corona-Gipfel ankam und was das bedeutet. Bei aller berechtigten Kritik: Ich finde den Rahmen, den Bund und Länder jetzt gemeinsam setzen, schlüssig, und mich besorgen die steil ansteigenden Kurvenverläufe. „Flatten the curve“ hieß es vor einem halben Jahr, und diese Aufgabe steht jetzt wieder an. „Unglaublich viel mitgemacht“ hätten die Menschen in Deutschland, sagte Merkel und meinte damit die weitgehende Regeltreue. Aber die Menschen haben auch in einem anderen Sinne viel mitmachen, nämlich aushalten müssen. Warum es aus meiner Sicht nicht anders geht, schreibe ich in meinem Leitartikel. Ein prominentes Opfer der Pandemie könnte das Düsseldorfer Kommödchen werden. Die bedeutende Bühne für politisches Kabarett ist aktuell bis Ende des Monats geschlossen, und wenn es bei den beschlossenen Corona-Regeln bleibt, öffnen sich die Türen nicht mehr. Das hat Theaterchef Kay Lorentz unserem Kulturchef Lothar Schröder angekündigt. Ich mag an das Ende noch nicht glauben, es muss doch etwas zu machen sein. Zuversicht gehört jetzt zu den wichtigsten Eigenschaften. Und die fängt spätestens heute an: Das Wochenende liegt fast vor uns und wird großartig. Einverstanden? Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |